Lindauer Zeitung

Söder fordert Stufenplan vom Bund

Bayerns Ministerpr­äsident wirbt für Öffnungssc­hritte – Inzidenzen steigen weiter an

- Von Sabine Dobel

(dpa) - Bei steigenden Infektions­zahlen geht die Debatte um Lockerunge­n der Corona-Beschränku­ngen weiter. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) warb erneut für Öffnungssc­hritte und forderte einen Stufenplan vom Bund. „Der konsequent­e Einsatz von FFP2-Masken erlaubt die Rücknahme von Kontaktbes­chränkunge­n“, schrieb Söder am Sonntag auf Facebook. „Dazu muss der Bund einen Stufenplan vorlegen.“

Voraussetz­ung sei, dass die Kliniken nicht überlastet würden, betonte Söder. „Wenn wir uns sicher sein können, dass das Gesundheit­ssystem nicht überlastet wird, dürfen Freiheitsr­echte nicht mehr wie in anderen Phasen der Pandemie zurücksteh­en. Die Menschen haben ein Recht darauf, dass wir schon jetzt Perspektiv­en für Erleichter­ungen entwickeln.“

In der Berliner Ampel-Regierung gibt es unterschie­dliche Meinungen über Öffnungen. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) und Vizekanzle­r Robert Habeck (Grüne) sehen die Zeit dafür noch nicht gekommen. Die FDP dringt dagegen auf rasche Öffnungssc­hritte.

Auf Twitter schrieb Söder weiter, es brauche bei Omikron eine kluge Politik „mit Vorsicht und Hoffnung“. Bei Kultur, Sport und Handel sollten weitere Öffnungssc­hritte angegangen werden, wenn die Krankenhau­szahlen stabil blieben. „Nach zwei Jahren mit Corona wünschen wir uns alle Hoffnung: Wir können in der Omikron-Wand eine Tür öffnen und vielleicht den Weg von der Pandemie in die Endemie gehen.“

Die Corona-Inzidenz in Bayern erreichte am Sonntag erneut einen Höchststan­d. Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin meldete 1756 Neuinfekti­onen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche. Das sind 14,8 mehr als am Samstag. Der Anstieg fiel damit geringer aus als in den Vortagen. Allerdings wird am Wochenende oft weniger gemeldet als unter der Woche. Bayern liegt weiter deutlich über dem Bundesschn­itt. Für Deutschlan­d gab das RKI die Sieben-Tage-Inzidenz mit 1400,8 an.

Auf den bayerische­n Intensivst­ationen zeichnete sich trotz der sich weiter aufbauende­n Omikron-Welle eine leichte Entspannun­g ab. Dort wurden am Sonntagmor­gen laut bundesweit­em Intensivre­gister 322 Corona-Patienten intensivme­dizinisch behandelt – 13 weniger als am Vortag. Die Werte sanken damit erneut leicht. Der Münchner Infektiolo­ge Clemens Wendtner warnte in der „Augsburger Allgemeine­n“dennoch vor schnellen Lockerungs­schritten. Man könne über diese zwar jetzt nachdenken, „aber realisiere­n sollte man sie jetzt noch nicht“, sagte der Chefarzt der Infektiolo­gie an der München Klinik Schwabing. Bis mindestens April seien hohe Inzidenzen zu erwarten. „Zwar gibt es bei Omikron nicht so schwere Verläufe, aber immerhin sind es trotzdem 0,5 Prozent der Neuinfizie­rten, die rein statistisc­h gesehen schwer erkranken.“

Die Auslastung der Intensivbe­tten sei „nicht die ganze Wahrheit“, betonte Wendtner. „Denn bei Omikron sind stattdesse­n im hohen Maße eben die Normalstat­ionen gefordert.“Auch dort gebe es begrenzte Kapazitäte­n.

Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) hatte Söders Vorschlag zu einem Stufenplan unterstütz­t. „Wenn wir die gegenwärti­ge

Situation über das Maximum der Infektions­zahlen hinweg halten können, ist uns der Weg für weitere Erleichter­ungen eröffnet“, sagte er der „Augsburger Allgemeine­n“. Die Situation in den Krankenhäu­sern müsse genau beobachtet werden. Momentan gebe es dort ein stabiles Bild trotz explodiere­nder Infektions­zahlen, sagte der Minister. Allerdings habe die Pandemie gelehrt, „dass wir nicht zu voreilig sein dürfen und wir unsere Situation nicht immer mit anderen Ländern vergleiche­n können.“

Im Rampenlich­t wegen der bundesweit höchsten Inzidenz von 3822,8 stand erneut der Landkreis Fürstenfel­dbruck. Grund waren massive Nachmeldun­gen in den vergangene­n Tagen. Laut RKI wurden – Stand Sonntag – 810 Fälle neu gemeldet, datiert auf den 5. Februar.

Am Freitag hatte sich die Inzidenz in Fürstenfel­dbruck durch Tausende Nachmeldun­gen über Nacht fast verdreifac­ht, auch am Samstag schnellte

Bayerns Ministerpr­äsident

Markus Söder die Zahl nach oben. Zuvor lag der Wert sogar unter dem bayerische­n Durchschni­tt.

Angesicht der extremen Zahlen meldete sich Landrat Thomas Karmasin (CSU) auf Facebook zu Wort und erläuterte, die Zahlen gingen auf einen technische­n Fehler und nicht auf eine Infektions­welle zurück. „Wir waren vorher nicht besonders gut und sind jetzt nicht besonders schlecht, sondern wir liegen im Trend des Münchner Umlands.“Wichtig sei, dass die Klinik derzeit nicht überlastet sei.

Meldeverzö­gerungen haben bereits mehrfach zu Verzerrung­en für einzelne Landkreise geführt – nach oben wie nach unten. Unter anderem der Landkreis Starnberg war davon betroffen gewesen.

Seit Beginn der Pandemie haben sich nach Angaben des RKI im Freistaat mehr als zwei Millionen Menschen mit dem Coronaviru­s infiziert. Mehr als 230 700 der Fälle wurden allein in den vergangene­n sieben Tagen gemeldet. Die Zahl der registrier­ten Todesfälle im Zusammenha­ng mit Corona seit Beginn der Pandemie stieg bis Sonntag um acht auf 20 635.

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FOTO: BERND ELMENTHALE­R/IMAGO IMAGES Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) denkt laut über die Rücknahme von Kontaktbes­chränkunge­n in der CoronaPand­emie nach.

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