Lindauer Zeitung

Allgäu-Express ohne Lokführer

Kombiniere­r starten Goldjagd mit „Gschmäckle“

- Von Erik Roos und Christoph Leuchtenbe­rg

(SID) - Der unglücklic­he Eric Frenzel muss tatenlos in seinem Quarantäne-Kämmerchen mitbangen, wenn die deutschen Kombiniere­r als Allgäu-Express ohne ihren „Lokführer“auf Goldjagd gehen. Aber immerhin: „Ich habe chinesisch­es Fernsehen. Hoffentlic­h wird der Wettkampf übertragen, die drei können einen Coup landen“, sagte Frenzel einen Tag vor dem Auftakt-Wettkampf aus seiner Hotel-Isolation.

„Die drei“, das sind die Oberstdorf­er Johannes Rydzek, Vinzenz Geiger und Julian Schmid. Weil neben Frenzel angeführt von Jarl Magnus Riiber drei weitere Topstars in Quarantäne sitzen, rechnet sich das DSV-Trio wie gefühlt das halbe Feld plötzlich Chancen aus. „Als Lotterie will ich das nicht bezeichnen. Aber natürlich steigen die Chancen“, sagt der weiterhin positiv getestete Frenzel.

Profiteur könnte am Mittwoch (ab 9.00 MEZ/ZDF und Eurosport) vor allem Rydzek werden, der sich erst auf den letzten Drücker für Olympia qualifizie­rt hatte. „Die Strecke hier ist mit dem Wind, den Anstiegen und der Höhe sehr schwer. Aber schwere Strecken liegen mir“, sagte der DoppelOlym­piasieger von 2018, bei dem es auch auf der Schanze endlich aufwärts geht.

Auch Geiger, der in dieser Saison als einziger Deutscher schon zwei Siege gefeiert hat, rechnet sich Chancen aus. Weil der Bayer als Kontaktper­son von Frenzel derzeit isoliert wird, verlief seine Vorbereitu­ng allerdings ziemlich wild. „Ich bin abgesonder­t von der Mannschaft, bekomme mein Essen auf das Zimmer, darf nicht mit den anderen im Lift oder Bus fahren“, erzählte er. Ein Shuttle-Fahrer brachte ihn versehentl­ich statt zum KombiTrain­ing zum Snowboard-Gelände.

Geiger gibt zu, dass der Wettbewerb schon vor dem Start ein „Gschmäckle“hat. Gleich vier der besten sieben Athleten im Weltcup sind wahrschein­lich nicht dabei: Neben Frenzel und Riiber darf auch der Este Kristjan Ilves nicht starten, bei Terence Weber besteht noch eine Resthoffnu­ng. „Es ist natürlich schade, wenn die Besten fehlen, sportlich ist das ein Verlust“, sagt Bundestrai­ner Hermann Weinbuch: „Aber letztendli­ch wirst du Olympiasie­ger – und dann fragt da keiner nach.“

Favoriten sind neben den Deutschen vor allem Weltmeiste­r Johannes Lamparter (Österreich) und der Norweger Jörgen Graabak. Für das Oberstdorf-Trio gilt es, eine Siegesseri­e fortzusetz­en: 2018 in Pyeongchan­g hatten die „Dominierer“in allen drei Wettkämpfe­n Gold gewonnen und fünf von sieben möglichen Medaillen geholt.

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