Allgäu-Express ohne Lokführer
Kombinierer starten Goldjagd mit „Gschmäckle“
(SID) - Der unglückliche Eric Frenzel muss tatenlos in seinem Quarantäne-Kämmerchen mitbangen, wenn die deutschen Kombinierer als Allgäu-Express ohne ihren „Lokführer“auf Goldjagd gehen. Aber immerhin: „Ich habe chinesisches Fernsehen. Hoffentlich wird der Wettkampf übertragen, die drei können einen Coup landen“, sagte Frenzel einen Tag vor dem Auftakt-Wettkampf aus seiner Hotel-Isolation.
„Die drei“, das sind die Oberstdorfer Johannes Rydzek, Vinzenz Geiger und Julian Schmid. Weil neben Frenzel angeführt von Jarl Magnus Riiber drei weitere Topstars in Quarantäne sitzen, rechnet sich das DSV-Trio wie gefühlt das halbe Feld plötzlich Chancen aus. „Als Lotterie will ich das nicht bezeichnen. Aber natürlich steigen die Chancen“, sagt der weiterhin positiv getestete Frenzel.
Profiteur könnte am Mittwoch (ab 9.00 MEZ/ZDF und Eurosport) vor allem Rydzek werden, der sich erst auf den letzten Drücker für Olympia qualifiziert hatte. „Die Strecke hier ist mit dem Wind, den Anstiegen und der Höhe sehr schwer. Aber schwere Strecken liegen mir“, sagte der DoppelOlympiasieger von 2018, bei dem es auch auf der Schanze endlich aufwärts geht.
Auch Geiger, der in dieser Saison als einziger Deutscher schon zwei Siege gefeiert hat, rechnet sich Chancen aus. Weil der Bayer als Kontaktperson von Frenzel derzeit isoliert wird, verlief seine Vorbereitung allerdings ziemlich wild. „Ich bin abgesondert von der Mannschaft, bekomme mein Essen auf das Zimmer, darf nicht mit den anderen im Lift oder Bus fahren“, erzählte er. Ein Shuttle-Fahrer brachte ihn versehentlich statt zum KombiTraining zum Snowboard-Gelände.
Geiger gibt zu, dass der Wettbewerb schon vor dem Start ein „Gschmäckle“hat. Gleich vier der besten sieben Athleten im Weltcup sind wahrscheinlich nicht dabei: Neben Frenzel und Riiber darf auch der Este Kristjan Ilves nicht starten, bei Terence Weber besteht noch eine Resthoffnung. „Es ist natürlich schade, wenn die Besten fehlen, sportlich ist das ein Verlust“, sagt Bundestrainer Hermann Weinbuch: „Aber letztendlich wirst du Olympiasieger – und dann fragt da keiner nach.“
Favoriten sind neben den Deutschen vor allem Weltmeister Johannes Lamparter (Österreich) und der Norweger Jörgen Graabak. Für das Oberstdorf-Trio gilt es, eine Siegesserie fortzusetzen: 2018 in Pyeongchang hatten die „Dominierer“in allen drei Wettkämpfen Gold gewonnen und fünf von sieben möglichen Medaillen geholt.