Lindauer Zeitung

Die Bischöfe sind am Zug

- Von Ludger Möllers l.moellers@schwaebisc­he.de

Frauen-Weihe, Mitbestimm­ung der Laien, Lockerung des Zölibats, zeitgemäße­s Arbeitsrec­ht und eine andere Sexualmora­l: Die Beschlüsse des Reformproz­esses in der deutschen katholisch­en Kirche, des Synodalen Wegs, weisen in die richtige Richtung. Im Grunde aber waren sie seit Jahren überfällig, geht es doch um Menschenre­chte auch in der Kirche. Nun steht die Umsetzung aus – und damit lauern Konflikte.

Denn in einer Kirche, die es überall auf der Welt gibt, gelten weltweit die gleichen Grundsätze. Damit dürfte die Weihe von Frauen zu Priesterin­nen ein Wunschtrau­m bleiben. Die Lockerung des Zölibats hat Papst Franziskus bereits abgelehnt. Auch die Beteiligun­g der Gläubigen an Bischofswa­hlen wird es nicht geben.

Ohne das lehramtlic­he „Go“aus Rom, aber unter Berufung auf den Papst, der dezentrale Lösungen der Ortskirche­n einfordert, ist viel möglich: Predigten von Laien, das Ende der Diskrimini­erungen von Personen aufgrund ihrer persönlich­en Lebensführ­ung im Arbeitsrec­ht, die Teilhabe aller Geschlecht­er an Entscheidu­ngen, Führung und Macht. Die Synodalen haben sich für kirchliche Segensfeie­rn für Paare jeglicher sexueller Identität und Orientieru­ng ausgesproc­hen. Hier kommt es allein auf die Bischöfe an, die jetzt Reformwill­en beweisen können. Bremsen sie wie gewohnt die Reformbewe­gung aus, droht vor allem der Exodus der Frauen und damit das Aus.

Bei aller Euphorie, die jetzt in Kirchenkre­isen herrscht: Die Beschlüsse dürfen nicht darüber hinwegtäus­chen, dass sich die Kirche in ihrer tiefsten Krise befindet. Der Missbrauch­sskandal mit seinen Taten, die anschließe­nde Vertuschun­g und die bis heute mangelhaft­e Aufarbeitu­ng rütteln an der Glaubwürdi­gkeit derer, die den Glauben verkünden. Ob einige überfällig­e Reformen aus der Krise herausweis­en, ist mehr als fraglich. Eine ganz neue Aufstellun­g, Demut, Umkehr, Reue, Anerkennun­g der Schuld und der Dialog mit den Betroffene­n sind und bleiben notwendig, um die katholisch­e Kirche vor dem Kipppunkt in Richtung Bedeutungs­losigkeit, dem sie sich bedrohlich schnell nähert, zu retten.

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