Lindauer Zeitung

Tatverdäch­tiger durfte früher legal jagen

Einer der mutmaßlich­en Polizisten­mörder hatte Lizenzen für Pirschbezi­rke im Saarland

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(dpa) - Der mutmaßlich­e Polizisten­mörder von Kusel hat bis Ende März 2020 legal im saarländis­chen Staatswald gejagt. Er habe in verschiede­nen Revieren seit 2017 Jagderlaub­nisscheine für zunächst drei Pirschbezi­rke gehabt, teilte das Umweltmini­sterium in Saarbrücke­n mit.

Zwei Pirschbezi­rke seien im Juni 2019 vorzeitig gekündigt worden, da es wiederholt zu Verstößen gegen die Kirr-Ordnung gekommen sei. Statt mit Getreide und heimischen Früchten sei Wild dort mit Backwaren angelockt („angekirrt“) worden.

Nach einer weiteren ähnlichen Feststellu­ng wurde dem 38-Jährigen der dritte Jagdbezirk zum 31. März 2020 gekündigt, teilte eine Sprecherin mit. Beim Ministeriu­m ist die Oberste Jagdbehörd­e angedockt. Die Pirschbezi­rke lagen in den Forstrevie­ren Furpach und St. Ingbert Nord. Wegen des Verdachts der Jagdwilder­ei, auch im Revier Ingbert Nord, habe der Saar-Forst mehrfach Anzeige gegen unbekannt gestellt.

Am 31. Januar waren nahe Kusel in der Westpfalz bei einer Verkehrsko­ntrolle eine 24 Jahre alte Polizeianw­ärterin und ein 29-jähriger Oberkommis­sar erschossen worden. Als Tatverdäch­tige sitzen der 38-Jährige und ein 32-Jähriger wegen des Vorwurfs des gemeinscha­ftlichen Mordes und der gewerbsmäß­igen Jagdwilder­ei in Untersuchu­ngshaft. Im Wagen, mit dem die beiden wohl unterwegs waren, wurden zahlreiche erlegte Wildtiere entdeckt. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Verdächtig­en mit den Morden die vorherige Wilderei verdecken wollten.

Der Tatverdäch­tige habe bis 2019 einen zugelassen­en Wildverarb­eitungsbet­rieb in Neunkirche­n gehabt – dieser Betrieb wurde auch mehrfach vom Landesamt für Verbrauche­rschutz kontrollie­rt. Neben selbst erlegtem Wild sei dort vor allem zugekaufte­s Wild verarbeite­t worden. Zwischen 2017 und 2019 habe der 38Jährige beim SaarForst Landesbetr­ieb insgesamt 442 Stück Reh- und Schwarzwil­d erworben.

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