Autobranche erwartet leichten Aufschwung
2,8 Millionen Neuzulassungen in 2022 prognostiziert – Chipmangel bleibt Problem
- Der Chipmangel macht der deutschen Autoindustrie noch bis ins nächste Jahr zu schaffen. Der Tiefpunkt sei zwar im vergangenen Herbst erreicht worden, doch die Versorgungslage verbessere sich nur langsam, sagt der Chefvolkswirt des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Manuel Kallweit. Die Folgen haben potenzielle Autokäufer in den vergangenen Monaten bereits zu spüren bekommen. Die Hersteller kommen mit der Produktion nicht mehr hinterher. „Die Auftragsbestände sind so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr“, beobachtet Kallweit.
Die Geschäfte der großen Autokonzerne laufen trotzdem bestens. Sie bauen mit dem vorhandenen Material vor allem gewinnträchtige Modelle. Und die große Nachfrage macht Rabatte überflüssig. Beides kompensiert den von der Menge her mäßigen Verkauf der Neuwagen. Im vergangenen Jahr lag der Weltmarkt für Autos noch um 13 Prozent unter dem Rekordwert von 2017. In diesem Jahr rechnet der VDA mit einem Wachstum von vier Prozent. In Deutschland erwartet der Verband den Verkauf von 2,8 Millionen Fahrzeugen, ein Plus von sieben Prozent.
Nach Einschätzung von VDAChefin Hildegard Müller wird es trotz hoher Investitionen in die Elektromobilität schwer, das von der Bundesregierung genannte Ziel von 15 Millionen E-Autos bis zum Ende des Jahrzehnts zu erreichen. „Jedes zweite verkaufte Auto müsste ein EAuto sein“, rechnet sie vor. Tatsächlich war mit rund 750 000 Fahrzeugen im vergangenen Jahr nur jedes vierte Auto mit einem rein elektrischen oder einem Hybridantrieb ausgestattet. Daher will der VDA weiter eine Förderung der Anschaffung. Auch beim Ausbau der Ladeinfrastruktur
hinkt Deutschland hinter den eigenen Ziele her. Eine Million Ladepunkte soll es Ende des Jahrzehnts geben. Beim jetzigen Ausbautempo werde lediglich ein Sechstel dessen erreicht, warnt Müller. Die Industrie habe sich auf die Energiewende im Verkehr eingestellt. Nun müsse die Politik für einen passenden Rahmen sorgen. An Angeboten der Hersteller mangelt es nicht mehr. Rund 100 Modelle sind derzeit auf dem Markt. Weitere 50 kommen laut VDA in den kommenden Jahren dazu. Müller rechnet zudem mit deutlichen Kostensenkungen, wenn ausreichend viele E-Mobile produziert werden. „Die Kosten werden auf Dauer niedriger sein als beim Verbrenner“, versichert sie.
Das Bekenntnis zur E-Mobilität hält der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) für vorgeschoben. „Mit immer mehr, immer größeren und oft übermotorisierten Fahrzeugen fährt der Klimaschutz an die Wand“, kritisiert deren Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Er fordert von der Bundesregierung, sich für strengere CO2-Grenzwerte in der EU einzusetzen, den Antriebswechsel voranzutreiben und ein Enddatum für den Verkauf von Verbrennern zu setzen, wie es andere Länder bereits getan haben.