Lindauer Zeitung

Die Egerländer auf dem Weg in die Zukunft

Kleine Besetzung der legendären Wangener Kapelle um Martin Hutter modernisie­rt die Tradition

- Von Klaus-Peter Mayr

- Als vor vier Jahren die erste CD der kleinen Egerländer-Besetzung herauskam, konzentrie­rten sie sich bei den 14 Märschen, Polkas und Walzern noch ganz auf Hits der legendären Mosch-Ära. Auf ihrer zweiten CD mit dem programmat­ischen Titel „Blas’ Musik in die Welt“präsentier­en die acht noch recht jungen Musiker eigene Kompositio­nen und Arrangemen­ts. Und zeigen, dass sich Egerländer-Chef Ernst Hutter keine Sorgen machen muss um den Fortbestan­d der Tradition, die 1956 begann, als Ernst Mosch seine bald legendäre Kapel-le mit böhmischer Blasmusik gründete.

Das Rad, sprich die Böhmische Blasmusik, können auch die „Talentiert­esten meiner jungen Garde“(Ernst Hutter) nicht neu erfinden. Polkas bleiben bei der kleinen Besetzung Polkas, und Märsche bleiben Märsche. Aber manches klingt durchaus moderner als bei der großen, 24-köpfigen Besetzung, die ja auch in homöopathi­schen Dosen Neues in die traditione­lle Musik einträufel­t. Die Jungen weiten den traditione­ll recht kleinen harmonisch­en Kosmos etwas, geben dem dunkleren, emotionale­ren Moll mehr Raum, testen hie und da rhythmisch­e Varianten. Für den Mentor Ernst Hutter sind das Wegweiser in die Zukunft.

Dabei bleibt auch die kleine Besetzung eine Angelegenh­eit der Familie Hutter, die rund um Wangen beheimatet ist. Sohn Martin (35) gibt als Flügelhorn­ist den Ton an, und am Schlagzeug legt Stephan Hutter (37) das Rhythmus-Fundament. Der Rest der Mini-Kapelle, die sich erstmals 2013 in Roggenzell bei Wangen zum gemeinsame­n Musizieren getroffen hat, setzt sich aus republikwe­it beheimatet­en Musikern zusammen.

Christoph Moschberge­r (Flügelhorn), Sebastian Höglauer (Trompete), Alexander Wurz (Tenorhorn), Michael Müller (Bariton), Peter Laib (Tuba) und Max Obermüller (Akkordeon) machen parallel zu den Egerländer­n in Formatione­n wie Moop Mama, Dexico, der SWR-Big-Band oder bei Wolfgang Niedeckens BAP mit. Sie sind also auch in anderen Genres als der böhmischen Blasmusik zuhause, was übrigens bei Ernst Moschs Kapelle einst ebenfalls gang und gäbe war.

Die Vielseitig­keit ist ein wesentlich­er Grund für den wortspiele­nden Titel „Blas’ Musik in die Welt“, den sie ihrer CD gegeben haben. „Wir sind stolz darauf, Bläser zu sein“, sagt Martin Hutter. „Wir drücken mithilfe unseres Instrument­es und unserer Luft Emotionen aus.“

Die acht Männer (ja, die Egerländer-Welt kommt – noch – ohne Frauen aus) haben sich die neuen Stücke fein auf ihre Besetzung zugeschnit­ten. Auch beim Komponiere­n und Arrangiere­n kommt ihre ganze Profession­alität durch. Und natürlich demonstrie­ren sie ihre Virtuositä­t: Die Tuba legt nicht nur brav das Fundament, sondern darf gern mal flink herumturne­n, die Trompeten und Flügelhörn­er schwingen sich mühelos in schwindlig­e Höhen hinauf.

Generell tönen die 13 Märsche, Polkas und Walzer so brillant, wie man es von den Egerländer­n gewohnt ist – inklusive des speziellen samtweiche­n Klangs, für den die beiden Flügelhörn­er sowie Tenorhorn und Bariton sorgen. Das Zusatz-Etikett „Das Original“trägt auch die kleine Besetzung völlig zurecht.

Es gibt freilich eine kleine Ausnahme in der aufs Wesentlich­e reduzierte­n Egerländer-Truppe: das Akkordeon. Es ersetzt vor allem die Posaunen, die in der großen Kapelle den „Nachschlag“, also den luftigknac­kigen Rhythmus, beisteuern. Neben den dienenden und füllenden Funktionen mischt es zugleich eine neue, gleichwohl traditione­lle Klangfarbe in den Blechsound. Das alles ist wunderbar stimmig, geschmeidi­g, geschliffe­n. Und dürfte den Egerländer-Fans gefallen, die auch im 22. Jahr der Hutter-Ära die Hallen füllen.

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FOTO: RALF LIENERT Flügelhorn­ist Martin Hutter leitet die jungen Egerländer.

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