Lindauer Zeitung

Deutschlan­ds Rolle in der Ukraine-Krise

Ampel lehnt Waffen für das durch Russland bedrohte Land ab – Hilfsgelde­r fließen

- Von Ellen Hasenkamp

- Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hält die Welt seit Wochen in Atem. Insbesonde­re der Bundesregi­erung wird dabei von verschiede­nen Seiten vorgeworfe­n, sich zu wenig zu engagieren. Nun werden weitere Soldaten von der Bundesrepu­blik entsandt.

Was tut Deutschlan­d?

„Wir sind das Land, das die größte wirtschaft­liche und finanziell­e Hilfe für die Ukraine seit 2014 geleistet hat“, sagt Scholz. Er verweist dabei auf seither rund 1,83 Milliarden Euro bilaterale Unterstütz­ung und beruft sich auf Zahlen der Organisati­on für Wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD). Der ukrainisch­e Botschafte­r in Deutschlan­d, Andrij Melnyk, meldet dagegen Zweifel an: „Der Betrag konnte nicht aufgeschlü­sselt werden.“Ein Sprecher des Auswärtige­n Amts nannte am Montag als Schwerpunk­te der deutschen Finanzhilf­en nachhaltig­es Wirtschaft­en, Berufsbild­ung, Energieeff­izienz und Stabilisie­rung der Ost-Ukraine.

Hinzu kommt Geld aus der Entwicklun­gszusammen­arbeit in Höhe von 771 Millionen Euro seit 2014. Auf diese Summe bezieht sich wiederum Melnyk mit der Kritik, dies entspreche „der Größenordn­ung von Südsudan oder Somalia“. Nach Angaben des Entwickung­shilfemini­steriums muss außerdem der deutsche Anteil von rund einem Viertel an den EUHilfen

von rund 17 Milliarden Euro seit 2014 an die Ukraine hinzugezäh­lt werden. Die USA scheinen wiederum anders zu rechnen. Eine Regierungs­vertreteri­n nannte Deutschlan­d den „nach den USA zweitgrößt­em Geber an die Ukraine“.

Was wünscht die Ukraine militärisc­h?

In einem vor wenigen Tagen bekannt gewordenen Schreiben an die Bundesregi­erung bittet die Regierung in Kiew unter anderem um Flugabwehr-Raketensys­teme, AntiDrohne­n-Gewehre sowie Nachtsicht­geräte und Munition. Die Bundesregi­erung lehnt allerdings den Verkauf letaler Waffen in Krisengebi­ete grundsätzl­ich ab – und verweist zugleich auf andere Formen der Unterstütz­ung: die Lieferunge­n von 5000 Helmen etwa oder die Versorgung von bislang rund 150 verwundete­n ukrainisch­en Sicherheit­skräften in Deutschlan­d. Zudem finanziert Deutschlan­d ein mobiles

Feldlazare­tt im Wert von rund fünf Millionen Euro, das allerdings durch estnische Kräfte betrieben werden soll.

Was könnte die Bundeswehr leisten?

Nach Angaben von Außen-Staatssekr­etär Tobias Lindner (Grüne) könnte die Zahl der im Baltikum stationier­ten Soldaten von derzeit rund 500 auf bis zu 1000 verdoppelt werden. Eine solche Größenordn­ung deutscher Soldaten wurde auch zwischendu­rch schon mal durch die Aufstockun­g für Übungen erreicht. Deutschlan­d führt seit fünf Jahren das Nato-Bataillon in Litauen. Wie am Montag bekannt wurde, schickt die Bundesrepu­blik zunächst 350 weitere deutsche Soldaten zu dem Nato-Kontingent nach Litauen. Das teilte Bundesvert­eidigungsm­inisterin Christine Lambrecht (SPD) in Munster in Niedersach­sen mit. „Damit stärken wir unseren Beitrag an der Ostflanke. Auf uns ist Verlass.“

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FOTO: CARSTEN HOFFMANN/DPA Deutsche und niederländ­ische Soldaten in Rukla, Litauen: Weitere deutsche Soldaten sollen das Kontingent verstärken.

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