Corona-Kritiker verwechseln einen Tettnanger Bäcker
(hil) - Auch zu Hause haben Leute Markus Pischel angerufen und sich bei ihm beschwert und ihn beschimpft. Pischel hatte die Bäckerei in der Storchenstraße in Tettnang Anfang 2021 von Seppi Reck übernommen. Und Seppi Reck wiederum hatte sich jetzt in der SWRSendung „Zur Sache Baden-Württemberg“kritisch zu Coronademonstrationen geäußert, die die Teilnehmer selbst als „Spaziergang“bezeichnen.
Markus Pischel geht es ums Prinzip: Er will sich einfach nicht für etwas beschimpfen lassen, was er nicht selbst verursacht hat. Oder sich dafür rechtfertigen müssen. Und neben den Anrufen daheim und im Laden gab es dann auch mehrere negative Google-Bewertungen nach Recks TV-Auftritt: „Das ist rufschädigend“, sagt Bäckereichef Markus Pischel.
Einen der Kritiker auf Google hat Pischel ausfindig gemacht und angerufen. Der Nutzer „S. B.“habe seine Sorge geäußert, dass es rechtliche Konsequenzen haben könne. Letztendlich ist die Bewertung abgeändert und von einem auf fünf Sterne gesetzt. „S. B.“äußert jetzt, dass er in seiner ursprünglichen Bewertung Seppi Reck für seinen Fernsehauftritt kritisiert habe, der aber gar nicht mehr Inhaber sei. Dafür wolle er sich entschuldigen, schreibt „S B“.
Geäußert hatte sich Seppi Reck in der SWR-Sendung „Zur Sache Baden-Württemberg“auf die Frage, ob er bei einem „Spaziergang“mitlaufen würde. Dort ist er Mitglied der Wohnzimmerkonferenz. In dem Themenblock hatte ein Reporter eine Demo in Brackenheim besucht, die baden-württembergische Verfassungsschutzpräsidentin Beate Bube erläuterte, wie auch extremistische Gruppen Demonstrationen für sich nutzen. Gezeigt wurde auch der Angriff auf ein Reporterteam bei einer Demonstration in Friedrichshafen.
Reck antwortete: „Nie im Leben täte ich da mitlaufen. Ich mache mich doch nicht gemeinsam mit solchen Schwurblern. Wer hätte mal gedacht, dass Anthroposophen, Esoteriker, Kiffer und Linke mit Nazis gemeinsam auf die Straße gehen.“Er sagte aber auch, dass man seine Grundrechte wahrnehmen dürfe und könne. Man müsse aber schauen, dass man die Leute raus bringe. Er habe kein Problem mit jemandem, der demonstriere, der Angst um seinen Körper habe. Aber, so Reck: „Ich habe ein Problem mit jemandem, der demonstriert, um einen Umsturz ein bissele weitergeführt zu machen und einfach die Polizei lächerlich zu machen und und und.“
Die Kritik, die ihn selbst erreiche, halte er selbst schon aus, sagt Reck. Auf den Brief eines Tettnanger Ehepaars hat Reck auch geantwortet. Die beiden fühlen sich von ihm beschimpft, kritisieren die Äußerung, dass Menschen raus gebracht werden sollen und erklären, warum sie selbst bei den Demonstrationen mitlaufen und dass sie dabei andere Erfahrungen gemacht hätten. Er habe unter anderem erwidert, meint Reck, dass es es ihm nicht um die „Spaziergänger“gehe, die nach Freiheit rufend durch Tettnang liefen, sondern um solche Versammlungen wie in der SWR-Sendung, wo Journalisten angegriffen worden seien.
Markus Pischel macht sich keine Sorgen, dass er jetzt Kunden verliere könnte. Er ärgert sich über den Grund für die schlechten Bewertungen mit Begriffen wie „Oberschwurbler“oder „ein sehr schlechter Mensch“. Und auch über die Beschimpfungen am Telefon daheim und im Laden direkt nach der Sendung. Er fragt: „Wenn es wirklich der große Irrtum wäre, dass Seppi Reck noch Inhaber ist: Warum rufen die Leute privat bei mir an?“