Führungskräfte dringend gesucht
Ein Quintett des VfB Stuttgart soll im Abstiegskampf tragende Rollen einnehmen
(dpa) - Aufmerksam verfolgt Sven Mislintat das Treiben auf dem Rasen. „Es ist wichtig, endlich mal wieder alle Spieler auf dem Platz zu haben“, sagt der Sportdirektor des VfB Stuttgart im Trainingslager der Schwaben in Marbella. Doch wer dort genau hinschaut, der erkennt aktuell umso mehr, was vor allem im aktuellen Abwärtsstrudel kritisiert wird: das Fehlen von Routiniers: Nachdem Verteidiger Marc Oliver Kempf das Camp verlassen und sich dem Ligarivalen Hertha BSC angeschlossen hat, ist der Altersschnitt des ohnehin extrem jungen Teams aber noch mal gesunken. Die Tage in Südspanien dürften zeigen, wer aus der Schar der vielen Talente in der Lage ist, im knallharten Kampf um den Verbleib in der Bundesliga künftig voranzugehen.
Der einstige Kapitän Kempf hatte beim VfB statt einer Führungs- zwar nur noch eine Reservistenrolle inne und nach der Binde an Wataru Endo auch seinen Stammplatz an Hiroki Ito verloren. Dennoch muss die nun fehlende Erfahrung von 110 Bundesligaspielen, die Kempf schon bestritten hat, erst einmal kompensiert werden. Die jungen Wilden des VfB, die in der Tabelle auf Platz 17 abgerutscht sind, wirkten zuletzt etwas ratlos. Sie brauchen Anführer, an denen sie sich orientieren können. VfBLegende Hansi Müller sprach zuletzt aus, was viele denken: „Beim VfB fehlt aktuell ein Führungsspieler.“
Die Verjüngungskur, der Sportdirektor Mislintat den Stuttgarter Kader seit dem Abstieg 2019 unterzogen hat, ist nicht mehr unumstritten. Da die Corona-Krise dem Club finanziell schwer zu schaffen macht, ist sie ein Stück weit aber auch alternativlos. Und jetzt, wo dem seit fünf Spielen sieg- und torlosen VfB das Wasser auch sportlich wieder bis zum Hals steht, verteidigt Mislintat den eingeschlagenen Weg umso vehementer. „Führung zu übernehmen, hat nichts mit dem Alter zu tun, sondern mit Erfahrungswerten in schwierigen Situationen, wie beispielsweise unserer aktuellen, und Anlagen in der Persönlichkeit“, sagt der 49-Jährige. Es gebe durchaus Führungsspieler beim VfB.
„Wir haben viele Jungs, die vorangehen: einen Sasa Kalajdzic, Wataru Endo, Dinos Mavropanos oder Waldemar Anton“, zählt Mislintat auf. „Auch Borna Sosa hat sich da gut weiterentwickelt.“Kapitän Endo ist nicht mit nach Marbella gereist, sondern mit Japan in der WM-Quali im Einsatz. Außenverteidiger Sosa fehlt wegen einer Zahn-OP. Torjäger Kalajdzic aber gehört zu denen, die im Trainingslager ihre Rückstände infolge langer Verletzungspausen aufholen und wieder tragende Rollen übernehmen sollen. Coach Pellegrino Matarazzo hatte ihn jüngst nicht nur für seine „Qualitäten im Sechzehner“, sondern auch explizit für seine „Führungsqualität“gelobt.
Auch Daniel Didavi, quasi der letzte verbliebene Routinier im Kader, trainiert nach auskurierten Knieproblemen wieder mit. Der Mittelfeldspieler scheint den sportlichen Anschluss aber verloren zu haben. Es gilt als unwahrscheinlich, dass der auslaufende Vertrag des 31Jährigen noch mal verlängert wird. Womöglich rüstet Mislintat trotz aller Überzeugung von seinem Personal diesen Winter auch extern noch mal nach. „Wenn, verstärken wir uns noch in der Offensive. Es muss aber wirtschaftlich und sportlich zu 100 Prozent zu uns passen.“Die, die aktuell da sind, „arbeiten sehr intensiv und konzentriert“, betont er. „Die 14 Spiele, die noch ausstehen, sind für uns alle maximal wichtig.“Und für die braucht es Führungskräfte.
Vorstandschef Thomas Hitzlsperger vom VfB Stuttgart kann den Umgang der Politik mit der Zulassung von Zuschauern zu Großveranstaltungen nicht nachvollziehen. „Wir sind über das Signal, dass wieder Zuschauer zugelassen werden, natürlich erst mal froh“, sagte der 39-Jährige. Im kommenden Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am 5. Februar könne der abstiegsbedrohte Bundesligist „jede Unterstützung gut gebrauchen“, so der frühere Nationalspieler. „Was die starke Einschränkung der Kapazitäten betrifft, schließen wir uns den Statements der DFL und der Kollegen aus der Liga aus den letzten Tagen an“, sagte Hitzlsperger aber auch. Die Deutsche Fußball Liga und mehrere Bundesliga-Clubs haben die Politik für den Verzicht auf eine weitere Öffnung der Fußballstadien für Besucher kritisiert. „Alle vorliegenden Daten zeigen, dass Fußballstadien unter 2G-Bedingungen und unter Beachtung der mit den zuständigen Behörden ausgearbeiteten Auflagen und Konzepte keine Infektionsherde sind“, so Hitzlsperger. „Die aktuellen Verordnungen ignorieren dies und stellen den gesamten organisierten Sport vor fast unlösbare Herausforderungen, sowohl finanziell und organisatorisch als auch emotional.“Veranstaltungen in Sport und Kultur sollten „nicht mehr vorrangig als Gefahrenquelle hingestellt werden“, so der Ex-Profi, „sondern geimpften Bürgern wieder Perspektiven eröffnen“. In BadenWürttemberg sind in der normalen Alarmstufe künftig wieder bis zu 6000 Zuschauer in Stadien zugelassen, wenn der Veranstalter die 2G-plus-Regel anwendet, wie es beim VfB gegen Frankfurt angedacht ist. Zehn Prozent davon sollen in der Arena auf Stehplätze entfallen. Welche Regelungen für das Spiel genau gelten, wird erst auf Grundlage der aktualisierten Corona-Verordnung am Freitag geklärt. Der Ticketverkauf für Dauerkarteninhaber startet am Dienstag, 1. Februar, um 10 Uhr über den VfB-Onlineshop. (dpa/sz)
Freiburg mit Remis gegen Sandhausen: Angreifer Nils Petersen hat nach seiner langen Leidenszeit in der Länderspielpause neues Selbstvertrauen tanken können. Der 33-Jährige rettete dem SC Freiburg im Testspiel gegen den Zweitligisten SV Sandhausen mit einem Doppelpack (52., 54.) ein 2:2 (0:1). Petersen war wegen einer Knieverletzung Ende 2021 wochenlang ausgefallen, sein einziges Saisontor in der Liga erzielte er am 2. Oktober. Der FC Augsburg trennte sich derweil im Testspiel gegen Jahn Regensburg mit 3:3 (2:2).
Brandt glaubt an Zukunft beim DFB: Nationalspieler Julian Brandt von Borussia Dortmund hofft auf eine baldige Rückkehr ins DFB-Team. „Ich glaube nicht, dass meine Zeit in der Nationalmannschaft vorbei ist. Ich habe zwar einen nervigen Knick gehabt, aber davon lasse ich mich nicht runterziehen“, sagte der BVB-Profi. Der offensive Mittelfeldspieler, der bislang 36 Länderspiele absolvierte, kam im vergangenen Jahr nur zu einem Kurzeinsatz. „Es war nicht schön, ein Jahr nicht dabei zu sein. Das muss man erst mal schlucken“, so der 25-Jährige.
Gosens wechselt zu Inter Mailand: Der Transfer des deutschen Nationalspielers Robin Gosens von Atalanta Bergamo zu Inter Mailand ist perfekt. Zunächst leiht Inter den Linksverteidiger bis Saisonende aus. Im Anschluss besteht eine Kaufpflicht, Gosens neuer Vertrag läuft bis Sommer 2026. Die „Gazzetta dello Sport“hatte zuvor berichtet, dass Inter für Gosens 27 Millionen Euro nach Bergamo überweisen muss. Gosens soll künftig drei Millionen Euro pro Jahr verdienen. Atalanta war da bereits in Abschiedsstimmung. „Gosens ist ein Spieler, der uns viel gegeben hat. Er hatte die Hoffnung und den Ehrgeiz, zu einem großen Verein zu wechseln, ich denke, er hat es verdient“, so Geschäftsführer Luca Percassi. Der 27-jährige Gosens soll Ende Februar endlich sein Comeback geben, seit Ende September ist er wegen einer langwierigen Oberschenkelverletzung außen vor.