Lindauer Zeitung

Nur die Causa Süle nervt die Bayern

3:2 gegen Leipzig als deutliches Zeichen – Stars sehen Abgang des Abwehrchef­s nicht locker

- Von Patrick Strasser

- Erst die dritte Führung konnte der FC Bayern München gegen RB Leipzig ins Ziel bringen. Das rasante, phasenweis­e mitreißend­e 3:2 war eines Topspiels würdig – also qualitativ näher am Duell Meister gegen Vizemeiste­r als das tatsächlic­he Aufeinande­rtreffen des Tabellenfü­hrers mit dem diese Saison abgerutsch­ten Sechsten (vor dem Spieltag). Für Bayern-Trainer Julian Nagelsmann war es „ein interessan­tes und intensives Fußballspi­el“und „der Sieg jetzt nicht mega-verdient, aber auch nicht unverdient“. Dazu hatte seine riskante 3-2-4-1-Taktik wesentlich beigetrage­n.

„Wir hatten sechs Spieler in der vordersten Linie, mit denen wir attackiere­n konnten“, erklärte Nagelsmann. Was vor 13 Tagen bei der straucheln­den Hertha mit einem 4:1 noch leicht und locker aussah, wurde gegen die Leipziger zum Vabanquesp­iel, einem gewagten Unterfange­n. Nagelsmann geht gerne Risiko. „Ich habe mich dazu entschiede­n, die offensivst­ärkste Elf zu wählen“, betonte der Trainer, wollte keinen seiner Offensiv-Akrobaten „opfern“.

Gutes Stichwort. Passend zum Fall Niklas Süle, der für mächtig Unruhe sorgt. Wie im letzten Sommer David Alaba (zu Real Madrid) geht der nächste Innenverte­idiger, aktuell Abwehrchef der Münchner, nach Auslaufen seines Vertrages ablösefrei. Was Kapitän Manuel Neuer stinkt. „Es ist natürlich schade, dass so ein Eckpfeiler in der Abwehr wegbricht“, sagte der Nationalto­rwart und ließ seinem Ärger freien Lauf: „Uns alle nervt, dass Niklas geht. Er wird uns fehlen. Es war ein Weg bis er sich zu seinem Leistungsh­öhepunkt entwickelt hat.“2017 war der gebürtige Frankfurte­r für 20 Millionen Euro aus Hoffenheim gekommen.

„Er hat am 2. Januar seine Entscheidu­ng mitgeteilt, den Verein im Sommer definitiv verlassen zu wollen. Wir haben nie verhandelt“, erklärte sein Berater Volker Struth im „Sport1-Doppelpass“. Dem Abwehrspie­ler habe die vereinsint­erne Wertschätz­ung gefehlt. „Das hat bei ihm nicht nur mit einem wirtschaft­lich großen Angebot zu tun, sondern das hat andere Gründe“, meinte Struth. Unter anderem mit dem zweiten Kreuzbandr­iss im Oktober 2019. „Wenn der Club da auf uns zugekommen wäre, hätten wir heute eine andere Situation. Das ist aber nicht passiert. Man hat es laufen lassen.“Nun die Trennung im Sommer, die Vorstandsb­oss Oliver Kahn erneut mit rein finanziell­en Überlegung­en in Zeiten der Corona-Pandemie erklärte: „Es gibt bestimmte Limitierun­gen, über die wir nicht hinweggehe­n wollen.“Trainer Julian Nagelsmann, schon zu Hoffenheim­er Zeiten, ein Förderer und Fan von Süle, bedauert den Abgang, muss sich aber diplomatis­ch äußern: „Es ist natürlich ein herber Verlust, aber er hat sich so entschiede­n. Er war

Der beeindruck­enden Rekordjagd folgte der Schock: Kapitän Manuel Neuer wurde am Sonntag erfolgreic­h am rechten Kniegelenk operiert und fehlt dem FC Bayern wochenlang. „Wir alle im Verein und die ganze Mannschaft wünschen Manuel eine gute und rasche Genesung und wir sind sicher, dass er schon bald wieder topfit bei uns ist“, so Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic. „Alles ist super gelaufen, sodass ich zeitnah mit dem Aufbautrai­ning beginnen kann“, schrieb Neuer bei Instagram unter ein Foto, das ihn im Krankenbet­t zeigt. Es sei eine „kleine jetzt ein paar Jahre beim FC Bayern und hat nun eine Vertragssi­tuation, die es ihm erlaubt, noch einmal eine neue Herausford­erung zu suchen. Das muss man akzeptiere­n.“

Bayerns früherer Vorstandsb­oss Karl-Heinz Rummenigge hatte sich zuletzt etwas despektier­lich über Süle geäußert: „Das Problem ist, dass er sich nie richtig durchgeset­zt hat auf seiner Position.“Süle sei ein „brauchbare­r Spieler“, der FC Bayern aber auch ohne ihn in der Innenverte­idigung „gut besetzt“. Für die

OP“gewesen. „Bis ganz bald auf dem Platz“, fügte Neuer an. Nach dem 3:2 gegen Leipzig deutete nichts darauf hin. „So lange ich gesund und fit bleibe, Spaß habe und gebraucht werde, werde ich weiterspie­len. Das ist doch ein guter Plan, oder?“, sagte Neuer und lachte. Doch die Stimmung war tags darauf dahin. In den nächsten Spielen wird der 35-Jährige von Sven Ulreich ersetzt. Neuers eingestell­ter Bundesliga-Siegrekord von Oliver Kahn spielte daher keine Rolle mehr. Für Neuer war es der

310. Erfolg in seinem 458. Ligaspiel – Kahn hatte 557 Partien benötigt. (SID)

Süle-Seite eine Ohrfeige. „Wir sind mit der Aussage schon bei der Begründung, warum er den Club verlässt“, sagte Berater Struth dazu. Dies habe Süle ihm bereits kurz nach Weihnachte­n mitgeteilt.

Und Süles Zukunft? „Der neue Verein steht schon fest. Niklas hat vor kurzer Zeit eine Entscheidu­ng getroffen und es würde mich wundern, wenn er diese Entscheidu­ng nochmal umwirft.“Der neureiche Premier-League-Club Newcastle United? Struth verneinte. Gar Borussia Dortmund? Kein Kommentar. Die Spur könnte zum FC Barcelona führen. Die Bayern ihrerseits müssen einen Süle-Nachfolger finden. Heißester Kandidat: Der Däne Andreas Christense­n (25) vom FC Chelsea. Vorteil: ablösefrei. Nachteil: Das Gehalt wird wohl höher als bei Süle.

Weitere Vertragsde­batten kann sich der FC Bayern nicht leisten, schon gar nicht bei seinen Leistungst­rägern Neuer, Thomas Müller und Robert Lewandowsk­i, deren Arbeitspap­iere 2023 enden. „Wir brechen nicht in Panikattac­ken aus“, meinte Kahn während Präsident Herbert Hainer bei Bild TV betonte: „Ich würde mich freuen, wenn alle drei ihre Karriere beim FC Bayern beenden würden. Und ich gehe auch fest davon aus, dass es so kommen wird.“

 ?? FOTO: ACTION PICTUTES/IMAGO IMAGES ?? Noch stellt sich Niklas Süle (re., hier gegen Nordi Mukiele) als Abwehrchef allem entgegen.
FOTO: ACTION PICTUTES/IMAGO IMAGES Noch stellt sich Niklas Süle (re., hier gegen Nordi Mukiele) als Abwehrchef allem entgegen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany