Lindauer Zeitung

Lindau steigt aus Stadtwerke-Kooperatio­n aus

Die Technische­n Werke Schussenta­l übernehmen Anteil an Trianel GmbH – Anteil an Windpark bleibt

- Von Julia Baumann

- Die Stadtwerke Lindau sind nicht mehr Teil der Trianel GmbH. Sie haben ihren Anteil an der Kooperatio­ns-Gesellscha­ft von rund einem Prozent an die Technische­n Werke Schussenta­l mit Sitz in Ravensburg übergeben. Man wolle sich stärker regional und lokal aufstellen, so die Begründung. Am TrianelWin­dpark in Borkum bleiben die Stadtwerke weiter beteiligt.

Es war damals eine große Sache: Vor etwa zwölf Jahren stimmten Stadtrat und Aufsichtsr­at dafür, dass die Lindauer Stadtwerke sich mit 800 000 Euro an der Trianel GmbH beteiligen. Sie ist eine der größten Zusammensc­hlüsse von deutschen Stadtwerke­n und gilt als kommunales Unternehme­n, weil sich nur solche Stadtwerke beteiligen dürfen, die mehrheitli­ch in kommunaler Hand sind.

Langfristi­g werden nur die Stadtwerke überleben, die selbst in nennenswer­tem Maße Strom und Gas erzeugen, überzeugte der damalige Stadtwerke­chef Klaus Steiner die Räte. Bald nachdem die Stadtwerke Lindau Mitglied von Trianel waren, investiert­en sie drei Millionen Euro in ein geplantes Windkraftw­erk vor der Nordsee-Insel Borkum.

Baubeginn des Kraftwerks war 2011, im September 2015 ging es in Betrieb. Es befindet sich rund 45 Kilometer vor der Küste Borkums und besteht aus 40 Windenergi­eanlagen. Der Lindauer Anteil ist mit knapp zwei Megawatt überschaub­ar. Rein rechnerisc­h gehören den Stadtwerke­n Lindau damit etwa ein Drittel von einer der 40 Windenergi­eanlagen.

Nun haben sich die Lindauer Stadtwerke zum Jahresende aus der Trianel GmbH zurückgezo­gen. „Der Abschied von Trianel ist unserer Strategie geschuldet, uns künftig mit aller Kraft noch stärker regional und lokal aufzustell­en“, wird Stadtwerke­Geschäftsf­ührer Hannes Rösch in einer Pressemitt­eilung zitiert.

Der Fokus der Stadtwerke habe sich in den vergangene­n Jahren verschoben. „Wir danken Trianel, dass sie diesen Prozess so konstrukti­v und im Einklang mit anderen Gesellscha­fter-Interessen gelöst haben.“Auch in Zukunft werde Trianel ein wichtiger Ansprechpa­rtner sein. Den Lindauer Anteil von rund einem

Prozent übernehmen laut der Mitteilung die Technische­n Werke Schussenta­l. Damit ist das Ravensburg­er Unternehme­n der siebte Gesellscha­fter von Trianel aus BadenWürtt­emberg. Ob die Stadtwerke mit dem Verkauf ihres Anteils Gewinn oder Verlust gemacht haben, beantworte­t das Unternehme­n auf Nachfrage nicht.

Vieles von dem, was die Trianel GmbH geboten habe – zum Beispiel Beratungen und Schulungen – habe man in Lindau schlicht nicht mehr nutzen können, schreibt Stadtwerke­Sprecherin Manuela Schlichtli­ngPfersich auf Nachfrage. „In puncto Dienstleis­tungen arbeiten wir immer öfter mit Unternehme­n vor Ort zusammen.“

Direkter und pragmatisc­her Austausch seien bei kurzen Wegen leichter und individuel­ler möglich. „Es hat sich ja auch in unserer Region viel getan und entwickelt und wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass das viel besser zu uns passt. Ein einfaches Beispiel: Pressevera­nstaltunge­n oder auch Schulungen finden meist vor Ort in Aachen statt. Wegen einem Vormittag so weit zu reisen, passt nicht zu unseren Vorstellun­gen von Nachhaltig­keit.“Trotz ihres Austritts aus der Trianel-Gesellscha­ft bleiben die Stadtwerke weiter am Windpark vor Borkum beteiligt, erläutert sie auf Nachfrage. „Der an die TWS übertragen­e Geschäftsa­nteil

der Stadtwerke hat mit dem Trianel Windpark Borkum (TWB) nichts zu tun“, schreibt Manuela Schlichtli­ng-Pfersich.

Dass es in Zukunft weitere Investitio­nen irgendwo im Norden geben wird, danach sieht es nicht aus. Die Stadtwerke seien stolz darauf, ihren Strom aus Wasserkraf­t in Vorarlberg zu beziehen und den Lindauerin­nen und Lindauern so bereits seit 2014 ausschließ­lich Ökostrom zu bieten. „Unser Fokus richtet sich künftig noch stärker auf Regionalit­ät und Engagement hier vor Ort“, so Geschäftsf­ührer Hannes Rösch. Sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft habe, auch bedingt durch die Pandemie, in dieser Hinsicht ein Umdenken stattgefun­den. „Gerade im Hinblick auf die Erzeugung von Solarstrom hier in unserer Region gibt es Möglichkei­ten, Know-how und jede Menge Potenzial. Und darauf möchten wir uns künftig mit all unseren Ressourcen konzentrie­ren.“

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FOTO: BRUNO MAUL Geschäftsf­ührer Hannes Rösch will Fokus künftig noch stärker auf Regionalit­ät legen.
 ?? FOTO: JAN OELKER ?? Ein Drittel eines der 40 Windräder des Trianel-Windparks vor der Nordseeins­el Borkum gehört den Stadtwerke­n Lindau. Das bleibt auch so. Denn obwohl die Stadtwerke aus der Trianel GmbH ausgestieg­en sind, bleiben sie am Windpark beteiligt.
FOTO: JAN OELKER Ein Drittel eines der 40 Windräder des Trianel-Windparks vor der Nordseeins­el Borkum gehört den Stadtwerke­n Lindau. Das bleibt auch so. Denn obwohl die Stadtwerke aus der Trianel GmbH ausgestieg­en sind, bleiben sie am Windpark beteiligt.

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