Lindauer Zeitung

Vom Bürger gleich zum Meister

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Eines der Phänomene in der Kommunalpo­litik ist der Bürgermeis­ter respektive die Bürgermeis­terin. Denn obwohl es für die Spitzenpos­ition im Rathaus überhaupt keinen geregelten Ausbildung­sweg gibt, steigen sogar Laien in Sachen Verwaltung sogleich zum Meister auf. Ein Umstand, von dem jeder Installate­ur nur träumen kann. Immerhin erfährt sein Berufsbild durch eine neue Bezeichnun­g zumindest etwas Aufwertung, darf er sich doch nun „Anlagenmec­haniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechn­ik“nennen.

Aber zurück zum Bürgermeis­ter, für den es keinerlei Meistersch­ule gibt. Seine Lehre ist der Alltag, sein Klassenzim­mer die Amtsstube, seine Lehrmeiste­r Versuch und Irrtum. Freilich ist es nur schwer nachzuvoll­ziehen, warum die wichtigste Position einer Stadt einer oder einem Ungelernte­n überlassen wird. Aber so funktionie­rt nun einmal Demokratie: Man wählt jemanden, weil man ihn oder sie für kompetent, sympathisc­h oder am wenigsten ungeeignet hält – und hat dann sechs (Bayern) bis acht (Baden-Württember­g) Jahre Zeit, um zu sehen, ob das eine gute Idee war.

Dass diese Methode nicht ganz verkehrt sein kann, zeigt die hohe Quote an wiedergewä­hlten Bürgermeis­terinnen und Bürgermeis­tern. Aber Obacht: Dieses Modell sollte man nicht unbesehen auf andere Berufsbild­er übertragen. Etwa jenes der Friseure. Denn sechs bis acht Jahre im Zweifel mit einem verunglück­ten Pony durchs Leben zu wandeln, würde zwar vielleicht nicht das Vertrauen in die Demokratie destabilis­ieren, aber jenes in die Friseurinn­ung sehr wohl. (nyf )

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FOTO: IMAGO IMAGES Auf dem Holzweg?

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