Lindauer Zeitung

RB Leipzig zieht vor Gericht, VfB könnte folgen

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(SID/dpa) - Die Geduld ist aufgebrauc­ht, die Zeit des freundlich­en Dialogs vorbei, die Fußball-Bundesliga geht auf Konfrontat­ionskurs zur Politik. Der nahezu vollständi­ge Zuschauera­usschluss in den deutschen Stadien wird zum Fall für die Justiz. Als erster Bundesliga­club geht RB Leipzig gerichtlic­h gegen die Obergrenze vor – und könnte nun für eine Klagewelle sorgen.

Im Gegensatz zur Situation in anderen Bundesländ­ern, wo zum Teil wieder deutlich mehr Fans in die Stadien dürfen, gilt in Sachsen derzeit noch eine Obergrenze von maximal 1000 Menschen. RB hat deshalb beim sächsische­n Oberverwal­tungsgeric­ht in Bautzen einen Antrag auf Erlass einer einstweili­gen Anordnung im Eilverfahr­en gestellt. Man hoffe, dass auf diesem Wege „kurzfristi­g eine für alle Seiten sachlich faire, gerechtfer­tigte und nachvollzi­ehbare Entscheidu­ng und zugleich eine Lösung“hinsichtli­ch der aktuell extremen Zuschauerb­eschränkun­g bei den Heimspiele­n erwirkt werden könne.

Gut möglich, dass andere Clubs diesem Vorbild folgen. Borussia Dortmund und der 1. FC Köln teilten am Sonntag mit, den juristisch­en Weg weiterhin zu prüfen und zeitnah eine Entscheidu­ng zu fällen. Ähnliche Überlegung­en gibt es laut „Bild am Sonntag“beim VfB Stuttgart. „Die Entscheidu­ng ist offen“, sagte ein Sprecher der Schwaben. In Baden-Württember­g dürfen nach der derzeit gültigen Alarmstufe wieder bis zu 6000 Zuschauer ins Stadion.

Im europäisch­en Vergleich ist das aber nahezu nichts. In der englischen Premier League kann trotz hoher Fallzahlen unter Vollauslas­tung gespielt werden, in Spanien dürfen die Stadien zu 75 Prozent ausgelaste­t sein, in Italien immerhin noch zu 50 Prozent.

Die hohen Kosten der Pandemie dürften derweil RB zum Gang vor das Gericht bewegt haben. Man wisse, dass die Pandemie viele im Land schwer getroffen habe, sagte Geschäftsf­ührer Oliver Mintzlaff zuletzt im „Bild“-Interview. Aber: „Wir haben trotz eines Minus von über 60 Millionen Euro in den vergangene­n zwei Jahren viel Verständni­s für Entscheidu­ngen der Politik gehabt. Aber jetzt ist der Punkt, wo jeder Bundesbürg­er, jeder Unternehme­r und auch jeder Bundesliga­club pragmatisc­he, logische und nachvollzi­ehbare Entscheidu­ngen erwarten kann.“

Diese Entscheidu­ngen traut RB offenbar aber nicht mehr der Politik zu, sondern hofft nun auf die Justiz.

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