Museumslose Zeit soll ein Ende haben
Nach den spektakulären Ausgrabungen sieht der bayerische Generalkonservator die Stadt Augsburg in der Pflicht
(dpa) - Augsburg zählt zu den bedeutendsten Römerstädten nördlich der Alpen. Doch seit fast einem Jahrzehnt gibt es in der ehemaligen römischen Provinzhauptstadt kein Römermuseum mehr. Jüngst förderten Archäologen bei Ausgrabungen spektakuläre, rund 2000 Jahre alte Stücke, wie einen Silberschatz, zutage – und bringen die Stadt zusätzlich in Erklärungsnot. Nun fordert Bayerns oberster Denkmalschützer mit deutlichen Worten, dass die Augsburger die museumslose Zeit möglichst bald hinter sich lassen sollen.
„Ohne Römermuseum fehlt Augsburg als der früheren Hauptstadt der römischen Provinz Raetien das Aushängeschild“, sagte Generalkonservator Mathias Pfeil der Deutschen Presse-Agentur. „Die einzigartigen archäologischen Funde aus der Antike, aber auch aus vorgeschichtlicher Zeit und dem Mittelalter, verdienen es, angemessen präsentiert zu werden“, so Pfeil.
Archäologen hatten zuletzt in Augsburg bei Ausgrabungen im Bereich einer früheren Fabrik insgesamt mehr als 5500 Silbermünzen der Römer entdeckt. Der etwa 15 Kilogramm schwere Schatz zählt zu den bedeutendsten Entdeckungen dieser Art in Deutschland. Zuvor waren auf dem Werksgelände bereits römische Waffen, Werkzeuge, Schmuck und Geschirr im Umfang von rund 400 Kilogramm ausgegraben worden.
Eine Auswahl der rund 2000 Jahre alten Funde wurde zwar Mitte Dezember
anlässlich einer vorübergehenden Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Doch ist eine dauerhafte Präsentation derzeit noch nicht absehbar. Denn die Stadt hatte 2012 das Römermuseum in der historischen Dominikanerkirche wegen Baumängeln geschlossen.
Dass die Kirche nun seit fast einem Jahrzehnt wegen statischer Schäden geschlossen ist, ohne dass ihre Restaurierung in Angriff genommen worden sei, gefährde auch ein wichtiges Baudenkmal, kritisierte Pfeil. Die Dominikanerkirche gehöre „zu den herausragenden Sakralbauten des frühen 16. Jahrhunderts in Deutschland“, betonte der Generalkonservator. „Eine zeitnahe Instandsetzung ist darum dringend angeraten und äußerst wünschenswert.“
Seine Behörde habe deswegen schon vor Jahren Kontakt mit der Stadt aufgenommen und biete weiterhin Unterstützung an. Doch die einst von den Römern als „Augusta
Vindelicum“gegründete Stadt bleibt bislang vage, was die Wiedereröffnung des Römermuseums betrifft. Kulturreferent Jürgen Enninger berichtet, dass zunächst die Stadtverwaltung plant, „bedeutende römische Funde an Ort und Stelle der Auffindung sichtbar werden zu lassen“.
Originale oder Repliken sollten dafür ausgestellt oder mit alternativen Präsentationsformen gezeigt werden. Die Stadt kann sich vorstellen, vor Ort Stelen anzubringen oder sogenannte QR-Codes, die auf ein Internetangebot verweisen. „Diese virtuelle Entdeckungsreise ist allerdings der erste Schritt auf dem Weg zu einem Museum der römischen Geschichte“, sagt Enninger.
In einem nächsten Schritt solle die bestehende Ausstellung in der Toskanischen Säulenhalle, die den Museumsbestand zum Teil zeigt, überarbeitet werden. Danach werde sich die Stadt mit Experten und Bürgern „auf die Suche nach einem Standort für ein derartiges Museum“begeben, verspricht Enninger.
Ein Zeithorizont für die Eröffnung eines Römermuseums ist allerdings nicht bekannt. Das bayerische Kunstministerium in München teilte mit, dass die Stadt Augsburg bei dem Museumsprojekt von den Fördermöglichkeiten des Landes profitieren könnte. „Derzeit liegen der Staatsregierung allerdings keine konkreten Pläne über die Wiedereröffnung des Römermuseums in Augsburg beziehungsweise die Nutzung der Römerfunde für museale Ausstellungszwecke vor“, erklärte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage.