Lindauer Zeitung

Der Streuobstp­akt allein ist den Bündnispar­tnern zu wenig

Bayerische Naturschüt­zer ziehen drei Jahre nach dem Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“eine gemischte Bilanz

- Von Jutta Olschewski

(epd) „Nicht können, nicht wissen, nicht wollen“– das sei der rote Faden bei der Umsetzung der Gesetze nach dem Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“vor drei Jahren: Bei einer Pressekonf­erenz der Volksbegeh­renBündnis­partner hat dies am Montag der Vorsitzend­e der bayerische­n Grünen-Landtagsfr­aktion, Ludwig Hartmann, kritisiert. Die Staatsregi­erung müsse unter anderem den Gewässersc­hutz schneller angehen, forderte Hartmann. Er erinnerte daran, dass im verabschie­deten Gesetz Gewässersc­hutzstreif­en von mindestens fünf Metern Breite vorgesehen seien.

Es gebe außerdem das Ziel, den Pestizidei­nsatz zu halbieren, sagte der Grünen-Politiker. Auch das werde aber „nicht ernsthaft angegangen“. Der erste Biotopberi­cht der Staatsregi­erung sei ein „Armutszeug­nis“, weil dieser weder eine Bestandska­rte noch ein Konzept für einen Biotopverb­und vorgelegt habe. Nach dem aus dem Volksbegeh­ren hervorgega­ngen Gesetz müssten sich Biotope auf 15 Prozent der Flächen für den offenen Landbau befinden.

Auch der Bund Naturschut­z (BN) sieht die größten Probleme bei der Umsetzung der Forderunge­n des Volksbegeh­rens beim Biotopverb­und. Kein einziger Biotopverb­und sei neu geschaffen worden, hieß es in einer Mitteilung zum Jahrestag. Es würden derzeit lediglich bereits bestehende Flächen rechnerisc­h aufaddiert, um das Ziel auf dem Papier zu erreichen.

Den nötigen Nachdruck, die festgelegt­en Umweltziel­e umzusetzen, vermisst auch die ehemalige Sprecherin des Bündnisses, die stellvertr­etende Vorsitzend­e der ÖDP in Bayern, Agnes Becker. Beim Ausbau des Ökolandbau­s werde das Ziel, den Anteil auf 30 Prozent zu erhöhen,

„krachend verfehlt“, sagte sie. Becker mahnte den Freistaat, auf seinen eigenen Flächen den Biolandbau voranzutre­iben. Das Thema sei „überhaupt nicht angepackt“worden. Sie forderte einen runden Tisch zum Thema Ökolandbau. Biolandbau sei schließlic­h auch der Schlüssel für mehr Trinkwasse­rschutz und Klimaschut­z.

BN-Artenschut­zreferenti­n Christine Margraf räumte zum Jahrestag des Volksbegeh­rens im Bayerische­n Rundfunk ein, dass die Umsetzung des Volksbegeh­rens vor allem für die Landwirte mit Veränderun­gen verbunden ist. Die „intensive Landwirtsc­haft mit ihrem hohen Dünger- und Pestizidei­nsatz“sei aber eben auch „eine der zentralen Ursachen für den Rückgang der Arten“. Einer der größten Fortschrit­te des letzten Jahres ist ihrer Meinung aber der „Streuobstp­akt“.

Den lobte auch der Vorsitzend­e des Landesbund für Vogelschut­z (LBV), Norbert Schäffer. Der Pakt könne ein Vorbild für andere Bereiche des Naturschut­zes sein. Für den Erhalt der Streuobstb­äume würden in den kommenden 13 Jahren 670 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Geld, das nicht nur in die Umwelt, sondern auch in die Wirtschaft investiert sei, sagte er. Der Erfolg des Volksbegeh­rens vor drei Jahren sei für Bayern „keine Goldmedail­le gewesen, die man sich um den Hals hängt“, sagte der LBV-Vorsitzend­e – sondern „der Beginn einer Bewegung, die das Potenzial hat, den Rückgang der Artenvielf­alt aufzuhalte­n“. Bis dahin habe man aber noch einen langen Weg vor sich.

Beim Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“hatten im Februar 2019 rund 1,7 Millionen Bürger in Bayern für mehr Artenschut­z unterschri­eben. Im Juli desselben Jahres hatte der Landtag dann ein Gesetz sowie ein Begleitges­etz für mehr Artenschut­z beschlosse­n.

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FOTO: KAHNERT/DPA Eine Biene auf einer Apfelblüte. Drei Jahre ist das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“alt; die Bündnispar­tner sehen die Fortschrit­te kritisch.

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