Xavier Naidoos Auftritt sorgt für Ärger im Allgäu
Open-Air auf dem Gelände des Füssener Festspielhauses ist umstritten und bringt Veranstalter in ein Dilemma
- Wegen politischer Äußerungen des Sängers Xavier Naidoo und dessen Nähe zu Verschwörungstheoretikern diskutieren der Veranstalter Allgäu Concerts (Buchenberg bei Kempten) und das Festspielhaus in Füssen als Austragungsort über ein geplantes Open-Air-Konzert des Sängers im Sommer in Füssen. Doch ein Rückzug scheint kaum mehr möglich.
„Alles nur peinlich und so was nennt sich dann Volksvertreter. Teile eures Volks nennt man schon Hochbeziehungsweise Volksverräter.“Mit Zeilen wie diesen im Lied „Marionetten“eckt Xavier Naidoo in der Öffentlichkeit an. Er provoziert damit, seine Texte sind teilweise an der Grenze zum Rechtspopulismus.
„Wir als Veranstalter müssen uns an die bestehenden, rechtlich verbindlichen Verträge halten“, sagt Michaela Schneider, Geschäftsführerin von Allgäu Concerts. „Ob uns das passt oder nicht“. Vereinbart wurde das Konzert bereits vor drei Jahren. Alle Beteiligten hatten sich über die Zusage des Künstlers sehr gefreut, sagt Schneider. Jetzt ist das anders.
Xavier Naidoo steht in der Kritik. Wegen seiner Verschwörungserzählungen im Zusammenhang mit der Corona-Krise, wegen seiner Nähe zur Szene der Reichsbürger und wegen seiner Songtexte in Liedern wie „Marionetten“oder „Raus aus dem Reichstag“. Die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“, mit der Naidoo sogar schon in Füssen zu Gast war, musste der frühere Sänger der Band „Söhne Mannheims“nach Rassismusvorwürfen verlassen.
Stand heute findet das Konzert im Barockgarten des Festspielhauses aber statt, sagt Schneider. Zweimal musste der ursprünglich für Juli 2020 geplante Open-Air-Auftritt von Naidoo coronabedingt verschoben werden. Nun soll er am 22. Juli stattfinden. Das Festspielhaus Neuschwanstein,
an dessen Uferpromenade am Forggensee das Konzert des umstrittenen Sängers über die Bühne gehen soll, hat den Termin allerdings von seiner Internetseite genommen. „Stand heute würde das Festspielhaus ein Konzert von Xavier Naidoo auf seinem Gelände nicht mehr zulassen und distanziert sich in aller Form von dessen politischen Äußerungen“, sagt Theaterleiter Benjamin Sahler. Doch Sahler hat das gleiche Problem wie Schneider: Es gebe keine rechtliche Grundlage, „das geplante Konzert zu verhindern oder den bestehenden Mietvertrag für das Außengelände aufzulösen.“
Was also tun? Laut Schneider gebe es die Möglichkeit, dass die Behörden die Veranstaltung verbieten – und dann für den Schadenersatz aufkommen. In anderen Städten wie beispielsweise Mainz sei das passiert. Das sei „aber alles nicht so einfach“. Ohnehin zeigt die Stadt Füssen auf Nachfrage wenig Interesse, sich der Angelegenheiten anzunehmen. Der
Auftritt sei kein Thema bei der Stadtverwaltung, teilt ein Sprecher mit. Kein öffentlicher Grund, keine städtische Veranstaltung. Weil es deshalb keine Möglichkeit gebe, das Konzert zu verbieten, „hält es die Stadt Füssen nicht für nötig, sich weiter mit dem Thema zu befassen“.
Bleibt also nur eine gute Vorbereitung. Dafür ist die Polizei Füssen in Absprache mit Allgäu Concerts eingespannt, erklärt Inspektionschef Edmund Martin. Aber: „Die Sicherheit auf dem Gelände obliegt dem Veranstalter“, sagt Martin. Die Polizei werde am Konzerttag vor Ort sein. In welchem Umfang, das sei noch nicht abzusehen. Dafür gebe es aber schon jetzt erste Lagebesprechungen. „Wir machen uns ein Bild“, sagt Martin. Darüber, wie die Konzerte in anderen Städten abliefen. Auch ein „Krisenstab“werde eingerichtet. Den gebe es bei Großveranstaltungen aber immer, erklärt Martin. Ein Krisenstab sei dafür zuständig, im Notfall schnell einzugreifen.