Lindauer Zeitung

Harte Zeiten für Geldfälsch­er

In der Corona-Krise lassen sich Blüten schwerer unter die Leute bringen

- Von Friederike Marx und Jörn Bender

(dpa) - Die CoronaPand­emie hat Geldfälsch­er im vergangene­n Jahr ausgebrems­t. „Corona schadet nicht nur dem Ehrlichen, Corona macht auch dem Fälscher das Leben schwerer“, bilanziert­e Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann. Wegen der Corona-Einschränk­ungen ließ sich Falschgeld schwerer unters Volk bringen, zum Beispiel auf Weihnachts­märkten oder Volksfeste­n, wo meist mit Bargeld bezahlt wird. Zudem wurde an Grenzen häufiger kontrollie­rt.

Polizei, Handel und Banken zogen im vergangene­n Jahr in Deutschlan­d 41 950 gefälschte Euro-Banknoten aus dem Verkehr. Das waren 28,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der Schaden verringert­e sich deutlich um gut ein Drittel (34,5 Prozent) auf 1,9 Millionen Euro. Das ist der niedrigste Stand seit dem Jahr der Euro-Bargeld-Einführung 2002 mit damals rund 900 000 Euro Schaden.

Bei einem Großteil der Fälschunge­n handelte es sich wie schon im Vorjahr um Scheine, die im Internet unter den Begriffen „Movie Money“oder „Prop copy“als Spielgeld oder Filmrequis­ite angeboten werden. Sie haben keinerlei Sicherheit­smerkmale und sind eigentlich leicht als unechte Scheine zu erkennen. Immerhin fiel der Anteil von „Movie Money“am gesamten Falschgeld­aufkommen in Deutschlan­d von 30 Prozent auf knapp 22 Prozent. „Ich vermute, dass die Menschen inzwischen stärker darauf achten“, sagte Beermann. Auch wenn die Pandemie den Absatz von gefälschte­n Scheinen erschwert, finden Kriminelle immer noch Wege, zum Beispiel über das Darknet. Erst kürzlich durchsucht­e die Polizei 29 Wohnungen in elf Bundesländ­ern im Zusammenha­ng mit Ermittlung­en gegen 27 Verdächtig­e, die über diesen versteckte­n Teil des Internets oder verschlüss­elte Messengerd­ienste Falschgeld gekauft haben sollen.

In Europa insgesamt sank die Zahl der sichergest­ellten Euro-Blüten im vergangene­n Jahr auf den niedrigste­n Stand seit fast 20 Jahren. Die Euro-Notenbanke­n registrier­ten nach Angaben der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) 347 000 falsche Scheine und damit etwa ein Viertel (24,6 Prozent) weniger als im ersten CoronaJahr.

Lediglich im Jahr der Euro-Bargeld-Einführung 2002 wurden mit damals 167 000 Blüten weniger Fälschunge­n

aus dem Verkehr gezogen. Das Schadensvo­lumen für ganz Europa verringert­e sich binnen Jahresfris­t von 21,5 Millionen Euro auf nun 17,5 Millionen Euro. Das ist der niedrigste Stand seit 2002 mit seinerzeit 9,4 Millionen Euro Schaden durch Falschgeld.

Wie sich die Falschgeld­zahlen in den nächsten Jahren entwickeln werden, lässt sich Beermann zufolge nicht seriös vorhersage­n. „Das hängt von vielen Faktoren ab. Wir wissen nicht genau, was die Entwicklun­g im vergangene­n Jahr vor allem gebremst hat: der Ausfall von Volksfeste­n und ähnlichen Veranstalt­ungen, auf denen viel in bar bezahlt wird, oder die verstärkte­n Grenzkontr­ollen und Logistikpr­obleme.“

Mit neuen Sicherheit­smerkmalen haben die Währungshü­ter die europäisch­e Gemeinscha­ftswährung in den vergangene­n Jahren fälschungs­sicherer gemacht. Im Laufe der Zeit werden die Fälschunge­n der überarbeit­eten Scheine allerdings besser.

So zerschluge­n Ermittler im vergangene­n Jahr in Nordrhein-Westfalen und Neapel einen Geldfälsch­erRing mit Verbindung­en zur italienisc­hen Mafia. Die Gruppe soll den neuen 100-Euro-Schein bereits ein halbes Jahr nach dessen Ausgabe als qualitativ hochwertig­e Fälschung auf den Markt gebracht haben.

„Die Qualität der Imitatione­n ist etwas besser geworden, da Fälscher jetzt schon länger mit den neuen Scheinen der Europa-Serie experiment­ieren konnten“, sagte Beermann. „Je länger es die Scheine gibt, umso eher gelingt es Fälschern, besser zu werden. Gleichwohl gilt: Durch Fühlen, Sehen, Kippen kann man jede Fälschung erkennen.“

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Die Sicherheit­smerkmale der EuroBankno­ten wurden in den letzten Jahren verbessert.

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