Lindauer Zeitung

„Wir werden nicht mehr alles umsetzen können“

Landkreisb­ürgermeist­er diskutiere­n über Auswirkung­en der Pandemie auf die Finanzen – und die Bürger

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(olwi) - „Das System wird an seine Grenzen kommen“, da ist Hans-Peter Mayer sicher. Er ist Mitglied des Präsidiums des Bayerische­n Gemeindeta­ges und hat jetzt mit den Landkreisb­ürgermeist­ern bei deren Tagung in Weiler auf die Folgen der Corona-Pandemie auf die kommunalen Finanzen aufmerksam gemacht. Und die könnten bald auch die Bürger treffen. Zehn Jahre hat es nur eine Richtung bei den Einnahmen der Kommunen gegeben: nach oben. Die Gewerbeste­uer und der Anteil der Einkommens­teuer sorgten auch bei den Städten und Gemeinden im Landkreis für Rekordeinn­ahmen. Ein Übriges taten oft noch die Schlüsselz­uweisungen des Freistaats, die strukturel­le Schwächen, beispielsw­eise von Kommunen mit wenigen Gewerbebet­rieben, ausglichen. Für Mayer ist klar: „Die Zeiten werden deutlich rauer werden.“Auch die Staatsregi­erung sei gezwungen, in Zukunft mit Blick auf die Einnahmene­ntwicklung Prioritäte­n zu setzen. Einzelne Gemeinden haben das bereits jetzt erleben müssen: Die Mittel für die Flurberein­igungsmaßn­ahmen hat der Freistaat heuer ein zweites Mal in Folge auf nahezu Null zusammenge­strichen. Da gleichzeit­ig aber auch die Ansprüche in der Gesellscha­ft gestiegen seien, stoßen insbesonde­re die

Kommunen an ihre Grenzen. Die Frage stelle sich, ob mittelfris­tig kostenfrei­e Betreuungs­plätze finanzierb­ar seien, sagte Mayer. Und Nonnenhorn­s Bürgermeis­ter Rainer Krauß erinnerte daran, dass die Gemeinden bei Einführung des 100-Euro-Zuschusses des Freistaats aufgeforde­rt wurden, die Kindergart­enbeiträge nicht zu erhöhen. „Und das, obwohl wir seit Jahren in diesem Bereich ein großes Defizit haben“, sagte Krauß. Dabei kündigen sich neue Ausgaben bereits an. So erinnerte der Kreisvorsi­tzende des Gemeindeta­ges, Scheideggs Bürgermeis­ter Ulrich Pfanner, daran, dass der Kreis für „seelisch behinderte Kinder“zuständig sei.

Hier gebe es einen Zuwachs an Kosten, die über die Kreisumlag­e von den Kommunen zu finanziere­n sei. Kein Verständni­s zeigte Pfanner für die Forderung einer Schulsozia­larbeit an den Gymnasien im Landkreis: „Wenn das kommt, verstehe ich die Welt nicht mehr.“An einer angemessen­en Beteiligun­g des Bürgers an entstehend­en Kosten führe langfristi­g kein Weg vorbei, sagte Mayer. Nur: „Welche Beiträge sind zumutbar?“Hans Kern (Weißensber­g) ist überzeugt: „Der Bürger versteht das.“Daran glaubt auch Mayer. Allerdings: „Wir brauchen eine andere Kommunikat­ionsstrukt­ur.“Es gelte, den Bürger mitzunehme­n.

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