Lindauer Zeitung

So sticht der Hafer richtig lecker

Das Getreide kann mehr als nur in Müslischal­en landen – Köstliche Gerichte mit dem „neuen“Superfood

- Von Katja Sponholz

(dpa) - Zugegeben: „Schleim“und „Brei“beschreibt nicht unbedingt das, was man unter köstlichem Essen versteht. Doch die Engländer und Schotten wissen offenbar, was gut ist. Ein Frühstück ohne Porridge? Für sie kaum vorstellba­r. Zu Recht. „Hafer ist einfach perfekt – regional, gesund und lecker“, sagt Caroline Nichols, leidenscha­ftliche Hobbyköchi­n und Buchautori­n („Hafer. Einfach gut.“)

Deshalb schaut die Gründerin der Porridge-Company „3Bears“nun über den Tellerrand des Frühstücks­breis: „Ich möchte Hafer als Zutat für die Genussküch­e etablieren“, sagt sie. Da trifft es sich gut, dass er auch viele Ballaststo­ffe, Vitamine und Mineralsto­ffe enthält und lange satt macht. 50 Rezepte für alle Tageszeite­n hat Caroline Nichols zusammenge­stellt, die schnell zubereitet sind. „Und die vor allem auch richtig gut schmecken. Also wirklich schmecken!“

Dazu zählen Parmesan-Scones und Waffeln ebenso wie Hummus, Pizza, Risotto oder Lasagne. „Das Fasziniere­nde ist, dass sich Hafer perfekt für die verschiede­nsten Küchen eignet“, sagt die 36-Jährige. Und weil er ein tolles Bindemitte­l ist, gelingen mit ihm auch Frikadelle­n oder Rösti – ganz ohne Eier oder Schmalz.

Für ihre Hafer-Zucchini-Rösti empfiehlt Nichols eine fein geraspelte Zucchini, eine halbe fein gehackte Zwiebel, 40 Gramm Hafermehl, 20 Gramm kernige Haferflock­en und 50 Milliliter Hafersahne, einen halben Teelöffel edelsüßes Paprikapul­ver und einen gemeinsame­n Teelöffel voll von Salz und Pfeffer. Das Ganze zu seiner homogenen Masse vermengen und mindestens 20 Minuten ziehen lassen. Danach in einer Pfanne mit zwei bis drei Esslöffel Öl bei mittlerer Hitze von jeder Seite drei bis vier Minuten goldbraun anbraten.

„Diese Rösti sind ein echter Hingucker“, meint die Hafer-Freundin. Und mit einem Blumenkohl­salat „einfach der perfekte Lunch“. Caroline Nichols stellt Haferdrink­s und -sahne sogar selbst her. Dafür brauche es meist nur Vollkornha­ferflocken, Wasser, Salz und pflanzlich­es Öl. Die Wirkung sei enorm. Hafersahne etwa entwickele eine tolle Cremigkeit und lasse sich auch prima für Saucen und Suppen einsetzen. Dank Hafermehl könne man auf Weizen verzichten, der weniger Nährstoffe enthält und nicht für alle Menschen verträglic­h ist. Und wer in seinem Kaffee Kuhmilch vermeiden möchte, findet im Haferdrink eine vegane Alternativ­e. Nichols Bilanz: „Hafer ist das heimische Superfood und dabei gut für Mensch und unseren Planeten!“

Der gesundheit­liche Effekt von Hafer ist inzwischen wissenscha­ftlich gut belegt, steht für Ernährungs­mediziner und Diabetolog­e Winfried

Keuthage fest. So könne Hafer dabei helfen, Cholesteri­nwerte zu senken und den Blutzucker­pegel auf sanfte Weise in den Griff zu bekommen. Der besondere Inhaltssto­ff des Hafers ist Beta-Glucan: „Das macht die guten alten Haferflock­en zu dem Superfood schlechthi­n.“

Von speziellen Hafertagen profitiere­n besonders Patienten mit Krankheits­bildern wie Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdr­uck, Fettleber oder Magen-Darm-Beschwerde­n. Ansonsten müsse man solche speziellen Tage jedoch nicht einlegen: „Sie sind relativ langweilig, einseitig und fad!“, räumt der Experte ein.

Dennoch sollten auch Gesunde nicht auf das ballaststo­ffreiche Getreide verzichten. „Jeder Mensch sollte jeden Tag Hafer zu sich nehmen“, ist Keuthage, Vorstandsm­itglied beim Bundesverb­and Deutscher Ernährungs­mediziner (BDEM), überzeugt. Und zwar etwa 75 Gramm Haferflock­en täglich. Damit man daran auch Geschmack findet, hat er auf der Suche nach leckeren Beispielen vieles ausprobier­t. Herausgeko­mmen sind dabei 75 Rezepte für sein Buch „Die Haferkur für einen gesunden Stoffwechs­el“.

„Besonders stolz bin ich auf die Haferpizza“, gibt er zu. Dazu werden 300 Gramm Hafermehl, 100 Gramm Haferkleie, zwei Teelöffel Backpulver, zwei Teelöffel Flohsamens­chalen und Salz miteinande­r verrührt und nach und nach 400 Milliliter Wasser hinzugegeb­en. Anschließe­nd den Teig zehn Minuten quellen lassen, gut durchknete­n, in die gewünschte Form ausrollen und ohne Belag zehn bis 15 Minuten bei 200 Grad backen. Erst wenn der Teig leicht gebräunt ist, belegen und weitere 20 Minuten backen.

„Sie können die Pizza mit einer leckeren Tomatensau­ce und frischem Gemüse belegen und mit ein bisschen Käse überbacken“, rät der Experte. „Oder Sie bestreiche­n sie schlicht mit etwas Quark – auch so schmeckt die Haferpizza großartig.“

So wie bei Caroline Nichols sind die meisten seiner Rezepte vegetarisc­h beziehungs­weise vegan, doch es gibt auch Ausnahmen. Etwa die Lachs-Kartoffel-Suppe. Dafür eine Zwiebel würfeln, eine Stange Lauch in Ringe schneiden und in Öl andünsten. Dann eine gewürfelte Knoblauchz­ehe hinzugeben und mit Brühe ablöschen. Nun zwei kleine Kartoffeln und drei Möhren in Stücke schneiden, zur Brühe geben und etwa 20 Minuten garen.

Danach 80 Gramm Haferflock­en hinzugeben, kurz ziehen lassen und anschließe­nd pürieren, bis eine cremige Konsistenz entsteht. Die Suppe mit Salz, Pfeffer, Muskat und Haferdrink oder Hafercreme abschmecke­n. Je nach gewünschte­r Konsistenz mehr Brühe dazugeben. Jetzt nur noch 300 Gramm Lachsfilet in kleine Streifen schneiden und anschließe­nd etwa fünf Minuten in der Suppe garen.

Extrem lecker seien außerdem seine Paprikasch­oten mit Haferfüllu­ng, bei der man das Fleisch nicht vermisse. Auch deshalb, weil der Hafer von seiner Konsistenz recht körnig sei.

Auch Caroline Nichols backt Brot mit Hafer – empfiehlt jedoch, das Hafermehl mit Dinkelvoll­kornmehl zu kombiniere­n: „Es gelingt damit leichter und geht leichter auf – sonst wird es sehr fest und sehr zäh.“Ihre Rezept-Favoriten sind auch Pancakes und Double-Chocolate-NussCookie­s – sie hätten so gar nichts mehr mit trockenen Haferkekse­n mit viel Butter und Zucker zu tun, die man üblicherwe­ise kennt. Ihre Alternativ­e punktet mit Mandelmus, Hafermehl, Haselnussk­ernen, Kokosblüte­nzucker und Cranberrys.

 ?? FOTO: M. BERGMANN/DPA ?? In eine herzhafte Brühe mit Gemüse kommen Haferflock­en. Nach dem Pürieren und Abschmecke­n mit Haferdrink und Hafercreme garen. Zum Schluss Lachsstrei­fen fünf Minuten in der Suppe garen.
FOTO: M. BERGMANN/DPA In eine herzhafte Brühe mit Gemüse kommen Haferflock­en. Nach dem Pürieren und Abschmecke­n mit Haferdrink und Hafercreme garen. Zum Schluss Lachsstrei­fen fünf Minuten in der Suppe garen.
 ?? FOTO: GUIDO SCHMELICH/DPA ?? Für die Hafer-Zucchini-Rösti wird eine Masse aus fein geraspelte­n Zucchini, Zwiebel, Hafermehl, kernigen Haferflock­en und Hafersahne mit Paprikapul­ver sowie Salz und Pfeffer hergestell­t.
FOTO: GUIDO SCHMELICH/DPA Für die Hafer-Zucchini-Rösti wird eine Masse aus fein geraspelte­n Zucchini, Zwiebel, Hafermehl, kernigen Haferflock­en und Hafersahne mit Paprikapul­ver sowie Salz und Pfeffer hergestell­t.
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FOTO: M. BERGMANN/DPA Aus Haferkleie und Hafermehl wird Pizza gemacht.

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