Die Bischöfe sind am Zug
Frauen-Weihe, Mitbestimmung der Laien, Lockerung des Zölibats, zeitgemäßes Arbeitsrecht und eine andere Sexualmoral: Die Beschlüsse des Reformprozesses in der deutschen katholischen Kirche, des Synodalen Wegs, weisen in die richtige Richtung. Im Grunde aber waren sie seit Jahren überfällig, geht es doch um Menschenrechte auch in der Kirche. Nun steht die Umsetzung aus – und damit lauern Konflikte.
Denn in einer Kirche, die es überall auf der Welt gibt, gelten weltweit die gleichen Grundsätze. Damit dürfte die Weihe von Frauen zu Priesterinnen ein Wunschtraum bleiben. Die Lockerung des Zölibats hat Papst Franziskus bereits abgelehnt. Auch die Beteiligung der Gläubigen an Bischofswahlen wird es nicht geben.
Ohne das lehramtliche „Go“aus Rom, aber unter Berufung auf den Papst, der dezentrale Lösungen der Ortskirchen einfordert, ist viel möglich: Predigten von Laien, das Ende der Diskriminierungen von Personen aufgrund ihrer persönlichen Lebensführung im Arbeitsrecht, die Teilhabe aller Geschlechter an Entscheidungen, Führung und Macht. Die Synodalen haben sich für kirchliche Segensfeiern für Paare jeglicher sexueller Identität und Orientierung ausgesprochen. Hier kommt es allein auf die Bischöfe an, die jetzt Reformwillen beweisen können. Bremsen sie wie gewohnt die Reformbewegung aus, droht vor allem der Exodus der Frauen und damit das Aus.
Bei aller Euphorie, die jetzt in Kirchenkreisen herrscht: Die Beschlüsse dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Kirche in ihrer tiefsten Krise befindet. Der Missbrauchsskandal mit seinen Taten, die anschließende Vertuschung und die bis heute mangelhafte Aufarbeitung rütteln an der Glaubwürdigkeit derer, die den Glauben verkünden. Ob einige überfällige Reformen aus der Krise herausweisen, ist mehr als fraglich. Eine ganz neue Aufstellung, Demut, Umkehr, Reue, Anerkennung der Schuld und der Dialog mit den Betroffenen sind und bleiben notwendig, um die katholische Kirche vor dem Kipppunkt in Richtung Bedeutungslosigkeit, dem sie sich bedrohlich schnell nähert, zu retten.