Lindauer Zeitung

Shiffrin scheitert am siebten Tor

US-Amerikaner­in scheidet im Riesenslal­om aus – Goldmedail­le für Schwedin Hector

- Von Marco Mader

(SID) - Nach der schwersten Niederlage ihrer ruhmreiche­n Karriere fand Mikaela Shiffrin Trost in den Armen ihrer Mama. „Du hast alles gegeben und hattest richtig Feuer“, sagte Eileen Shiffrin, und ihre warmen Worte zeigten Wirkung. Shiffrin, sonst nahe am Wasser gebaut, verdiente sich nach dem völlig überrasche­nden und sensatione­ll frühen Aus im Olympia-Riesenslal­om die Medaille für Tapferkeit. Gold ging an Sara Hector.

Klar, dass das Rennen für sie nach nur sieben Toren zuende war, das sei „eine große Enttäuschu­ng“, sagte Shiffrin, „darüber werde ich nie hinwegkomm­en“. Doch die 26 Jahre alte Amerikaner­in wirkte erstaunlic­h gefasst, als sie von ihrem Missgeschi­ck erzählte und betonte: „Ich werde jetzt nicht weinen, das ist nur Energiever­schwendung.“

Was war passiert? „Ich bin ein Tor falsch angefahren und habe den höchstmögl­ichen Preis dafür bezahlt.“Shiffrin, Olympiasie­gerin von 2018, rutschte aus dem Kurs, und dann war „der Tag zuende, noch ehe er für mich so richtig angefangen hatte“.

Dafür war der Weg frei für Hector, die beste Riesenslal­om-Fahrerin der Saison mit drei Weltcup-Siegen, einem mehr als Shiffrin. „Ich war die ganze Woche so nervös, habe den ganzen Morgen nur gespuckt“, sagte die Schwedin, „aber ich habe es geschafft.“Emma Aicher wurde 21.

Dass Shiffrin ausscheide­t, noch dazu so früh, ist extrem selten. Im „Riesen“ist ihr das letztmals vor vier Jahren passiert. Seitdem stand sie bei 27 Weltcup-Starts 17-mal auf dem Podium und gewann acht Mal, holte Bronze und Silber bei der WM sowie Olympia-Gold.

Zu allem Überfluss verpasste ihr Freund Aleksander Aamodt Kilde, Topfavorit in der Abfahrt, als Fünfter ebenfalls die eingeplant­e (Gold-)Medaille. „Dieser Schnee“, wusste Shiffrin zu berichten, „verzeiht nichts.“Man solle sie bitte nicht falsch verstehen, „der Berg macht richtig Spaß, die Bedingunge­n sind unglaublic­h gut“. Aber schon ein einziger Fehler könne einer zu viel sein.

Dabei hatte und hat Shiffrin in Yanqing Großes vor. In allen sechs Wettbewerb­en will sie antreten, ihre größte Chance auf Gold hat sie jetzt noch im Slalom am Mittwoch. Die Form passe, glaubt sie, „ich hatte das Gefühl, dass ich die richtige Mentalität hatte.“

Als sie trotzdem im ersten Anlauf auf ihren dritten Olympiasie­g nach jenen im Slalom 2014 und im Riesenslal­om 2018 so abrupt gescheiter­t war, gab sie für ihre Teamkolleg­innen die Cheerleade­rin.

Allerdings musste Shiffrin in dieser ungewohnte­n Rolle gleich den nächsten Schreck verdauen: Nina O’Brien stürzte, verletzte sich wohl schwer am Knie und wurde ins Krankenhau­s gebracht. Da war Shiffrin wohl doch zum Heulen zumute.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Mikaela Shiffrin scheidet im Riesenslal­om früh aus.

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