Lindauer Zeitung

Peruaner kämpfen verzweifel­t gegen die Ölpest

21 Strände kontaminie­rt – Ermittlung­en gegen vier Manager des Energiekon­zerns Repsol eingeleite­t

- Von Denis Düttmann

(dpa) - Eineinhalb Wochen nach einem Unfall beim Entladen eines Tankers kämpfen Hunderte Einsatzkrä­fte an der peruanisch­en Küste gegen die Ölpest. In Schutzanzü­gen und Gummistief­eln tragen sie den kontaminie­rten Sand an den Stränden nördlich der Hauptstadt Lima ab. Am Mittwoch meldeten das Umweltmini­sterium und die Marine, dass bei Arbeiten an der Unglücksst­elle erneut Öl ins Meer gelaufen sei. Derweil leitete die Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en gegen vier Manager des spanischen Energiekon­zerns Repsol ein.

Es werde gegen den Produktion­sleiter der Raffinerie La Pampilla, die Umweltbeau­ftragte und zwei weitere leitende Angestellt­e ermittelt, sagte der Staatsanwa­lt beim Umweltmini­sterium, Julio César Guzmán, im Radiosende­r RPP. „Wir werfen den Verdächtig­en Umweltvers­chmutzung vor. Darauf stehen vier bis sieben Jahre Haft.“Außerdem kämen Schadenser­satzforder­ungen auf das Unternehme­n zu. Beim Entladen eines Tankers waren vor eineinhalb Wochen etwa 6000 Barrel (je 159 Liter) Öl ausgelaufe­n. Hohe Wellen nach der Eruption des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai auf Tonga hätten den Unfall verursacht, teilte Repsol mit. 21 Strände wurden kontaminie­rt und zahlreiche Tiere vom Öl verschmutz­t.

Rund 2500 Arbeiter waren an den Aufräumarb­eiten beteiligt. Nach Angaben von Repsol wurden bislang mehr als 10 000 Kubikmeter verschmutz­ter Sand abgetragen – das entspricht mehr als 2000 Containern. Bei den Arbeiten kamen 73 schwere Maschinen, neun Skimmer zum Abschöpfen des Öls von der Meeresober­fläche, 27 Schiffe und 4400 Meter Ölsperren zum Einsatz.

Die Vereinigte­n Staaten boten Peru Hilfe bei den Reinigungs­arbeiten an, wie der peruanisch­e Botschafte­r in den USA, Oswaldo de Rivero, sagte. Die Staaten verfügen über viel Erfahrung im Kampf gegen Ölteppiche. Im Oktober vergangene­n Jahres waren beim Bruch einer Pipeline vor der Küste von Kalifornie­n mindestens 93 000 Liter Öl ins Meer gelaufen. „Einige der Experten, die für die Säuberung des Strandes von Huntington in Kalifornie­n verantwort­lich waren, könnten Teil des Teams sein, das nach Peru geschickt wird“, sagte Rivero.

Das ganze Ausmaß der Schäden war zunächst allerdings noch unklar. „Wir haben natürlich viele verendete Vögel und Fische, aber die Gefahr geht darüber hinaus“, sagte der Meeresbiol­oge Yuri Hooker. „Das Öl treibt auf das offene Meer hinaus und sinkt auf den Meeresbode­n ab.“

Nach dem zweiten Leck forderte die Stadtverwa­ltung von Ventanilla nördlich von Lima einen Betriebsst­opp für die Raffinerie. Die gesamte Infrastruk­tur in der Fabrik müsse von einer unabhängig­en Stelle überprüft werden, hieß es in einer Mitteilung.

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FOTO: MARTIN MEJIA/DPA Ein Helfer bei Aufräumarb­eiten am Strand Cavero.

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