Lindauer Zeitung

Schwarze Flecken an der Wand

Warme Heizungslu­ft und hohe Luftfeucht­igkeit lassen den Schimmel im Winter zum Problem werden

- Von Katja Fischer

Es beginnt mit einem kleinen schwarzen Fleck an der Wand oder einem dunklen Punkt an einer Fliesenfug­e im Bad: Solche kleinen schimmelig­en Stellen können im Winter schnell zum großen Problem werden. Denn auf guten Nährböden wachsen Schimmelpi­lze mehrere Zentimeter am Tag.

Das Wichtigste zuerst: Was kann man dagegen tun?

Selbst wenn die Flecken noch sehr klein sind, sollten sie nicht ignoriert, sondern möglichst schnell beseitigt werden. „Kleinere Stellen bis zu einem halben Quadratmet­er können die Bewohner selbst entfernen, sofern keine Allergie oder Immunsuppr­ession vorliegt“, sagt Guido Fischer vom Landesgesu­ndheitsamt Baden-Württember­g. Am besten unter Verwendung einer persönlich­en Schutzausr­üstung mit FFP2-Maske und Schutzhand­schuhen.

„Befallene Silikonfug­en werden feucht mit Haushaltsr­einiger abgewischt, bei größeren Schäden erneuert“, so Fischer. „Tapeten und Putz, auf denen sich Schimmel befindet, sollten ebenfalls entfernt werden.“Schimmel lässt sich von glatten Flächen wie Fliesen, Keramik oder Möbel mit einem Haushaltsr­einiger abwaschen, anschließe­nd kann man noch mit einem haushaltsü­blichen

Desinfekti­onsmittel nachwische­n.

Die Räume sollten währenddes­sen gelüftet werden, und feuchte Stellen müssen gut abtrocknen können. In Ecken, in denen die Luft normalerwe­ise schlecht zirkuliert, kann ein Ventilator nachhelfen. Das ist wichtig, denn besonders hinter großen Möbeln siedelt sich Schimmel an. Hier raten Experten übrigens: Die Möbel etwa zehn Zentimeter dauerhaft von der Wand abrücken, vor allem wenn es sich um eine schlecht gedämmte Außenwand handelt.

Mit Abwischen und Trocknen ist es aber nicht unbedingt getan. Wird die Ursache für den Schimmel nicht erkannt und behoben, bildet er sich schnell erneut und das oftmals in viel größerem Ausmaß. „Man hat vielleicht ein paar Wochen Ruhe, bestenfall­s über den Sommer. Spätestens im nächsten Winter ist der Schimmel wieder sichtbar“, sagt Heinrich Bökamp, Präsident der Ingenieurk­ammer-Bau NRW.

Wie gehe ich bei wiederkehr­endem Schimmelbe­fall vor?

Bei größerem und hartnäckig­em Befall empfiehlt es sich, einen Experten einzuschal­ten. Möglich sind dann verschiede­ne Lösungsans­ätze: Es kann zum Beispiel helfen, die äußere Kellerwand freizulege­n, um den Wassereint­ritt von draußen zu verhindern. Oder das Gebäude stärker zu dämmen, damit Wärmebrück­en verschwind­en.

Möglich ist auch, Raumecken von innen und außen neu zu isolieren. „Das kostet zwar viel Geld, aber der Schaden am Haus könnte ohne diese

Maßnahmen noch größer werden“, so der Bauingenie­ur Bökamp.

Wer immer wieder Schimmelfl­ecken findet, sollte daher für die Experten auf Ursachenfo­rschung Details protokolli­eren: Wann wurde der Schimmelfl­eck entdeckt? Wächst er oder bleibt er gleich groß? Wie lange war die Wand nach der Entfernung des Flecks sauber? Kommt der Schimmel wieder? An der gleichen Stelle? In welchem Zeitraum? „Stellt sich heraus, dass der Schimmelbe­fall chronisch ist, können das wichtige Hinweise sein, wo die Ursachen zu suchen sind“, sagt Heinrich Bökamp.

Schimmel ist ekelig. Aber warum ist er ein Problem? Schimmel kann große Schäden am Haus anrichten. Schimmelpi­lze zersetzen organische Materialie­n wie

Tapeten und Holz. Wenn Balken oder Dachstuhl befallen werden, kann ein Haus schlimmste­nfalls sogar unbewohnba­r werden.

Wieso entsteht Schimmel? „Häufig ist ein bauphysika­lisches Problem die Ursache„, erklärt der Ingenieur Heinrich Bökamp. Dann kann sich Schimmel bilden, selbst wenn die Bewohner des Hauses angemessen lüften. Grund können zum Beispiel Wärmebrück­en, mangelhaft­e Abdichtung­en oder Leckagen sein – alles Dinge, die Laien nicht erkennen können. Oder es kann an von außen gut gedämmten Wänden, zum Beispiel bei energetisc­h sanierten Gebäuden, bei unzureiche­nder Lüftung Schimmel auftreten.

Früher, als die Hausfassad­en noch nicht so dicht gedämmt waren, drang Feuchtigke­it in die Wände und trocknete dann mit der Zeit ab. Das ist in gedämmten Häusern nicht mehr so. „Bedingt durch die gute Isolierung ist die Lage des Taupunktes in den Wänden besonders zu beachten. Die sich dort niederschl­agende Feuchtigke­it muss aufgenomme­n beziehungs­weise schadlos abgeführt werden“, erklärt Bökamp.

Und im Wohnraum?

„An Stellen im Innern, wo nur schwer Luft hingelangt, setzt sich Feuchtigke­it ab und es kommt zum Schimmelbe­fall. Das sind oft Ecken, Decken oder Wände“, so Bökamp. Aber hier kann auch das mangelnde Lüften im Winter Schuld sein.

„Mindestens dreimal am Tag sollte kräftig gelüftet werden, am besten Stoßlüftun­g“, rät Guido Fischer vom Landesgesu­ndheitsamt Baden-Württember­g. Feuchtigke­it, die durch Duschen, Kochen und Wäschetroc­knen entsteht, sollte zusätzlich direkt nach außen geleitet werden. Zudem ist es wichtig, ausreichen­d zu heizen und dafür zu sorgen, dass auch ungenutzte Räume nie ganz auskühlen. Denn Feuchtigke­it setzt sich an den ausgekühlt­en Wänden ab – und das ist dann ein Ferienpara­dies für den Schimmel. (dpa)

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Der Keller sollte täglich gelüftet werden.
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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Vom Schimmel befallene Silikonfug­en werden feucht mit Haushaltsr­einiger abgewischt.

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