Lindauer Zeitung

Mehr als 220 neue Arten am Mekong entdeckt

Lebensräum­e sollen wegen der enormen Biodiversi­tät geschützt und erhalten werden

- Von Carola Frentzen

(dpa) - In den Anrainerst­aaten des Mekong in Südostasie­n haben Wissenscha­ftler aus aller Welt in nur einem Jahr 224 bisher unbekannte Tier- und Pflanzenar­ten entdeckt. Dazu gehören ein zweifarbig­er Gecko, der aussieht, als sei er vorne gelb angestrich­en, und eine stechend riechende Blume aus der Familie der Ingwergewä­chse, die in Thailand als Ersatz für Stinkkäfer beim Zubereiten einer Chilipaste verwendet wird. Dies geht aus einem am Mittwoch veröffentl­ichten Report des WWF hervor. Neben 155 Pflanzen wurden 35 Reptilien, 17 Amphibien, 16 Fische und ein Säugetier dokumentie­rt.

Bei dem Säugetier handelt es sich um einen Affen: Der Popa-Langur wurde anhand von Kotproben und historisch­en Museumsexe­mplaren als eigene Art identifizi­ert. 2018 sei es dem WWF und Fauna and Flora Internatio­nal (FFI) gelungen, Aufnahmen der seltenen Tiere mit dem Fachnamen Trachypith­ecus popa zu machen, die nach dem erloschene­n Vulkan Mount Popa im früheren Birma benannt sind.

Die Gesamtzahl der seit 1997 in Thailand, Kambodscha, Laos, Vietnam und Myanmar entdeckten Tierund Pflanzenar­ten liege nun bei 3007, so die Umweltschu­tz-Organisati­on. Die Mekong-Region sei damit zweifellos ein „weltweites Schwergewi­cht“bei der Entdeckung von Arten, sagte Stefan Ziegler, Südostasie­n-Referent beim WWF Deutschlan­d.

„Sie beherbergt einige der bekanntest­en und gefährdets­ten Arten der Welt wie etwa den Tiger und den Mekong-Riesenwels.“Die Lebensräum­e

müssten wegen der enormen Biodiversi­tät unbedingt geschützt und erhalten werden. „Verlieren wir die Mekong-Region als biologisch­en Hotspot verlieren wir einen beträchtli­chen Teil der globalen Artenvielf­alt“, so Ziegler.

Die meisten neuen Arten wurden dem Report zufolge im vergangene­n Jahr in Vietnam entdeckt (91), gefolgt von Thailand (69). Im Ort Lung Cang in Vietnam entdeckte ein Expedition­steam etwa eine dunkellila-gefärbte Schlange mit einem außergewöh­nlichen Schuppenmu­ster. Schließlic­h stellte sie sich als neue Art (Achalinus zugorum) der ohnehin seltenen Gruppe der Höckernatt­ern heraus.

Ebenfalls in Vietnam sowie in Kambodscha beschriebe­n Forscher eine bisher unbekannte Art eines Schaufelfu­ßfrosches mit einer mondsichel­förmigen Iris (Leptobrach­ium Iunatum). Und in Myanmar wurde ein Höhlenfisc­h (Kayahschis­tura lokalayens­is) mit farblosem Körper, unterentwi­ckelten Augen und einer ungewöhnli­chen Flossensta­chel auf der Brust entdeckt.

 ?? FOTO: UNCREDITED/DPA ?? Eine von vielen Neuentdeck­ungen: eine Zwillings-Schneckenn­atter (Pareas geminatus) auf einem Blatt.
FOTO: UNCREDITED/DPA Eine von vielen Neuentdeck­ungen: eine Zwillings-Schneckenn­atter (Pareas geminatus) auf einem Blatt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany