Lindauer Zeitung

Alles auf eine Karte

- Von Ellen Hasenkamp politik@schwaebisc­he.de

Das ging schnell: Noch ist Friedrich Merz nicht mal offiziell CDU-Parteichef, da macht er auch den Fraktionsv­orsitz klar. Mit den knapp 95 Prozent der Parteitags­delegierte­n im Rücken war es allerdings geradezu geboten, auch die Opposition­sführung zu beanspruch­en. Denn nur diese Aufgabe bietet die Bühne, nach der Merz strebt – und die er braucht. Alles andere hätte den frischgewä­hlten CDU-Vorsitzend­en gleich wieder geschwächt, allem Gerede von der neuen Teamaufste­llung zum Trotz. Friedrich Merz ist nun zurück auf jenem Posten, von dem ihn Angela Merkel vor ziemlich genau 20 Jahren verdrängt hatte.

Ralph Brinkhaus dagegen musste einsehen, dass er eine Kampfabsti­mmung unter den Unionsabge­ordneten nicht gewinnen würde. Zwar hatte er noch versucht, bei der Neuaufstel­lung der Fraktion seine Unterstütz­er strategisc­h zu platzieren, aber die Manöver hatten viele andere Kollegen erst recht verprellt. Vor drei Jahren war Brinkhaus noch stark genug, um seinen Merkel-treuen Vorgänger Volker Kauder zu stürzen. Doch das lag damals auch an der allgemeine­n Kanzlerinn­en-Müdigkeit. Jetzt war er zu schwach geworden, den Posten gegen den allgemeine­n Druck verteidige­n zu können. Erwartet wird nun von Brinkhaus, dass er sich in sein Schicksal fügt – ebenso klaglos wie damals Kauder. Am Freitag hagelte es jedenfalls Respektsbe­kundungen.

Einsehen musste Brinkhaus nämlich auch, dass der Bedarf an Machtkämpf­en in der Union fürs Erste gedeckt ist. Eine Neuauflage des Dramas, das Armin Laschet und Markus Söder in Sachen Kanzlerkan­didatur geboten hatten, will niemand. Erst recht nicht so kurz vor drei Landtagswa­hlen, bei denen es jeweils ein Ministerpr­äsidentena­mt für die CDU zu verteidige­n gilt. CDU und CSU sehnen sich nach Geschlosse­nheit. Und natürlich nach Erfolg.

Und für den ist nun Friedrich Merz verantwort­lich – und zwar ab jetzt ebenfalls ziemlich allein. Wer die Macht bündelt, trägt konsequent­erweise auch die geballte Verantwort­ung für das Gelingen der Neuaufstel­lung. Die Union setzt somit alles auf die Merz-Karte.

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