Lindauer Zeitung

Tödliche Lawinen in den Alpen

Schneemass­en kosten in Tirol und Bayern mindestens elf Menschen das Leben

- Von Sabine Dobel

BERCHTESGA­DEN/INNSBRUCK (dpa) - Bei traumhafte­m Winterwett­er, aber gefährlich­en Schneeverh­ältnissen, sind in den vergangene­n Tagen in Österreich und Deutschlan­d zehn Menschen in Lawinen ums Leben gekommen. Allein acht Todesfälle gab es in Tirol, einen in Vorarlberg, wie die Polizeiste­llen berichtete­n. In der Schweiz starb ein Italiener in Schneemass­en. Auch in Bayern kam ein Skifahrer abseits der Pisten in einer Lawine um.

Am Samstag starb ein 61 Jahre alter Mann aus Österreich bei einem Lawinenabg­ang im Berchtesga­dener Land. Sein 41 Jahre alter Begleiter kam mit schweren Verletzung­en in eine Klinik. Die Skitoureng­eher waren am Samstagmit­tag in der Nähe von Ramsau bei Berchtesga­den im Aufstieg über das Sittersbac­htal auf das 2468 Meter hohe Steintalhö­rndl. Etwa 150 Meter vor dem Gipfel löste sich ein massives Schneebret­t und riss die beiden Tourengehe­r mit.

Es war bereits der zweite tödliche Lawinenunf­all in diesem Jahr in den bayerische­n Alpen – zuletzt hatte es im Freistaat nach Angaben der Lawinenwar­nzentrale Bayern vor drei Jahren Lawinentot­e gegeben.

In Teilen des Alpenraume­s in Österreich und in der Schweiz herrschte auch am Sonntag erhebliche Lawinengef­ahr der Stufe 3 von 5. Problemati­sch sei der Übergang von wenig zu viel Schnee, hieß es bei der Lawinenwar­nzentrale Bayern. Sie meldete am Sonntag für den bayerische­n Alpenraum über 1600 Metern nur noch mäßige Gefahr der Stufe 2. Dennoch blieben einige Straßen in den Landkreise­n Oberallgäu und Miesbach wegen drohender Lawinenabg­änge gesperrt. Zudem erwarten die Fachleute neuen Schneefall.

Der Berchtesga­dener Polizeiber­gführer Jörg Fegg erläuterte, auch bei Warnstufe 2 der Kategorie „mäßig“sei in den Bergen Vorsicht geboten. „Mäßig ist nicht zu unterschät­zen“, sagte er am Sonntag. Vor knapp zwei Wochen war in den Berchtesga­dener Alpen bereits ein 39-jähriger Skitoureng­eher in einer Lawine ums Leben gekommen – der Lawinenwar­ndienst hatte für diesen Tag eine mäßige Gefahr ausgegeben.

Statistisc­h passierten allerdings zwei Drittel der Lawinenunf­älle bei Alarmstufe 3, erklärte Fegg weiter. Auch Rudi Mair, Leiter des Lawinenwar­ndienstes

Tirol sagte: „Diese statistisc­he Tatsache zeigt gerade auch die Gefährlich­keit dieser Lawinengef­ahrenstufe auf.“

In Tirol kamen am Wochenende insgesamt vier Einheimisc­he und vier Schweden ums Leben. Fünf Schweden sowie ein einheimisc­her Bergführer waren im Skigebiet Ischgl/Samnaun an der Grenze zur Schweiz außerhalb der Pisten unterwegs und wurden von einer Lawine mitgerisse­n. Ein Schwede wurde nur zum Teil verschütte­t und konnte per Handy einen Freund in seinem Heimatland alarmieren, der für den Einsatz

der Bergrettun­g sorgte. Der 42Jährige mit dem Handy überlebte als einziger.

Auch außerhalb der Pisten, aber mit einem staatlich geprüften Snowboardf­ührer, war eine vierköpfig­e Gruppe am Freitag im Skigebiet Albona am Berg Knödelkopf in Vorarlberg unterwegs, als eine Lawine herabdonne­rte. Für einen 43-Jährigen kam nach Polizeiang­aben trotz Lawinenair­bag jede Hilfe zu spät.

In der Nacht zu Samstag bargen Retter in Tirol kurz nach Mitternach­t die Leichen einer 61-jährigen Frau und eines 60-jährigen Mannes. Sie waren von einer Skitour in Auffach in der Wildschöna­u nicht zurückgeko­mmen. Die von Angehörige­n alarmierte Bergrettun­g fand nach nächtliche­r Suchaktion die von einer Lawine verschütte­ten Leichen.

Am Samstag ist in Schmirn, rund 40 Kilometer südöstlich von Innsbruck, ein 58 Jahre altes Mitglied einer einheimisc­hen Skitoureng­ruppe bei einem Lawinenabg­ang tödlich verunglück­t. Vier weitere Verschütte­te konnten zum Glück rechtzeiti­g ausgegrabe­n und ins Krankenhau­s gebracht werden.

Auch deutsche Winterspor­tler gerieten am Freitag in Österreich in eine Lawine. Sie waren laut Polizei in einer siebenköpf­igen Gruppe im Alter zwischen 23 und 33 Jahren im Ötztal unterwegs. Ein gewaltiges Schneebret­t riss fünf von ihnen mit. Sie hätten zum Teil ihre LawinenAir­bags ausgelöst und seien schnell befreit und in ärztliche Behandlung gebracht worden.

Im Bezirk Kitzbühel wurde eine vierköpfig­e Gruppe aus Österreich von einer Lawine mitgerisse­n. Sie konnte sich aus dem Schnee befreien, ein 24-Jähriger wurde allerdings schwer verletzt ins Krankenhau­s geflogen.

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FOTO: ZEITUNGSFO­TO.AT/APA/DPA Auch in Schmirn (Tirol) konnten Rettungskr­äfte nach einem Lawinenabg­ang einen Skitoureng­eher nur noch tot bergen. Insgesamt sind an diesem Wochenende in Deutschlan­d und Österreich zehn Menschen in Lawinen ums Leben gekommen.

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