Lindauer Zeitung

Prozess gegen Wirt nach Feuer im eigenen Restaurant

Kurde soll rechtsextr­emistische­n Brandansch­lag auf sein Lokal in Chemnitz vorgetäusc­ht haben – Angeklagte­r schweigt

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(AFP) - Mit der Verlesung der Anklage hat vor dem Landgerich­t Chemnitz der Prozess um einen Brand in einem kurdischen Restaurant begonnen. Der Angeklagte Mehmet Ali T. schwieg zum Verhandlun­gsauftakt am Dienstag zu den Vorwürfen, wie eine Gerichtssp­recherin sagte. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem früheren Betreiber des Chemnitzer Lokals Mangal versuchten Mord in 15 Fällen, Brandstift­ung und Betrug vor.

Der Prozess steht unter besonderer Beobachtun­g, weil der Angeklagte laut Staatsanwa­ltschaft einen rechtsextr­emistische­n Brandansch­lag auf sein Lokal vorgetäusc­ht haben soll, um Geld von der Versicheru­ng zu kassieren. Hintergrun­d seien Schulden des Mannes gewesen.

Zu der Tat soll sich der Angeklagte nach den Geschehnis­sen am Rande des Stadtfests in Chemnitz im August 2018 gemeinsam mit ein oder zwei weiteren Mittätern entschloss­en haben. Damals löste der tödliche Messerangr­iff auf einen 35-Jährigen in der Stadt eine Reihe ausländerf­eindlicher Demonstrat­ionen und teils gewaltsame Ausschreit­ungen von Rechtsextr­emen aus. Auch gab es Angriffe auf ein jüdisches sowie ein persisches und iranisches Restaurant in Chemnitz.

Drei weitere, bislang unbekannte Menschen sollen laut Anklage beauftragt worden sein, das Haus, in dem sich neben dem Restaurant auch mehrere Wohnungen befanden, in Brand zu setzen. Am 18. Oktober 2018 kam es zu einem Feuer in dem Gebäude, in dem sich zur Tatzeit 15 Bewohner aufhielten. Der Brand wurde rechtzeiti­g bemerkt, verletzt wurde niemand. Am Gebäude entstand ein Sachschade­n von mehr als 200 000 Euro. Die Versicheru­ng zahlte später für den Schaden.

Das Landeskrim­inalamt Sachsen schloss damals eine politische Motivation der Tat nicht aus und setzte 10 000 Euro für relevante Hinweise aus. Dann die Wende: Im Zuge der Ermittlung­en fand die Polizei keine Anhaltspun­kte für ausländerf­eindliche Motive. Vielmehr erhärtete sich durch die kriminalte­chnischen Untersuchu­ngen der Verdacht gegen den damaligen Inhaber des Restaurant­s.

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FOTO: JAN WOITAS/DPA Angeklagt wegen Brandstift­ung: der Wirt des türkischen Restaurant­s Mangal.

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