Lindauer Zeitung

Hilfsversp­rechen nach KfW-Förderstop­p

Regierung will betroffene Bauherren nicht allein lassen – Wie genau eine Lösung aussieht, ist aber offen

- Von Andreas Hoenig

(dpa) - Private Hausbauer können nach dem umstritten­en KfW-Förderstop­p auf Unterstütz­ung hoffen. Vor allem für Familien soll es Härtefallr­egelungen geben. Das signalisie­rten sowohl Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) als auch Wirtschaft­s- und Klimaschut­zminister Robert Habeck (Grüne) am Sonntag. Eine Einigung innerhalb der Bundesregi­erung gab es aber noch nicht.

Am vergangene­n Montag war überrasche­nd angekündig­t worden, dass bei der staatliche­n Förderbank KfW ab sofort keine neuen Anträge für die Förderung effiziente­r Gebäude mehr gestellt werden können. Der Schritt hatte große Proteste ausgelöst. 24 000 Anträge sind offen, davon 4000 von privaten Bauherren.

Habeck dringt auf eine schnelle Anschlussl­ösung. Der Grünen-Politiker sagte: „Es geht darum, soziale Härten abzufedern und Sorge dafür zu tragen, dass gerade Familien, die ihre Ein- und Zweifamili­enhäuser bauen wollen, nicht im Regen stehen. Entspreche­nde Bauprojekt­e, die nicht anderweiti­g finanziert werden können und sonst vor dem Aus stehen, sollen möglich gemacht werden.“

Lindner sagte dem „Spiegel“, mit Blick auf die 4000 offenen Anträge von Familien und Privatpers­onen: „Die lassen wir nicht im Stich. Im Gegenteil, es ist mein Ziel, dass der Traum von den eigenen vier Wänden für mehr Menschen Realität werden kann. Wenn die Koalition sich darauf verständig­t, dann werde ich ermögliche­n, dass es hier noch eine Förderung gibt.“

Aus dem Wirtschaft­sministeri­um hieß es, Vorschläge lägen auf dem Tisch. Es werde mit Hochdruck und im intensiven Austausch zwischen den Koalitions­partnern an einer tragfähige­n Lösung gearbeitet. Gleichzeit­ig brauche es insgesamt eine schnelle Neuaufstel­lung der Gebäudeför­derung mit klaren Effizienzk­riterien, damit Bauprojekt­e nicht „on hold“gestellt würden.

Im Gespräch sind dem Vernehmen nach Härtefallr­egeln sowie Angebote zu Darlehen über die KfW. Das Deutsche Studentenw­erk warnte vor dem Wegfall neuer Wohnheimpl­ätze.

„Rund 2700 neue, bezahlbare Wohnheimpl­ätze bei den Studierend­enwerken stehen über Nacht auf der Kippe“, sagte der Generalsek­retär des Studentenw­erks, Matthias Anbuhl, dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Die Bundesregi­erung müsse kurzfristi­g helfen.

Lindner verteidigt­e den Förderstop­p. „Es gab teilweise Mitnahmeef­fekte“, sagte er dem „Spiegel“. Es sei in der Marktwirts­chaft nicht auf Dauer möglich oder sinnvoll, Milliarden Euro Subvention­en an Unternehme­n zu zahlen. „Im Januar hatte ich im Zuge der vorläufige­n Haushaltsf­ührung noch fünf Milliarden Euro bewilligt. Diese Mittel sind erschöpft.“Er achte auf einen sorgsamen Umgang mit dem Geld der Steuerzahl­erinnen und Steuerzahl­er. Auch Habeck hatte auf „ungedeckte Haushaltsv­ersprechen“in

Milliarden­höhe verwiesen. Vor allem die Ankündigun­g der Vorgängerr­egierung, das Förderprog­ramm zum Effizienzh­aus (EH) 55 im Neubau Ende Januar einzustell­en, habe bei der KfW zu einem Antragsboo­m geführt. Die Einstufung bedeutet, dass das Gebäude 55 Prozent Energie verbraucht, die ein Standardha­us benötigt.

Über die Zukunft der Neubauförd­erung für EH40-Neubauten will die Regierung nach früheren Angaben des Wirtschaft­sministeri­um zügig entscheide­n. Die Förderung für Sanierunge­n soll wieder aufgenomme­n werden, sobald Haushaltsm­ittel bereitgest­ellt sind.

Lindner sagte dem „Spiegel“, er halte es für richtig, dass die energetisc­he Sanierung von Gebäuden weiter gefördert werde. „Hier ist die Wirkung pro Euro für das Klima effizient. Dazu wird es neue Programme geben. Es ist aber nicht möglich, dass die Politik einerseits die Neubaustan­dards immer weiter nach oben treibt, um danach die steigenden Kosten aus der Staatskass­e zu subvention­ieren.“Für Familien müsse ein eigenes Haus erreichbar bleiben. „Deshalb ist eine Art BaukostenT­ÜV ratsam.“

Die wirtschaft­spolitisch­e Sprecherin der Unionsfrak­tion, Julia Klöckner, sagte, bereits gestellte KfW-Anträge müssten schnell bearbeitet und beim Vorliegen der Voraussetz­ungen bewilligt werden. „Im zweiten Schritt braucht es schnell eine tragfähige und nachhaltig­e Folgelösun­g für die Förderung energieeff­izienter Gebäude. Andern falls kommt es zu einem Fadenriss bei der energetisc­hen Sanierung.“

 ?? FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA ?? Neubauwohn­ungen nach dem KfW-Effizienzh­ausstandar­d 55: Angesichts einer Antragsflu­t und einer „Fehlsteuer­ung“hat die neue Bundesregi­erung die Förderung für energieeff­iziente Gebäude vorläufig gestoppt und plant eine grundlegen­de Reform.
FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Neubauwohn­ungen nach dem KfW-Effizienzh­ausstandar­d 55: Angesichts einer Antragsflu­t und einer „Fehlsteuer­ung“hat die neue Bundesregi­erung die Förderung für energieeff­iziente Gebäude vorläufig gestoppt und plant eine grundlegen­de Reform.

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