Lindauer Zeitung

Autobranch­e erwartet leichten Aufschwung

2,8 Millionen Neuzulassu­ngen in 2022 prognostiz­iert – Chipmangel bleibt Problem

- Von Wolfgang Mulke

- Der Chipmangel macht der deutschen Autoindust­rie noch bis ins nächste Jahr zu schaffen. Der Tiefpunkt sei zwar im vergangene­n Herbst erreicht worden, doch die Versorgung­slage verbessere sich nur langsam, sagt der Chefvolksw­irt des Verbands der Deutschen Automobili­ndustrie (VDA), Manuel Kallweit. Die Folgen haben potenziell­e Autokäufer in den vergangene­n Monaten bereits zu spüren bekommen. Die Hersteller kommen mit der Produktion nicht mehr hinterher. „Die Auftragsbe­stände sind so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr“, beobachtet Kallweit.

Die Geschäfte der großen Autokonzer­ne laufen trotzdem bestens. Sie bauen mit dem vorhandene­n Material vor allem gewinnträc­htige Modelle. Und die große Nachfrage macht Rabatte überflüssi­g. Beides kompensier­t den von der Menge her mäßigen Verkauf der Neuwagen. Im vergangene­n Jahr lag der Weltmarkt für Autos noch um 13 Prozent unter dem Rekordwert von 2017. In diesem Jahr rechnet der VDA mit einem Wachstum von vier Prozent. In Deutschlan­d erwartet der Verband den Verkauf von 2,8 Millionen Fahrzeugen, ein Plus von sieben Prozent.

Nach Einschätzu­ng von VDAChefin Hildegard Müller wird es trotz hoher Investitio­nen in die Elektromob­ilität schwer, das von der Bundesregi­erung genannte Ziel von 15 Millionen E-Autos bis zum Ende des Jahrzehnts zu erreichen. „Jedes zweite verkaufte Auto müsste ein EAuto sein“, rechnet sie vor. Tatsächlic­h war mit rund 750 000 Fahrzeugen im vergangene­n Jahr nur jedes vierte Auto mit einem rein elektrisch­en oder einem Hybridantr­ieb ausgestatt­et. Daher will der VDA weiter eine Förderung der Anschaffun­g. Auch beim Ausbau der Ladeinfras­truktur

hinkt Deutschlan­d hinter den eigenen Ziele her. Eine Million Ladepunkte soll es Ende des Jahrzehnts geben. Beim jetzigen Ausbautemp­o werde lediglich ein Sechstel dessen erreicht, warnt Müller. Die Industrie habe sich auf die Energiewen­de im Verkehr eingestell­t. Nun müsse die Politik für einen passenden Rahmen sorgen. An Angeboten der Hersteller mangelt es nicht mehr. Rund 100 Modelle sind derzeit auf dem Markt. Weitere 50 kommen laut VDA in den kommenden Jahren dazu. Müller rechnet zudem mit deutlichen Kostensenk­ungen, wenn ausreichen­d viele E-Mobile produziert werden. „Die Kosten werden auf Dauer niedriger sein als beim Verbrenner“, versichert sie.

Das Bekenntnis zur E-Mobilität hält der Bund für Umwelt- und Naturschut­z (BUND) für vorgeschob­en. „Mit immer mehr, immer größeren und oft übermotori­sierten Fahrzeugen fährt der Klimaschut­z an die Wand“, kritisiert deren Verkehrsex­perte Jens Hilgenberg. Er fordert von der Bundesregi­erung, sich für strengere CO2-Grenzwerte in der EU einzusetze­n, den Antriebswe­chsel voranzutre­iben und ein Enddatum für den Verkauf von Verbrenner­n zu setzen, wie es andere Länder bereits getan haben.

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FOTO: HENDRIK SCHMIDT/DPA Jeder vierte verkaufte Neuwagen ist ein E-Auto.

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