Hopfens Thesen übertönen Fan-Gesänge
Die DFL und ihre Chefin haben große Pläne – Play-offs und Supercup im Ausland
(SID) - Die ersten zaghaften Gesänge der Fans waren kaum verhallt, da übertönte die neue DFLChefin den kollektiven Jubel über die Zuschauer-Rückkehr mit gewagten Zukunftsthesen. „Es gibt für mich keine heiligen Kühe“, kündigte Donata Hopfen hinsichtlich der Entwicklung des Profifußballs an und brachte äußerst umstrittene Themen wie Play-offs oder den Supercup im Ausland auf die Agenda.
„Wenn uns Play-offs helfen, dann reden wir über Play-offs“, sagte Hopfen hinsichtlich der Langeweile mit Serienmeister Bayern München an der Bundesligaspitze. Und auf die Frage, ob sie wie die Spanier oder Italiener den Supercup in Saudi-Arabien austragen lassen würde, antwortete Hopfen: „Jede Maßnahme, die uns in Zukunft Geld bringen soll, muss zu uns passen. Ich finde aber, wir können in dieser Hinsicht aktuell gar nichts ausschließen.“
Dass sich die Nachfolgerin von Christian Seifert an der Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) bei der Zukunftsgestaltung gegen Denkverbote wehrt und vor drastischen Maßnahmen offenbar nicht zurückschreckt, birgt vor allem im Dialog mit den Fanvertretungen jede Menge Sprengstoff. Doch nach Ansicht Hopfens muss der deutsche Profifußball angesichts der starken internationalen Konkurrenz und der finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie „aufpassen, dass wir nicht in eine Abwärtsspirale geraten“.
Dass die 45-Jährige gleichzeitig „den Fan wieder mehr in den Mittelpunkt“stellen möchte, für die Regulierung der Spielergehälter plädiert und an der 50+1-Regel zum Schutz der Clubs vor unliebsamen Investoren festhalten will, zeigt das immense Spannungsverhältnis, in dem
Hopfen agieren muss. Beispielhaft steht das Thema der Spielergehälter. Die DFL-Chefin hofft auf eine Einigung unter den großen Ligen in Europa. „Wir sind zwar Wettbewerber, aber wir haben an den entscheidenden Stellen doch gemeinsame Interessen. Und auch der Politik in Europa sollte an einem gerechten Wettbewerb in einem gemeinsamen Markt gelegen sein.“
Hopfen sagte aber auch, dass große Stars das Geld wert seien, weil sie es selbst erwirtschaften würden. „Ihretwegen gehen die Menschen ins Stadion, kaufen Trikots oder ein PayTV-Abo. Ich kann aber auch verstehen, dass sich die Gehälter in Dimensionen bewegen, die nur noch schwer nachvollziehbar sind.“Eine verzwickte Situation – wie so viele.
Denn zunächst einmal hat die DFL alle Hände voll damit zu tun, trotz immer weiter steigender Inzidenzen die umstrittene Rückkehr der Zuschauer in die Stadien zu verteidigen und sie sogar weiter zu forcieren. Mit den 10 000 Besuchern, die in weiten Teilen Deutschland am
Wochenende erlaubt waren, will sich die Liga nicht zufrieden geben.
„Es ist ein Zeichen und ein guter Anfang“, sagte Hopfen: „Trotzdem stellen wir fest, dass in England und anderen Ligen die Stadien schon wieder voll sind. Die Bundesliga sieht sich deshalb nach wie vor benachteiligt.“
Ähnlich argumentieren die Verantwortlichen der Clubs. Ob gewagte Aussagen wie die von Christian Heidel weiterhelfen, ist allerdings fraglich. „Wir müssen es so wie in den anderen europäischen Ländern wieder laufen lassen. Es wird sich hier und da jemand anstecken, das werden wir nicht verhindern können“, sagte der Sportvorstand des FSV Mainz 05: „Die Entscheidung liegt ja bei jedem Einzelnen, ins Stadion zu gehen.“
Thomas Müller jedenfalls wünscht sich die großen Emotionen zurück. „Wenn der Ball ins Tor geht, die Lichter flackern und die Leute da sind“, schwärmte der Bayern-Star: „Für dieses Gefühl lohnt es sich zu ackern.“