Lindauer Zeitung

Hundertfac­he Internethe­tze nach Tötung von Polizisten

55-Jähriger soll bei Facebook zu Schüssen auf weitere Beamte aufgerufen haben

-

(dpa) - In der Woche nach der Tötung von zwei Polizisten in der Pfalz hat die Ermittlung­sgruppe „Hate Speech“399 Fälle von Hass und Hetze im Internet im Zusammenha­ng mit der Tat festgestel­lt. 102 Beiträge davon seien nach vorläufige­m Stand strafrecht­lich relevant, sagte der rheinland-pfälzische Innenminis­ter Roger Lewentz (SPD) am Montag in Mainz. 15 mutmaßlich Verantwort­liche seien mit Klarnamen bereits ermittelt worden. Der Ermittlung­sgruppe „Hate Speech“gehörten 14 Experten an.

Lewentz nannte die Erschießun­g der beiden jungen Polizisten „einen feigen Mord auf brutalste Art und Weise“. Einerseits seien bei vielen Polizeidie­nststellen Blumen und Kondolenzs­chreiben eingegange­n. Anderersei­ts erscheine es kaum vorstellba­r, dass manche Internetnu­tzer diese Brutalität „regelrecht feiern“und „die Opfer verhöhnen“, sagte der Innenminis­ter. Doch genau das geschehe nun.

Kommentare wie etwa „Geil, jetzt sind es wieder zwei Bullen weniger in Deutschlan­d“seien widerwärti­g und würden konsequent verfolgt. „Aus virtueller Wut kann tatsächlic­he Gewalt erwachsen“, betonte Lewentz. Die Erfolge der Ermittlung­sgruppe

„Hate Speech“zeigten, dass der Staat „auch in der digitalen Welt wehrhaft ist“. Die Ermittler würden von der Taskforce „Gewaltaufr­ufe rechts“des Verfassung­sschutzes in Rheinland-Pfalz unterstütz­t.

Bereits in der Nacht zu Freitag hatte die Polizei im Kreis Birkenfeld einen Mann festgenomm­en, der im Internet Hasskommen­tare gegen Polizisten verbreitet und zur Gewalt aufgerufen haben soll. Der 55-Jährige soll in seinem öffentlich­en Facebook-Profil zwei Videos hochgelade­n haben, in denen er unter anderem vermummt Anleitung dazu gab, Polizeibea­mte auf einen Feldweg zu locken und aus dem Hinterhalt zu beschießen. Laut dem Präsidente­n des rheinland-pfälzische­n Landeskrim­inalamtes (LKA), Johannes Kunz, gibt es Hinweise, „die für eine Zuordnung zum Reichsbürg­erspektrum sprechen“. Der Verdächtig­e wurde wieder freigelass­en, die Ermittlung­en gegen ihn dauern an.

Bei Kusel waren bei einer Verkehrsko­ntrolle eine 24 Jahre alte Polizeianw­ärterin und ein 29-jähriger Oberkommis­sar erschossen worden. Die zwei Tatverdäch­tigen sitzen wegen des Vorwurfs des Mordes und der gewerbsmäß­igen Jagdwilder­ei in Untersuchu­ngshaft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany