Menschenkette für mehr Solidarität in der Pandemie
Mahnender Häfler hofft auf Dominoeffekt – Nun ist eine Lichterkette geplant
- Mit Solidarität durch die Pandemie: Ganz nach dieser Devise sind am Samstagmorgen mehr als 120 Menschen vom Buchhornplatz aus durch die Innenstadt von Friedrichshafen gezogen – in einer langen Menschenkette mit Masken, Transparenten und einer klaren Botschaft. „Wir sind die stille, aber riesige Mehrheit, die für Solidarität in der Pandemie eintritt“, wie Frank Heimpel-Labitzke vom Bündnis für Vielfalt im Namen des Organisationsteams sagt.
Jedem müsse klar sein: „Wer sich an den Montagsdemonstrationen beteiligt, unterstützt antidemokratische Kräfte, eben Leute, die auf die Zerstörung der Gesellschaft setzen“, ergänzte Heimpel-Labitzke, der sich mit dem Verlauf der Aktion zufrieden zeigt. Mit rund hundert Teilnehmern habe man gerechnet und diese auch angemeldet. Geschätzte 130 bis 150 Menschen dürften es letztlich gewesen sein, die am Samstag für
Schutzmaßnahmen vor einer Corona-Infektion und gegen die sogenannten „Spaziergänger“auf die Straße gingen.
Für Doris Hog von den „Omas gegen Rechts“eine klare Sache: „Für Zusammenhalt, für Solidarität – wir sind mit den Einschränkungen in der Pandemie einverstanden, auch wenn diese belasten. Sorge machen mir eher die Leute, die von einer Corona-Diktatur sprechen. Wir leben in einer parlamentarischen Demokratie. Wer glaubt, dass sein Wille und seine Ziele im Verhältnis eins zu eins umgesetzt werden, der täuscht sich“, wie Hog sagt.
Und Willi Böhler, der ehemalige Leiter des städtischen Sozialamtes, macht deutlich: „Wir überlassen nicht den Unvernünftigen die Bühne. Wir wollen Gesicht zeigen – wenn auch bedingt durch die Maske nur zum Teil – und unsere Position als freie Bürger der Stadt vertreten. Die sogenannten Spaziergänger tauchen im Schutz der Dunkelheit in die Anonymität ab.“
Aus Sicht der Polizei und des Ordnungsamtes verlief die Menschenkette ohne Störung. Während der Leiter des Ordnungsamtes die Zahl der Teilnehmer auf knapp 200 oder mehr schätzte, ging die Polizei von weniger aus. Mehrere Gruppen hatten zur Menschenkette und der Demonstration durch die Innenstadt aufgerufen: das Bündnis für Vielfalt, „Omas gegen Rechts Bodensee“, das Bündnis 90/Die Grünen Friedrichshafen und die Jusos im Bodenseekreis.
Anlass war unter anderem die jüngste Mahnwache des Häflers Walter Schmid, der nach der gelungenen Menschenkette am Samstag auf einen Dominoeffekt hofft. „Die Gruppe derjenigen, die mit Solidarität
durch die Pandemie wollen, wächst und wächst.“Jetzt soll es weitergehen. Ideen gebe es einige, wie Heimpel-Labitzke sagt, während die Menschenkette sich im langsamen Gehtempo durch die Innenstadt bewegt. „Wir sind an einer Lichterkette dran, möglicherweise an der Uferpromenade. Doch das ist noch nicht spruchreif“, sagt Heimpel-Labitzke, der sich mit Blick auf ein mögliches Ende der Pandemie bewegt zeigt. „Wie geht es danach weiter? Das frage ich mich oft. Wie schaffen wir es, wieder miteinander zu leben? Aus meiner Sicht geht kein Spalt durch die Gesellschaft, vielmehr sitzt ein Splitter tief drin.“Nach gut einer Stunde beendet der Mitorganisator die Aktion, die sich auf die Fahne geschrieben hat: „Mit Solidarität durch die Pandemie“.