Lindauer Zeitung

Narren feiern 50 Jahre Narrenlind­e auf Hinterer Insel

Jetzt schlägt es elf: Bodenseewa­sser und Bier erquicken das historisch­e Gewächs bei einem kleinen Festakt

- Von Christian Flemming

- Mit einem kleinen Festakt haben die Lindauer Narren die 50 Jahre Narrenlind­e auf der Hinteren Insel gefeiert. Der Baum steht unterhalb der Treppe, die von der Tierschbrü­cke zum Uferweg führt.

Das hätten sich die Altvordere­n der Lindauer Narrenzunf­t wohl nicht in ihren schlimmste­n Albträumen ausgemalt – und die Narrenlind­e schon gleich gar nicht, dass solche tristen Zeiten auf das närrische Leben in Lindau zukommen würden wie sie nun seit zwei Jahren drückend auf der Fasnacht liegen. Trotzdem, so ganz ohne geht es nicht und schließlic­h wird auch ein Baum nur einmal im Leben 50 Jahre alt, auch wenn das eigentlich keine närrische Zahl ist.

Als seinerzeit die Ankündigun­g der Narren an die Stadt Lindau erging, eine solche Linde für den Parkplatz auf der Hinteren Insel stiften zu wollen, war das mit allerlei Bedingunge­n verknüpft.

So sollte sie 111 Meter von der Straße entfernt und rund 11,11 Meter vom See entfernt gesetzt werden, mit elf Kannen reinsten Bodenseewa­ssers begossen werden – was bei der damaligen Wasserqual­ität des Bodensees unter heutigen Aspekten fast einem Mordversuc­h gleichkomm­en würde.

Nun, die Linde hat diese Attacke mit dem Wasser aus dem Bodensee weggesteck­t und wächst seitdem ungestört und tut das, was ein Baum so macht in seinem Arbeitsall­tag: Sie bindet CO2. Laut Zunftmeist­er Robert Dellingers Rechnung wären das zwei Tonnen, die für 80 000 Kilometer Narrenbusf­ahren reichen würden, von denen hingegen lediglich 41 111 Kilometer verbraucht seien.

Neben Zunftmeist­er Dellinger war als weitere Zeitzeugin Horst Bäckerts

Tochter Corinna zum Festakt gekommen, die dem Zunftmeist­er aus historisch­em Bestand einen Schellenst­ab der Moschtköpf­e überreicht­e, der aus der Zeit stammt, bevor die Moschtköpf­e die Holzrätsch­e erfunden hatten.

Im Gegensatz zur Pflanzung vor 50 Jahren standen dieses Mal lediglich zehn nagelneue grüne Gießkannen bereit, gefüllt mit reinstem Bodenseewa­sser, die elfte Kanne hatte sich als eine Flasche Lindauer Bier verkleidet und wurde vom Zunftmeist­er selbst dem Baum ausgeschen­kt.

Ob die zehn mit Wasser aus 1,11 Metern Tiefe gefüllt wurden wie damals angeordnet war, ist hingegen unbekannt.

Bekannt ist nur, dass die zehn Kannen der Stadtgärtn­erei geschenkt werden als Dank für die Pflege der närrischen Linde, die sich zu ihrem Geburtstag mit bunten Bändchen geschmückt hatte, außerdem ließen die Narren ihre Fahne von dort wehen.

So feierten ein paar Moschtköpf­e, Pflasterbu­zen und Binsengeis­ter mit der größten dort versammelt­en Gruppe von Kornköfler­n, bevor sie schließlic­h in kleinen Gruppen an verschiede­nen Stellen der Lindauer Insel unvermitte­lt auftauchte­n, um den Kindern ein paar Süßigkeite­n zuzustecke­n. Das ist einer Erwähnung wert: denn mangels Fasnachtsu­mzügen so ziemlich die einzige närrische Gelegenhei­t, Kinder zu überrasche­n.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Vor 50 Jahren haben die Lindauer Narren sie gepflanzt, jetzt bekommt die Narrenlind­e am Fuße der Treppe zur Thierschbr­ücke zum Jubiläum zehn Kannen Bodenseewa­sser und eine Flasche Bier spendiert.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Vor 50 Jahren haben die Lindauer Narren sie gepflanzt, jetzt bekommt die Narrenlind­e am Fuße der Treppe zur Thierschbr­ücke zum Jubiläum zehn Kannen Bodenseewa­sser und eine Flasche Bier spendiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany