Narren feiern 50 Jahre Narrenlinde auf Hinterer Insel
Jetzt schlägt es elf: Bodenseewasser und Bier erquicken das historische Gewächs bei einem kleinen Festakt
- Mit einem kleinen Festakt haben die Lindauer Narren die 50 Jahre Narrenlinde auf der Hinteren Insel gefeiert. Der Baum steht unterhalb der Treppe, die von der Tierschbrücke zum Uferweg führt.
Das hätten sich die Altvorderen der Lindauer Narrenzunft wohl nicht in ihren schlimmsten Albträumen ausgemalt – und die Narrenlinde schon gleich gar nicht, dass solche tristen Zeiten auf das närrische Leben in Lindau zukommen würden wie sie nun seit zwei Jahren drückend auf der Fasnacht liegen. Trotzdem, so ganz ohne geht es nicht und schließlich wird auch ein Baum nur einmal im Leben 50 Jahre alt, auch wenn das eigentlich keine närrische Zahl ist.
Als seinerzeit die Ankündigung der Narren an die Stadt Lindau erging, eine solche Linde für den Parkplatz auf der Hinteren Insel stiften zu wollen, war das mit allerlei Bedingungen verknüpft.
So sollte sie 111 Meter von der Straße entfernt und rund 11,11 Meter vom See entfernt gesetzt werden, mit elf Kannen reinsten Bodenseewassers begossen werden – was bei der damaligen Wasserqualität des Bodensees unter heutigen Aspekten fast einem Mordversuch gleichkommen würde.
Nun, die Linde hat diese Attacke mit dem Wasser aus dem Bodensee weggesteckt und wächst seitdem ungestört und tut das, was ein Baum so macht in seinem Arbeitsalltag: Sie bindet CO2. Laut Zunftmeister Robert Dellingers Rechnung wären das zwei Tonnen, die für 80 000 Kilometer Narrenbusfahren reichen würden, von denen hingegen lediglich 41 111 Kilometer verbraucht seien.
Neben Zunftmeister Dellinger war als weitere Zeitzeugin Horst Bäckerts
Tochter Corinna zum Festakt gekommen, die dem Zunftmeister aus historischem Bestand einen Schellenstab der Moschtköpfe überreichte, der aus der Zeit stammt, bevor die Moschtköpfe die Holzrätsche erfunden hatten.
Im Gegensatz zur Pflanzung vor 50 Jahren standen dieses Mal lediglich zehn nagelneue grüne Gießkannen bereit, gefüllt mit reinstem Bodenseewasser, die elfte Kanne hatte sich als eine Flasche Lindauer Bier verkleidet und wurde vom Zunftmeister selbst dem Baum ausgeschenkt.
Ob die zehn mit Wasser aus 1,11 Metern Tiefe gefüllt wurden wie damals angeordnet war, ist hingegen unbekannt.
Bekannt ist nur, dass die zehn Kannen der Stadtgärtnerei geschenkt werden als Dank für die Pflege der närrischen Linde, die sich zu ihrem Geburtstag mit bunten Bändchen geschmückt hatte, außerdem ließen die Narren ihre Fahne von dort wehen.
So feierten ein paar Moschtköpfe, Pflasterbuzen und Binsengeister mit der größten dort versammelten Gruppe von Kornköflern, bevor sie schließlich in kleinen Gruppen an verschiedenen Stellen der Lindauer Insel unvermittelt auftauchten, um den Kindern ein paar Süßigkeiten zuzustecken. Das ist einer Erwähnung wert: denn mangels Fasnachtsumzügen so ziemlich die einzige närrische Gelegenheit, Kinder zu überraschen.