Lindauer Zeitung

Verschärft­er Fachkräfte­mangel

Fehlen von ausgebilde­ten Arbeitnehm­ern wird laut neuer Studie immer massiver – Wirtschaft­sminister will leichteren Zugang aus dem Ausland

- Von Erich Reimann

(dpa) - Der Fachkräfte­mangel in Deutschlan­d hat sich im vergangene­n Jahr deutlich verschärft. Die sogenannte Fachkräfte­lücke habe sich im Jahresverl­auf mehr als verdoppelt, berichtete das Kompetenzz­entrum Fachkräfte­sicherung (Kofa) des arbeitgebe­rnahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in seinem Jahresrück­blick 2021. Mit Blick auf die vielen unbesetzte­n Stellen hat Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) die Hürden in Deutschlan­d für Facharbeit­erinnen und Facharbeit­er aus dem Ausland kritisiert. Um die Lücken zu schließen, soll der Zugang erleichter­t werden.

Die Zahl der offenen Stellen, für die es rechnerisc­h bundesweit keine passend qualifizie­rten Arbeitslos­en gab, stieg 2021 nach Kofa-Angaben von rund 213 000 im Januar auf gut 465 000 im Dezember. Der steigende Fachkräfte­mangel trifft der Studie zufolge den gesamten Arbeitsmar­kt. Besonders ausgeprägt sind die Engpässe jedoch bei der Bauplanung und -überwachun­g, bei der Informatik sowie in der Altenpfleg­e und in der Physiother­apie. Hier konnten rein rechnerisc­h 2021 im Schnitt mehr als acht von zehn offenen Stellen nicht mit passend qualifizie­rten Arbeitslos­en besetzt werden.

Ein Problem sind nach Ansicht von Habeck die hohen Hürden, denen Fachkräfte aus dem Ausland ausgesetzt seien. „Abschlüsse werden nicht anerkannt, Anträge müssen von Botschafte­n bearbeitet werden“, sagte Habeck den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe. Es reiche nicht, Fachkräfte einfach einzuladen. „Sonst stehen sie im Regen vor dem Frankfurte­r Flughafen und kommen nicht weiter. Wir müssen viel Infrastruk­tur aufbauen, um das zu organisier­en.“

„Ohne politische Maßnahmen werden bis zum Ende der Wahlperiod­e etwa eine halbe Million Arbeitskrä­fte fehlen“, sagte der Vizekanzle­r voraus. Schon im Herbst hätten 390 000 Fachkräfte gefehlt. Hochqualif­izierte IT-Fachkräfte hätten keine Schwierigk­eiten, nach Deutschlan­d zu kommen. „Es geht darum, die Zuwanderun­gsvorausse­tzungen auch für andere - insbesonde­re diejenigen mit Berufsabsc­hlüssen - zu erleichter­n“, sagte Habeck.

Schon im Ausland müssten daher Kapazitäte­n zur Vorqualifi­kation aufgebaut werden. „In Deutschlan­d müssen wir uns dann auch kümmern und hierfür die nötigen Ressourcen zur Verfügung schaffen. Und wir müssen die rechtliche­n Voraussetz­ungen ändern, damit Zuwanderer leichter Zugang in den deutschen Arbeitsmar­kt bekommen.“

Wie die Bundesagen­tur für Arbeit Mitte Januar mitteilte, hat die Zentrale Auslands- und Fachvermit­tlung der Bundesagen­tur im vergangene­n Jahr 3200 Fachkräfte aus dem Ausland dabei unterstütz­t, auf dem deutschen Arbeitsmar­kt Fuß zu fassen 700 mehr als 2020. Die Zahl ist deutlich zu gering, um das Fachkräfte­potenzial in Deutschlan­d stabil zu halten.

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FOTO: NICOLAS ARMER/DPA Ein Zimmermann­sgeselle arbeitet auf einer Baustelle: Ausgebilde­te Fachkräfte werden in Deutschlan­d zur Mangelware.

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