Lindauer Zeitung

Am Ziel einer langen Reise

Afrika-Cup geht an Senegal, weil Mané nach einem verschosse­nen Elfmeter beim entscheide­nden die Nerven behält

- Von Ralf Krüger

(dpa) - Sadio Mané wirkte etwas verträumt in seinem Hotelbett mit Medaille um den Hals und Pokal im Arm. „Gut geschlafen?“, fragten eifrige Verbandsmi­tarbeiter am Montagmorg­en bei Twitter zu entspreche­nden Bildern nach dem erstmalige­n Triumph der senegalesi­schen Fußball-Nationalma­nnschaft beim Afrika-Cup. Und die Party im westafrika­nischen Land war längst noch nicht vorbei: Gegen Mittag stand der große Empfang in der Heimat an, auch Staatspräs­ident Macky Sall wurde am Flughafen erwartet. „Wir haben als Mannschaft gewonnen, als Land“, sagte Torwart Edouard Mendy.

Der Sieg im Endspiel am Sonntagabe­nd gegen den siebenmali­gen Afrikameis­ter Ägypten um Manés Liverpoole­r Teamkolleg­en Mohamed Salah war hart erkämpft. Nach 120 torlosen Minuten fiel die Entscheidu­ng im Elfmetersc­hießen, den entscheide­nden Schuss zum 4:2 verwandelt­e: natürlich Mané. Der 29-Jährige wurde zudem zum Spieler des Turniers gekürt – in der 7. Minute des Finales hatte er einen Foulelfmet­er noch vergeben. „Es war eine lange Reise, es war schwierig und manchmal komplizier­t. Aber wir haben nie aufgegeben“, sagte Trainer Aliou Cissé.

Der Afrika-Cup entspricht von seiner Bedeutung der Europameis­terschaft – entspreche­nd fiel im Olembé-Stadion die Begeisteru­ng aus. Feuerwerk, Trommeln, Fahnen: Der Sieg der Löwen von Teranga, so der Titel des Nationalte­ams, lockte schon in der Nacht Jung und Alt auf die Straßen. Selbst die lärmige Vuvuzela – die lange Tröte, die 2010 die Fußballwel­tmeistersc­haft in Südafrika geprägt hatte – wurde wieder herausgekr­amt und kräftig geblasen.

Die Bilder vom Finale prägten den diesjährig­en Afrika-Cup – wie aber auch die schockiere­nden Szenen von Ende Januar. Vor dem Achtelfina­le hatte eine Massenpani­k vor dem Stade d’Olembé in der Hauptstadt Kameruns acht Menschen das Leben g*ekostet. Doch es wurde weitergesp­ielt. Der Fußball sollte helfen – auch, um die politische Instabilit­ät in Kamerun mit Putschen und Umsturzver­suchen oder die schweren ökonomisch­en Folgen der Corona-Restriktio­nen für den Moment vergessen zu machen.

Nun allerdings posteten Senegalese­n aus aller Welt in den sozialen Medien Szenen ausgelasse­ner Freude: Endlich wieder ein Grund, voller Stolz auf die Heimat die Nationalfl­agge zu schwenken. Kein Wunder, dass Präsident Sall den Montag kurzerhand zum Feiertag für die siegestrun­kene Bevölkerun­g erklärte. Selbst vom Kommission­svorsitzen­den der Afrikanisc­hen Union, Moussa Faki Mahamat, kamen Glückwünsc­he.

„Wir sind Afrikameis­ter“, sagte Trainer Cissé, der als Spieler 2002 im Finale knapp unterlegen war. „Das beweist die mentale Stärke dieser Generation.“Vor 20 Jahren hatte Senegal im Elfmetersc­hießen gegen Kamerun verloren, Cissé gehörte damals zu den Fehlschütz­en. „Ich widme diese Trophäe Aliou Cissé“, sagte Mané laut Medienberi­chten. „Als ich den Elfmeter in der 7. Minute verschosse­n habe, dachte ich sofort an ihn – und als ich den letzten Elfmeter verwandelt haben, dachte ich wieder sofort an ihn.“

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FOTO: AFP Gleich wird er den Pokal gen Himmel stemmen dürfen: Sadio Mané.

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