Ex-Chef Mitsch will Werteunion auflösen
Mit der Bundespräsidenten-Kandidatur für die AfD habe Max Otte „eine rote Linie überschritten“
(dpa) - Nach der Aufstellung des Chefs der erzkonservativen Werteunion, Max Otte, als Bundespräsidenten-Kandidat der AfD wird der Ruf nach einer Auflösung des Vereins laut. Ottes Vorgänger Alexander Mitsch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), Otte habe „mit der Kandidatur eine rote Linie überschritten“. Nach der Wahl von Friedrich Merz zum CDUVorsitzenden „sollte sich die Werteunion nun geordnet auflösen“. Otte kündigte an, er werde sein Vorsitzendenamt und alle anderen parteipolitischen Aktivitäten „aus Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten und seiner Würde“bis nach der Bundesversammlung am 13. Februar ruhen lassen.
Die CDU-Spitze hatte dem 57-Jährigen am Vortag als Konsequenz aus seiner Kandidatur für die AfD mit sofortiger Wirkung seine Mitgliedsrechte entzogen. Zudem wurde ein Verfahren zum Ausschluss Ottes aus der Partei eingeleitet. Der Deutschen Presse-Agentur in Berlin teilte Otte mit, er habe die Entscheidung des CDU-Vorstands zur Kenntnis genommen. Zugleich erklärte er: „Sollte die CDU noch einen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten nominieren, der sich aktiv dafür einsetzt, die Spaltung des Landes zu überwinden, ziehe ich meine Kandidatur zurück.“Die CDU hat sich entschieden, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen, sondern bei der Bundesversammlung Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier zu unterstützen.
Mitsch, der die Werteunion 2017 mit gegründet hat und zeitweise ihr Vorsitzender war, ist im Sommer 2021 wegen des Kurses von Otte aus dem Verein ausgetreten. Er nannte die Kandidatur Ottes auf dem AfDTicket inakzeptabel. Otte „diskreditiert damit alles, wofür die Werteunion steht“. Dass die Kandidatur vom rechten AfD-Flügel unterstützt wird, mache alles noch schlimmer. Mitsch plädierte dafür, Otte den Chefposten zu entziehen. Dass die CDU ein Parteiausschlussverfahren gegen Otte in Gang gesetzt habe, sei zwingend. Jene Mitglieder, die an einer wirtschaftsliberalen und konservativeren Politik interessiert sind, sollten sich verstärkt in der Union engagieren.
Die stellvertretende Vorsitzende der Werteunion, Simone Baum, sagte der „Welt“: „Als Bundesvorstand missbilligen wir Max Ottes Zusage zur Nominierung durch die AfD ausdrücklich. Die Werteunion ist in einer großen Krise.“Allein am Dienstag seien beim Bundesvorstand 20 Austritte eingegangen.