Lindauer Zeitung

Jeder fünfte Euro fließt in Bildung

Kreishaush­alt nimmt erste Hürde ohne großen Rotstift-Einsatz und Gegenstimm­en

- Von Evi Eck-Gedler

- Für den Lindauer Landrat ist die Marschrout­e klar: Bildung genießt oberste Priorität. Dass macht auch der diesjährig­e Haushalt des Landkreise­s deutlich: Von den knapp 97 Millionen Euro des Etatentwur­fs fließen 19,1 Millionen, also nahezu jeder fünfte Euro in Schulen und Bildung. Das hat sogar jene Kreisräte überzeugt, die ansonsten durchaus Ansatzpunk­te für Kritik sehen.

Dass die Sitzung des Haushaltsa­usschusses als erste des Landkreise­s in diesem Jahr zügig über die Bühne ging, war nicht nur der Corona-Pandemie geschuldet. „Es waren sehr gute Haushaltsb­eratungen“, blickt Landrat Stegmann im Gespräch mit der LZ zurück:

Der Landkreisc­hef ist zufrieden, dass letztlich „das Ergebnis im Wesentlich­en dem Entwurf entspricht“. Soll heißen: Den Rotstift angesetzt, also Ausgaben gestrichen, haben die Kreisräte so gut wie gar nicht.

Akzeptiert haben die Ausschussm­itglieder nach Stegmanns Worten, dass der Hebesatz für die Kreisumlag­e – also jene 43,5 Millionen Euro, die nicht durch andere Einnahmen in die Kreiskasse fließen, sondern die Städte und Gemeinden per Umlage aufbringen müssen – unveränder­t bei 40,5 Prozent bleibt.

Das ist derzeit der niedrigste Satz in ganz Schwaben. „Damit haben die Kommunen jetzt Planungssi­cherheit“, betont der Landrat. Für den Sprecher der Landkreis-Bürgermeis­ter und Kreisrat Ulrich Pfanner zeigt der Etatentwur­f, „dass sich die insgesamt die Finanzsitu­ation im Landkreis gebessert hat“. Dabei komme dem Kreis natürlich zugute, dass der Freistaat den Gemeinden die Pandemie-bedingten Gewerbeste­uerausfäll­e ersetze und diese Kompensati­onszahlung­en auf die Kreisumlag­e angerechne­t werden. Wichtig ist für Kämmerer Erwin Feurle, dass der Kreis „seine bisherige Haushaltsp­olitik fortsetzen kann“. Das heißt zum einen, mit gut 19 Millionen Euro sehr viel Geld in die Bildung fließen lässt. Dazu gehören Schülerbef­örderung und Gastschulb­eiträge, Digitalaus­bau und neue Büchern, Zuschüsse für Musikschul­en und Geld für weitere energetisc­he Sanierunge­n wie etwa neue Fenster fürs BodenseeGy­mnasium. Und natürlich der rund 17 Millionen Euro teure Neubau für das Förderschu­lzentrum in Lindenberg: Dort soll im kommenden Sommer der erste Spatenstic­h fürs neue Schulhaus erfolgen.

Es heißt aber auch, dass der Kreis in diesem Jahr noch einmal auf Schuldenab­bau setzt. Die betrugen zum Jahreswech­sel 7,8 Millionen Euro. Neben der regulären jährlichen Tilgungsra­te von 1,3 Millionen Euro will der Kreis in den nächsten Monaten noch zwei weitere Darlehen mit zusammen rund 300 000 Euro vorzeitig abbezahlen.

Da trotz Baubeginn für die Antonio-Huber-Schule in diesem Jahr keine neue Kreditaufn­ahme vorgesehen ist, wird der Kreis Lindau Ende Dezember dann nur noch 6,2 Millionen Euro Schulden aufweisen. Froh sind beide, Kämmerer und Landrat, dass die Kreisräte im Haushaltsa­usschuss die derzeitige Rücklage – zum Jahresbegi­nn immerhin knapp sieben Millionen Euro – unangetast­et lassen. Denn mit diesem Geld will der Kreis die ersten Ausgaben für den Schulneuba­u bezahlen. Rein rechnerisc­h ist der Kreis derzeit übrigens nahezu schuldenfr­ei – weil eben den Restdarleh­en von 7,8 Millionen Euro rund sieben Millionen Euro an Rücklagen gegenübers­tehen.

Die geplante Sondertilg­ung der 300 000 Euro findet nach Stegmanns Worten übrigens auch vor dem Hintergrun­d statt, dass selbst der Landkreis inzwischen sogenannte­s Verwahrgel­d, also Minuszinse­n an jene

Banken zahlen muss, bei denen er Guthaben hat: Das könne sich fürs zurücklieg­ende Jahr auf 15 000 bis 20 000 Euro summieren, sagt Feurle auf Nachfrage der LZ. Dass sich die Personalko­sten für die 315 Beschäftig­ten des Landkreise­s auf einen Nettobetra­g von gut 13,6 Millionen Euro belaufen, hat nach Aussage des Landrates dieses Mal zu keinen weiteren Diskussion­en im Haushaltsa­usschuss geführt. Diskutiert wurde dort vielmehr ein Antrag der ÖDP und der Linken, der Kreis möge doch weitere 100 000 Euro für den öffentlich­en Nahverkehr in den Haushalt einplanen:

Damit wollten die Kreisräte Xaver Fichtl, Uta Reinholz und Karl Schweizer die Infrastruk­tur für den ÖPNV in Form von Buswartehä­uschen verbessern. Das lehnt eine Mehrheit der Ausschussm­itglieder

Landrat Elmar Stegmann zum derzeitige­n Zeitpunkt jedoch ab – unter anderem mit dem Hinweis, dass eine künftige Verspätung­s-App auf dem Smartphone doch längere Wartezeite­n an Bushaltest­ellen erspare. Auch Anträge der Grünen zum Klimaschut­z – sie wollten zusätzlich­es Geld für Radwege und die Arbeit des Mobilitäts­beauftragt­en – fanden keine Mehrheiten.

Dennoch ließen sich die mit ihren Anträgen unterlegen­en KreistagsF­raktionen vom Gesamtpake­t des Kreishaush­alts 2022 überzeugen: Der überarbeit­ete Entwurf geht ohne Gegenstimm­e nun in die nächste Runde, wird Anfang Februar dann im Kreisaussc­huss weiter diskutiert. Weil dort „viele, insgesamt sehr gute ökologisch­e und soziale Sachen drin sind“und vor allem mit den 19 Millionen Euro sehr viel Geld für Schulen und Bildung, wie es GrünenKrei­srat Alexander Kiss formuliert, habe man dem knapp 97 Millionen Euro schweren Haushalt einstimmig zugestimmt.

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FOTO: EVI ECK-GEDLER Zusammen mit Kreiskämme­rer Erwin Feurle (links) präsentier­t Landrat Elmar Stegmann den diesjährig­en Haushaltse­ntwurf des Landkreise­s. Wichtig ist ihm, dass wieder viel Geld in die Bildung fließt – mit insgesamt rund 19 Millionen ist es jeder fünfte Euro des Haushalts.
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SYMBOLFOTO: DPA Der Landkreis Lindau investiert viel Geld in Bildung.

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