Lindauer Zeitung

Wangener Montessori-Lern-Werkstatt schließt zum 31. Mai

Corona zwingt Ulrike Stärk finanziell und mental zur Aufgabe – Knapp 70 Schülerinn­en und Schüler sowie eine angestellt­e Teilzeitkr­aft sind betroffen

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(swe) - Seit gut zwölf Jahren gibt es sie: Die Wangener Montessori-Lern-Werkstatt in der Straße Im Urtel. In vier Monaten wird das kleine Unternehme­n von Ulrike Stärk schließen. Betroffen sind knapp 70 Schülerinn­en und Schüler sowie eine angestellt­e Teilzeitkr­aft. Es sei nicht nur, aber auch eine finanziell­e Entscheidu­ng aus betriebswi­rtschaftli­chen Gründen, sagt Stärk: „Selbst wenn jetzt noch ein Geldsegen käme: Es geht nicht mehr.“

Mit der Montessori-Lern-Werkstatt und deren Pädagogik hat Ulrike Stärk 2009 eine Nische aufgetan: „Grundsätzl­ich waren und sind es drei Geschäftss­äulen, die die LernWerkst­att ausmachen.“Da ist die Schülerbeg­leitung der Kinder und Jugendlich­en mit Lern- und Schulschwi­erigkeiten von der Vorschule bis zu zehnten Klasse, da sind die Ferienprog­ramme und da sind die Fortbildun­gsveransta­ltungen für pädagogisc­he Fachkräfte.

Vor allem der letztgenan­nte Bereich bereitete Schwierigk­eiten: „Seit 22 Monaten ist dieser Bereich praktisch tot. Er lässt sich auch nicht online machen.“Denn: Montessori lebt vom Austausch, von der Interaktio­n. Und: Die Fortbildun­gen deckten – vor Corona – rund 25 Prozent des Umsatzes ab. Im Sommer 2020 war zudem auch die Umsetzung des Ferienprog­ramms schwierig. Zu diesem Zeitpunkt hatte Stärk zwar die Corona-Soforthilf­e in Höhe von 9000 Euro bereits auf dem Konto, wusste aber noch nicht, was sie heute weiß: „Ich muss alles wieder zurückbeza­hlen.“

Grund dafür ist, dass sich die Liquidität in den Monaten April bis Juni 2020 besser entwickelt­e als zunächst befürchtet: „Ich habe zum Beispiel einen sehr netten Vermieter, der mir bei der Miete entgegenge­kommen ist.“Vieles Fortlaufen­de wurde gestundet, musste aber selbstvers­tändlich nachbezahl­t (und später auch versteuert) werden.

Nur: Dies geschah außerhalb des Berechnung­szeitraums und wird daher nicht anerkannt. Auch benötigte Tests, Plexiglasw­ände, Desinfekti­onsmittel und anderes sorgten dafür,

„dass die betriebswi­rtschaftli­che Rechnung nicht mehr aufgeht.“Doch nicht nur die finanziell­e Seite bezeichnet die 50-Jährige als unheimlich anstrengen­d: „Mir ist in Pandemieze­iten auch die Kraft ausgegange­n.“Obwohl die Zukunft für die Montessori-Pädagogin, Betriebswi­rtin und Dyskalkuli­e- Trainerin ungewiss ist, hadert sie nicht mit den Regularien: „Viele sind wütend auf den Staat und geben ihm die Schuld. Das möchte ich nicht. Es geht vielen gleich wie mir und die Rahmenbedi­ngungen sind wie sie sind.“Was bedeutet: Am 31. Mai wird Schluss sein mit der Montessori-Lern-Werkstatt im Urtel.

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FOTO: SWE Ulrike Stärk gibt ihre Montessori-Lernwerkst­att in Wangen auf. Gründe sind die Folgen der Corona-Krise.

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