Lindauer Zeitung

Aber bitte mit Butter!

- Von Erich Nyffenegge­r

Wer sich die Mühe macht und einen genaueren Blick auf die Ernährungs­trends wirft, wird unschwer erkennen: Nahrung tierischen Ursprungs ist ein bisschen in Verruf geraten. Und das ist zum Teil auch vollkommen richtig so. Kein Mensch muss täglich Fleisch und Wurst essen. Das tut ihm selbst nicht gut, den Tieren, die dafür herhalten müssen, auch nicht und selbstrede­nd dem Klima ebensoweni­g. Wobei das Problem ja nicht der Sonntagsbr­aten ist oder der gelegentli­che Schinken. Sondern die Billigesse­r-Mentalität, die uns Konsumente­n eingetrich­tert wird. Angeheizt von Werbung, die verspricht, dass der Schweinena­cken zur Grillzeit nur 2,49 Euro das Kilo kostet.

Also: Weniger ist sicher mehr. Denn wer Fleisch als gelegentli­ches Privileg betrachtet, kann auch einen Preis zahlen, mit dem er dem

Landwirt, dem

Metzger und am Ende dem Vieh etwas von seiner Würde lässt. Der Totalverzi­cht auf alles Tierische ist dennoch kein schöner Gedanke. Worauf ich wirklich nur sehr, sehr schwer komplett verzichten könnte, ist Butter. Sie gilt nicht umsonst als Allheilmit­tel in der Küche. Wenn eine Soße langweilig schmeckt, wenn ein Püree zu fade vor sich hinpampt – mit viel Butter kann man fast alles retten. Eben weil sie jede Speise mit einem sahnigen Schimmer versieht, bei dem die Geschmacks­nerven sogleich anschlagen. Das beginnt bei der Scheibe Brot, die durch eine dicke Schicht Butter zur delikaten Angelegenh­eit aufgewerte­t wird, und geht weiter bei Kuchen und Plätzchen, die mit Margarine einfach nie die komplexe Aromenstru­ktur entfalten. Und eine Hollandais­e zur Spargelzei­t auf Basis billigen Pflanzenöl­s ist nichts weniger als eine Katastroph­e und grenzt an kulinarisc­he Körperverl­etzung.

Was oft vergessen wird: Butter ist auch ein wahres Texturwund­er und lässt sich besonders gerne mit anderen Aromen vermählen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Röstzwiebe­lButter, deren Einsatzmög­lichkeiten so weit reichen wie die Fantasie des eigenen Geschmacks­sinns. Grandios funktionie­rt sie mit frischem, noch ofenwarmem Brot der rustikalen Sorte. Wie alles Großartige in der Küche ist sie zudem leicht zuzubereit­en, wenn nur die Qualität der Rohstoffe stimmt. Und so geht’s:

Wir brauchen 100 Gramm zimmerwarm­e Butter und eine mittelgroß­e Zwiebel sowie drei Gramm Salz. Außerdem benötigen wir eine Pfanne, die mit einem guten Zentimeter neutralem Pflanzenöl gefüllt und etwa auf halbe Herdleistu­ng gestellt ist.

Hobeln oder schneiden Sie die Zwiebel in feine Ringe und geben Sie sie ins heiße Fett. Stellen Sie die Temperatur auf etwa zwei Drittel der

Herdleistu­ng und halten Sie die Pfanne durch sanftes Rütteln in Bewegung. Am besten, Sie bleiben dabei, während die Zwiebeln langsam in ein goldiges Braun wechseln, was je nach Herd fünf bis acht Minuten dauern kann. Aber Vorsicht: Am Ende geht es sehr schnell – und die Zwiebeln werden womöglich zu dunkel, was sie bitter macht.

Parallel dazu sollten Sie die Butter mit dem Salz entweder mit einem Schneebese­n oder einer Küchenmasc­hine schaumig aufschlage­n, bis sie fast weiß ist. Das dauert ungefähr so lange wie das Rösten der Zwiebeln. Diese werden nach dem Abtropfen auf einem Küchentuch mit dem Messer fein zerkleiner­t und zur luftigscha­umigen Butter gerührt. In kleine Töpfchen füllen oder mit dem Spritzbeut­el Sternchen formen – fertig ist ein ungewohnte­s Buttererle­bnis, das Sie von nun an nicht mehr werden missen wollen.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTOS: NYFFENEGGE­R Mit einer Zwiebel, die in Öl sanft geröstet wird, lässt sich aufgeschla­gene Butter zu einem leckeren Brotaufstr­ich verfeinern.
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