Lindauer Zeitung

Söder auf dem Sonderweg

Bayern wird Impfpflich­t im Gesundheit­swesen „de facto“aussetzen – Kritik von Lauterbach

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(dpa/ AFP/kab) - Inmitten weiter steigender Infektions­zahlen wird ein einheitlic­her Corona-Kurs in Deutschlan­d zusehends aufgeweich­t. Gut eine Woche vor neuen Beratungen mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte Bayerns Staatsregi­erung am Montag an, die ab Mitte März greifende gesetzlich­e Impfpflich­t für Personal in Kliniken und Pflegeheim­en zunächst nicht umzusetzen. Prompt kam Kritik von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach. „Auch die bayerische Landesregi­erung sollte das beschlosse­ne Gesetz ernst nehmen“, erklärte der SPD-Politiker am Montag in Berlin. „Es geht um den Schutz von Patienten und Heimbewohn­ern. Wir müssen die pflegebedü­rftigen Menschen in den Heimen schützen.“Und weiter: „Laxe Vollzugsre­geln der einrichtun­gsbezogene­n Impfpflich­t können nicht nur das Leben der älteren Menschen mit schwachem Immunsyste­m gefährden“, fügte der Gesundheit­sminister hinzu. Sie gefährdete­n auch die Glaubwürdi­gkeit von Politik.

Zuvor hatte Söder gesagt, er sei dafür, bei der Umsetzung der einrichtun­gsbezogene­n Impfpflich­t in

Pflege und Gesundheit „großzügigs­t“vorzugehen, „was de facto auf ein Aussetzen des Vollzugs hinausläuf­t“. Der Ministerpr­äsident verwies zur Begründung auf die personelle Situation in den Einrichtun­gen. Es wird befürchtet, dass die Umsetzung der Impfpflich­t in den Heimen zu weiteren Engpässen beim Personal führen könnte, weil nach Inkrafttre­ten der Pflicht am 15. März ungeimpfte Mitarbeite­r ihre Tätigkeit grundsätzl­ich nicht mehr ausüben dürfen. Jedoch muss in jedem Einzelfall das zuständige Gesundheit­samt eine Entscheidu­ng treffen.

Baden-Württember­g folgt dem Nachbarbun­desland nur ein Stück weit auf dessen Sonderweg. „Natürlich wird es gewisse Übergangsf­risten geben“, erklärte ein Sprecher von Südwest-Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) auf Nachfrage. „Die Gesundheit­sämter haben ebenfalls gewisse Spielräume.“Diese müssen nämlich über jeden Einzelfall entscheide­n. Dazu fehlten den ohnehin stark belasteten Mitarbeite­nden in den Gesundheit­sämtern schlicht die Ressourcen, hatte der Landkreist­ag der „Schwäbisch­en Zeitung“erläutert.

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