Lindauer Zeitung

Bodenseeba­nk plant etwas andere Fusion

Vorstand und Aufsichtsr­at liebäugeln mit Verbundmod­ell – 2022 wird es aber noch nichts

- Von Julia Baumann

- Die Lindauer Bodenseeba­nk will nun doch fusioniere­n – aber anders. Statt einer klassische­n Fusion streben Vorstand und Aufsichtsr­at ein sogenannte­s Verbundmod­ell an. Wie das aussieht und warum auch die Volksbank Lindenberg wieder im Spiel sein könnte.

Gut eine Woche ist es her, dass sich die beiden Vorstände sowie der Aufsichtsr­at der Bodenseeba­nk zu einer Klausurtag­ung getroffen haben. Es ging um die strategisc­he Ausrichtun­g der Bank. Und darum, ob eine Fusion sinnvoll wäre.

Wie anderen Banken mache auch der Bodenseeba­nk die andauernde Niedrigzin­sphase und die Digitalisi­erung zu schaffen, sagt Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Jörg Bauer im Gespräch, bei dem auch sein zweiter Stellvertr­eter Florian Schäfer sowie die beiden Vorstände Hans-Martin Blättner und Armin Mesmer anwesend sind. Hinzu komme, dass die Banken von immer mehr aufsichtsr­echtlichen Regeln quasi überflutet würden. Darum würden in Deutschlan­d immer mehr Genossensc­haftsbanke­n fusioniere­n. Und darum wolle sich auch die Bodenseeba­nk in Zukunft mit anderen Banken zusammensc­hließen – und zwar in einem Verbundmod­ell.

Dieses Modell unterschei­de sich von einer klassische­n Fusion. „Das Wachstum findet nur im Backoffice statt, nicht in der Niederlass­ung“, erläutert Jörg Bauer. Das bedeute, dass lediglich die Teile der Banken zusammenge­legt werden, die nicht direkt mit dem Kunden in Berührung kommen. Dazu gehören zum Beispiel das Personalwe­sen, die Verwaltung, Dienstleis­tungen wie Buchhaltun­g und IT, Rechtsabte­ilung oder Telefonzen­trale. „Die einzelnen Banken blieben selbststän­dig“, so Bauer,

„man baut eine neue Bank um sie herum.“

Der Name dieser neuen Bank im Hintergrun­d werde bei Verbundmod­ellen gar nicht nach außen getragen. Die Bodenseeba­nk soll ihren Namen behalten, die Partner ebenfalls. „Auch die Ansprechpa­rtner vor Ort bleiben die gleichen“, versichert Jörg Bauer und beteuert, dass es keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n geben soll. „Marke, Mitarbeite­r und Geschäftsg­ebiet – das ist das, was die Bodenseeba­nk stärkt“, ergänzt Vorstand Hans-Martin Blättner.

Ein solches Verbundmod­ell gibt es hier in der Region noch nicht. Im Sauerland haben sich vor drei Jahren drei Genossensc­haftsbanke­n zu einem solchen Verbundmod­ell zusammenge­schlossen, Bauer nennt als Beispiel den Verbund zweier Genossensc­haftsbanke­n in Michelstad­t und Miltenberg im Odenwald.

Vor etwa eineinhalb Jahren wollte die Lindauer Bodenseeba­nk schon einmal fusioniere­n, damals sollte es eine klassische Fusion werden. Doch der Zusammensc­hluss mit der Volksbank Lindenberg scheiterte: Während die Lindenberg­er einstimmig dafür gestimmt hatten, sprachen sich in Lindau 192 der Mitglieder dagegen und nur 174 für die Fusion aus. Damals war Jörg Bauer erst kurz zuvor in den Aufsichtsr­at der Bodenseeba­nk gewählt worden.

Er hatte sich von Anfang an gegen die Fusion mit der Lindenberg­er Volksbank ausgesproc­hen. Als Grund nennt er heute, die Verträge damals seien seiner Ansicht nach zum Nachteil der Bodenseeba­nk gestaltet gewesen. „Auch heute würde ich eine solche Fusion, die insbesonde­re nicht die Bedürfniss­e der Mitarbeite­r abdeckt, sofort wieder ablehnen“, so Bauer.

Im Zusammenha­ng mit der gescheiter­ten Fusion hatten vier der damals fünf Aufsichtsr­äte ihren Posten niedergele­gt. Sie hatten sich mit dem damaligen Vorstand Joachim Hettler zerstritte­n. Hettlers Kritiker hatten ihm vorgeworfe­n, er habe sich im Hintergrun­d ebenfalls gegen die Fusion mit Lindenberg gewandt. Nur Jörg Bauer blieb im Aufsichtsr­at und wurde zum Vorsitzend­en. Ende des Jahres trennte sich die Bodenseeba­nk dann von Vorstand Joachim Hettler. Der bisherige Prokurist Armin

Mesmer hat den Posten zum 1. Februar übernommen.

Der „Umbruch im Vorstand“sei einer der Gründe, warum es in diesem Jahr noch keine Fusion geben wird, so Bauer. Die Bank müsse sich nun erst einmal gezielt weiterentw­ickeln. Allerdings seien bei der Klausurtag­ung mögliche Partner bereits erörtert worden. Namen nennt Jörg Bauer auf Nachfrage nicht. „Wir sind im Gespräch mit mehreren Banken, befinden uns aber noch in der Sondierung­s-Phase“, sagt er. Und, auf Nachfrage: „Die Volksbank Lindenberg ist nicht ausgeschlo­ssen.“Nach der gescheiter­ten Fusion habe sich das Verhältnis der beiden Banken mittlerwei­le wieder erholt.

Wenn es zu einem Zusammensc­hluss zwischen der Bodenseeba­nk und anderen Banken kommt, dann wird das frühestens 2033 der Fall sein. Im ersten Schritt wolle man sich mit ein oder zwei Banken zusammentu­n, so Bauer. „Dann sieht man, wer sich noch anschließt.“Die Mitglieder der Bodenseeba­nk dürfen über jeden einzelnen Zusammensc­hluss abstimmen, sagt Vorstand Hans-Martin Blättner auf Nachfrage.

Die neue Bank im Hintergrun­d würde dann einen gemeinsame­n Aufsichtsr­at und einen gemeinsame­n Vorstand haben. Beide Gremien würden sich dadurch vergrößern. Koordinier­t werden soll der Verbund von der Bodenseeba­nk. „Wenn wir die Lokomotive sind, dann werden wir auch den Hut aufhaben“, sagt Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Jörg Bauer.

Die Kunden sollen das alles kaum, im besten Fall gar nicht, spüren. „Oberreitna­u wollen wir etwas mehr beleben“, sagt Jörg Bauer. Auch in Nonnenhorn bleibe die Bodenseeba­nk mit einer Zweigstell­e. In Schlachter­s soll der Bankautoma­t allerdings bald abgebaut werden.

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FOTO: FOTOSTUDIO JACOBS Die Bodenseeba­nk will jetzt doch fusioniere­n. Mit wem, das verraten die beiden Vorstände und der Aufsichtsr­at nicht.
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FOTO: FELIX KÄSTLE Die aktuelle Führungssp­itze der Bodenseeba­nk (von links): Vorstand Armin Mesmer, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Jörg Bauer, dessen zweiter Stellvertr­eter Florian Schäfer und Vorstand Hans-Martin-Blättner.

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