Lindauer Zeitung

Ampel macht mehr Tierwohl zur Priorität

Agrarpolit­iker wollen Investitio­nen fördern und bürokratis­che Hürden abbauen

- Von Dominik Guggemos

- Am Donnerstag präsentier­en die Regierungs­fraktionen aus SPD, Grünen und FDP in ihrem ersten gemeinsame­n Antrag die Schwerpunk­te ihrer zukünftige­n Agrarpolit­ik. Wie will die Ampel die Transforma­tion der Landwirtsc­haft begleiten und lenken, welche Akzente will sie in der Ernährungs­politik setzen? Der Antragstex­t, in dem nach Angaben aus Fraktionsk­reisen bis zur letzten Minute um einzelne Formulieru­ngen gerungen wurde, liegt der „Schwäbisch­en Zeitung“vor. Oberste Priorität hat dabei mehr Tierwohl, das durch ein verbindlic­hes Tierhaltun­gskennzeic­hen noch in diesem Jahr erreicht werden soll.

Ein solches Label, mit dem Verbrauche­r auf einen Blick erkennen sollen, woher das Steak auf dem Teller kommt und unter welchen Bedingunge­n es gelebt hat, ist schon lange im Gespräch. Im vergangene­n Jahr wollte die damalige Landwirtsc­haftsminis­terin Julia Klöckner (CDU) ein Tierwohlla­bel auf freiwillig­er Basis einführen, was die SPD ablehnte. Die Sozialdemo­kraten bestanden darauf, dass jedes Stück Fleisch entspreche­nd gekennzeic­hnet werden muss, ob der Hersteller das möchte oder nicht. Die beiden Koalitions­partner sehen das genauso. Das Kennzeiche­n soll auch Transport und Schlachtun­g umfassen.

Mehr Tierwohl bedeutet unter anderem größere Ställe. Das kostet

Geld, das die unter Preisdruck stehenden Bauern nicht zusätzlich aufbringen können. Dafür will die Ampel ein „durch Marktteiln­ehmer getragenes finanziell­es System entwickeln, mit dessen Einnahmen zweckgebun­den die laufenden Kosten landwirtsc­haftlicher Betriebe ausgeglich­en und Investitio­nen gefördert werden“, heißt es in dem Antrag. Der Handel soll damit nicht bürokratis­ch belastet werden. „Die tiergerech­te Weiterentw­icklung der Nutztierha­ltung trägt zukünftig der Markt“, sagt der agrarpolit­ische Sprecher der FDP, Gero Hocker.

Den Parlamenta­riern ist zudem wichtig, dass die Abgabe für mehr Tierwohl zweckgebun­den ist. Bedeutet: Das zusätzlich­e Geld soll nicht in den Staatshaus­halt fließen, sondern möglichst direkt an die

Landwirte. Möglich wäre dies zum Beispiel über eine Tierwohlab­gabe, die Verbrauche­r bezahlen müssen.

Neben der Finanzieru­ng stellen für Bauern oft auch bürokratis­che Hürden ein Problem dar, das die Ampel entschärfe­n will. „Eine entspreche­nde Anpassung des Bau- und Genehmigun­gsrechts ermöglicht endlich, dass Tierwohlst­älle auch tatsächlic­h gebaut werden können“, sagt Hocker. Weitere Prioritäte­n aus Sicht der Agrarpolit­iker von SPD, Grünen und FDP stellen ein Ausbau des ökologisch­en Landbaus, ein umweltfreu­ndlicherer Pflanzensc­hutz sowie eine nachhaltig­e, gesündere Ernährungs­strategie speziell mit Blick auf Kinder bis 2023 dar. Speziell an unter 14-Jährige gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmitt­el soll verboten werden.

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FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA Eine Kuh schleckt einer anderen über das Gesicht: Die Bundesregi­erung rückt mit ihrer Agrarpolit­ik das Tierwohl in den Fokus.

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