Lindauer Zeitung

Beim VfB geht’s um die nackte Existenz

- Gerhard Seidler, Ebenweiler Zum selben Thema: Bruno Machinek, Aalen Kurt Widmaier, Ravensburg Zum selben Thema: Tobias Thanner, Hörenhause­n Zur Corona-Politik: Konrad Reger, Frittlinge­n Zu Pro & Contra „Der VfB Stuttgart braucht sofort einen klaren Schnit

Man kann es bald nicht mehr hören. Mit unangemess­ener Rechthaber­ei gerieren sich die Befürworte­r des „Synodalen Weges“als Retter des Katholizis­mus. Und das mit Rezepten, von denen man weiß, dass sie im Protestant­ismus die Austrittsz­ahlen keineswegs verringern konnten. Die Abschaffun­g des Zölibats und Frauenordi­nation sind eben kein Allheilmit­tel gegen den Glaubenssc­hwund in den Wohlstands­gesellscha­ften des Westens. Die Kirchenkri­se ist in erster Linie eine Glaubenskr­ise,

gegen die strukturel­le Veränderun­gen nichts ausrichten können. Warum sollte die katholisch­e Kirche sich dann zu einer Doublette der evangelisc­hen machen? Als ausgesproc­hen perfide empfinde ich die mediale Kampagne der progressiv­en Reformer gegen den greisen Papst emeritus Benedikt XVI. und sein Verhalten als Erzbischof von München-Freising 1978 bis 1982. Als habe er persönlich alle Missbräuch­e in seiner Diözese durch Vertuschun­g zu verantwort­en. Bei wissentlic­h schuldhaft­em Versagen wäre Josef Ratzinger der Letzte, der sich nicht reuig dazu bekennen würde. Von seiner Demut und menschlich­en Größe könnte auch so mancher Synodale einiges mehr gebrauchen.

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Tiefer kann man nicht mehr fallen. Meine katholisch­e Kirche hat durch die Vertuscher­ei und Heuchelei von

Kirchenobe­ren einen Grad der Niedertrac­ht erreicht, der seinesglei­chen sucht.

Von christlich­em Tun kann hier keine Rede mehr sein. Das Schlimme daran ist: Man hat den Eindruck, die betroffene­n Kirchenfüh­rer haben noch gar nicht erkannt, dass das Kirchensch­iff kurz vorm Versinken ist.

Ein Totalschad­en kann nur noch verhindert werden, wenn schnellste­ns die von vielen Gläubigen geforderte­n hinlänglic­h bekannten Kirchenref­ormen eingeführt werden. Wir brauchen keine Kirche mehr mit einem absolutist­ischen System, sondern eine Kirche, die von unten her maßgeblich bestimmt wird.

Schon seit einiger Zeit kann man den Entfremdun­gsprozess zwischen der Amtskirche und ihren Gemeinden vor Ort beobachten. Dieser Prozess wird weitergehe­n. Denn letztendli­ch haben wir hauptsächl­ich eine Krise der Bischöfe. Viele dieser Führungskr­äfte sind oder waren nie in der Lage,

die katholisch­e Kirche im Sinne ihres Religionsg­ründers zu leiten. Oft bestimmt nur Machtstreb­en ihr Tun. Barmherzig­keit und Nächstenli­ebe bleiben dabei auf der Strecke. Ein personelle­r Erneuerung­sprozess ist hier deshalb in vielen Fällen dringend geboten. Es muss nun endlich gehandelt werden in der katholisch­en Kirche. Das gilt auch und vor allem für Papst Franziskus.

Es ist im Interesse der katholisch­en Kirche, dass mit „eisernem Besen“Missbrauch jeder Art aufgearbei­tet wird. Unabhängig­e juristisch­e, gerne auch staatliche Untersuchu­ngen darf man hierbei nicht scheuen. Alles muss ans Licht. Dennoch scheint gerade bezogen auf kirchliche Amtsperson­en medial oft die Schuldverm­utung vor der Unschuldsv­ermutung verbreitet.

So langsam komme ich mir in BadenWürtt­emberg vor wie im größten Affenzirku­s. Wenn man den Bericht vom Donnerstag liest, kann man nur noch den Kopf schütteln. Das hat mit vernünftig­er Corona-Politik nun wirklich nichts mehr zu tun und es wundert mich, dass nicht noch mehr Menschen auf die Straße gehen.

Bei Veranstalt­ungen im Freien 6000 Menschen zuzulassen und gleichzeit­ig die Fasnetsumz­üge verbieten, da fehlt mir schlichtwe­g die Logik. Ob mit oder ohne 2G+ . Im Inneren bis zu 3000 Menschen zuzulassen, das ist ja noch widersprüc­hlicher. In 10 bis 14 Tagen kommen dann wieder neue Vorschrift­en und Verbote, die niemand nachvollzi­ehen kann. Herr Kretschman­n, machen Sie das Ganze nicht noch lächerlich­er als es ohnehin schon ist. Ich muss noch dazu sagen, dass ich dreimal geimpft und kein Corona-Leugner bin.

Beide Texte sind an sich stimmig. Ich möchte dem Ganzen jedoch die Krone aufsetzen: Es geht um die nackte Existenz des VfB Stuttgart! Die Zeiten, in denen Verträge und die Identifika­tion mit einem Fußballclu­b noch als „Wort“und „Ehre“galten, sind längst vorbei. Diesen Eindruck hat man auch von den Spielern des VfB Stuttgart. Möglicherw­eise mit sich selbst beschäftig­t, der Form hinterher hinkend, sich möglichst stylisch auf Social Media zu präsentier­en, die Köpfe auf dem Platz geknickt, so läuft es gerade Woche für Woche beim VfB. Dabei haben es diese Spieler vergessen, dass sie vom VfB nicht schlecht bezahlt werden und dafür Gegenleist­ung zu erwarten ist. In den schweren Zeiten, in welchen Geisterspi­ele an der Tagesordnu­ng sind, das heißt, keine Einnahmen zu verzeichne­n sind, der VfB sein Stadion abzubezahl­en hat, man auch eine Verantwort­ung gegenüber seinen Mitarbeite­rn hat, die Schuldenla­st im Allgemeine­n nicht weniger wird – geht es jetzt nur noch um das Überleben des Clubs als Ganzes. Es kann also zusätzlich zu einem möglichen dritten Abstieg innerhalb von sieben Jahren noch viel schlimmer kommen für den VfB. Kaiserslau­tern lässt grüßen. Dies alles zu verhindern, liegt jetzt einzig und allein in der Hand der Spieler. Ärmel hochkrempe­ln und kämpfen wäre mal ein Anfang.

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