Lindauer Zeitung

AfD will den Rechtsweg beschreite­n

AfD-Politiker Bayerbach machte Falschauss­age – Nun wurde er als Bildungsau­sschuss-Vorsitzend­er abgesetzt

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(dpa) - Es ist ein bislang einmaliger Vorgang in der Geschichte des bayerische­n Landtags: Der AfD-Abgeordnet­e Markus Bayerbach ist als Vorsitzend­er des Bildungsau­sschusses abgewählt worden. Ihm wird vorgeworfe­n, in einer Debatte um einen internen AfD-Chat mit teilweise radikalen Inhalten die Unwahrheit gesagt zu haben.

Neun von elf anwesenden Ausschussm­itgliedern stimmten am Donnerstag in einer geheimen Abstimmung für die Absetzung Bayerbachs, zwei dagegen. Damit war die nötige Zweidritte­lmehrheit erreicht – allerdings stimmte mindestens ein Vertreter oder eine Vertreteri­n einer der anderen Fraktionen für Bayerbachs Verbleib im Amt.

Die AfD muss nun einen neuen Kandidaten als Vorsitzend­en benennen, die Wahl könnte dann kommende Woche sein. Allerdings: Die AfDFraktio­n will Bayerbachs Abwahl nicht hinnehmen, sondern juristisch dagegen vorgehen. Man stehe als Fraktion uneingesch­ränkt hinter Bayerbach und werde nun „den Rechtsweg beschreite­n“, teilte der AfD-Landtagsab­geordnete Uli Henkel mit. Wann, wo und wie genau ließ die Fraktion zunächst aber völlig offen.

Der Bayerische Rundfunk hatte Anfang Dezember aus teilweise radikalen Inhalten einer geschlosse­nen Telegram-Gruppe mit dem Namen „Alternativ­e Nachrichte­ngruppe Bayern“zitiert. Dort fielen unter anderem die Begriffe Umsturz, Revolution und Bürgerkrie­g. Mit in der Gruppe waren dem Bericht zufolge große Teile der AfD-Fraktion, der bayerische­n AfD-Bundestags­gruppe und des AfD-Landesvors­tands. Bayerbach hatte in einer Debatte im Bildungsau­sschuss damals erklärt, er sei nicht Mitglied der Gruppe. Daraufhin

hielt ihm Matthias Fischbach (FDP) vor, nach BR-Recherchen habe es dort 458 Äußerungen Bayerbachs gegeben – der AfD-Politiker sage also die Unwahrheit. Dies mündete in den Antrag auf Bayerbachs Absetzung als Ausschuss-Chef.

Bayerbach erklärte in einer schriftlic­hen Stellungna­hme noch im Dezember, er habe nicht behauptet, niemals in dieser Gruppe gewesen zu sein, insofern treffe der Vorwurf „jedenfalls nicht in vollem Umfang zu“.

Er sei auf die damalige „Befragung“gänzlich unvorberei­tet gewesen und habe deshalb auch seine ganzen Chats nicht gründlich genug überprüft. „Eine vorsätzlic­he Lüge war natürlich nicht beabsichti­gt, bei öffentlich­er Vorlage des Chats wäre dies ja auch vollkommen sinnbefrei­t gewesen“, schrieb Bayerbach weiter.

Seine Aussage, „aktuell nicht mehr in dieser Gruppe zu sein“, sei zwar seiner subjektive­n Wahrnehmun­g nach richtig gewesen, habe aber der objektiven Wahrheit insofern nicht entsproche­n, „als dass diese Chatgruppe lediglich stummgesch­altet und zu den archiviert­en Chats verschoben worden war“.

Der AfD steht der Vorsitz des Bildungsau­sschusses zu – das war nach der Landtagswa­hl 2018 das Ergebnis der Aufteilung zwischen den Fraktionen. Unklar war aber am Donnerstag zunächst, wer als Ersatz für Bayerbach infrage kommen könnte: Neben Bayerbach gehört dem Ausschuss seitens der AfD nur die Abgeordnet­e Anne Cyron an, die aber mit im Zentrum der Chat-Affäre steht und deren Rolle im Dezember auch Anlass für die Debatte im Bildungsau­sschuss war. Die Absetzung eines Ausschussv­orsitzende­n ist ein Novum in der Geschichte des Landtags. Alle Fraktionen – außer der AfD – begrüßten den Schritt.

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FOTO: CHRISTOPH TROST/DPA In einem internen AfD-Chat mit teilweise radikalen Inhalten verfasste Markus Bayerbach 458 Beiträge, was er im Nachhinein abstritt.

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