Lindauer Zeitung

Söder-Vorstoß spaltet Südwest-Regierung

Grün-schwarzer Streit um Aussetzung der Impfpflich­t – Kanzler Scholz schaltet sich ein

- Von Kara Ballarin und unseren Agenturen

- Mit seiner Ankündigun­g, die beschlosse­ne Corona-Impfpflich­t für das Personal in Pflegeheim­en und Kliniken nicht umzusetzen, hat Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) nicht nur eine bundesweit­e Debatte ausgelöst. Seit Mittwoch gibt es Streit in Baden-Württember­gs grün-schwarzer Landesregi­erung. Nachdem sich CDU-Parteichef Friedrich Merz für eine Aussetzung der ab Mitte März geltenden Pflicht ausgesproc­hen hatte, taten dies am Mittwoch auch Südwest-Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) sowie CDU-Generalsek­retär Manuel Hagel. Beide stellten sich damit gegen Regierungs­chef Winfried Kretschman­n (Grüne), der sich zuvor irritiert über Söders Ansinnen gezeigt hatte. An diesem Donnerstag wird es in Stuttgart ein Krisengesp­räch der Koalitions­spitzen zur Impfpflich­t-Thematik geben.

Aus Berlin hat sich unterdesse­n Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) zu Wort gemeldet und die Länder in die Verantwort­ung genommen. „Wir gehen davon aus, dass Gesetze eingehalte­n werden“, sagte er nach Angaben des stellvertr­etenden Regierungs­sprechers Wolfgang Büchner am Mittwoch. Dies sei „einer der Vorzüge des deutschen Rechtssyst­ems“. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach hofft derweil weiter auf ein Einlenken. „Ich glaube, dass Herr Söder das noch einmal überdenken wird“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch am Rande eines EU-Treffens in Lyon. Er betonte, dass die einrichtun­gsbezogene Impfpflich­t keine Schikane gegen die Beschäftig­ten sei, sondern eine „lebensnotw­endige Maßnahme, um die

Schwächste­n und die Ältesten vor dem Corona-Tod zu bewahren“. Die von der Union prognostiz­ierten Personalen­gpässe in der Pflege aufgrund der Pflicht befürchte er nicht.

Auch innerhalb der Union regt sich Widerstand. Christian Bäumler, der Landesvors­itzende und VizeBundes­chef der CDU-Sozialauss­chüsse (CDA), sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“, er teile die Kritik an der einrichtun­gsbezogene­n Impfpflich­t. Er könne „es aber überhaupt nicht nachvollzi­ehen, dass ein Gesetz, das beschlosse­n ist, nicht umgesetzt wird“.

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