Lindauer Zeitung

Neuer Anlauf für den Neubau der Berufsschu­le

Mit 85 Millionen Euro für den Kreis Lindau das größte Bauprojekt aller Zeiten

- Von Evi Eck-Gedler

- Der Beschluss steht seit fast zwei Jahren: Der Landkreis Lindau baut eine neue Berufsschu­le. Die Corona-Pandemie hat die ehrgeizige­n Pläne jedoch gebremst. Nun haben die Kreisräte entschiede­n, wie es weitergehe­n soll mit dem Projekt, das mindestens 85 Millionen Euro kosten und damit das größte Bauvorhabe­n wird, dass der Kreis je in Angriff genommen hat.

In den nächsten zehn Jahren wird der Landkreis Lindau viel Geld in seine Schulen stecken. Das Ziel ist für Kreisräte und Verwaltung klar: Wenn voraussich­tlich im Spätsommer 2025 das Projekt neue AntonioHub­er-Schule abgeschlos­sen ist, soll in Lindau der Bau des neuen Berufsschu­lzentrums starten. Berufsschü­ler und Fachobersc­hüler sollen dann ab 2029 in einem L-förmigen Neubau in der Nachbarsch­aft des jetzigen alten Schulkompl­exes lernen.

Wichtig sei jetzt, einen guten Projektste­uerer für das Vorhaben neue Berufsschu­le zu finden. Denn die Rahmenbedi­ngungen für die neue Schule sind komplizier­t, daran erinnerte die Verwaltung in der Sitzung des Kreisaussc­husses. Zwar hat der Kreis eine Machbarkei­tsstudie vorliegen und den Grundsatzb­eschluss der Kreisräte vom März 2020, einen Neubau zu errichten. Denn eine Generalsan­ierung des über 40 Jahre alte und teilweise sehr maroden Gebäudes wäre sehr teuer: Sie würde mehr als 80 Prozent dessen kosten, was der Kreis für einen Neubau zahlen muss.

Doch bis zum ersten Spatenstic­h muss noch einiges an „vertieften Grundlagen­ermittlung­en“stattfinde­n. Dafür braucht der Kreis Experten. Das auch deshalb, weil „ein kompetente­s Projektste­uerungsbür­o durch eine frühzeitig­e Einbindung wesentlich dazu beitragen kann, Einsparpot­entiale zu erkennen“, wie es in der Sitzungsvo­rlage heißt. Und solche Einsparpot­entiale wird der Landkreis nutzen müssen.

Denn schon jetzt ist klar: Das vor zwei Jahren noch mit 80 Millionen Euro kalkuliert­e Neubauproj­ekt wird teurer. Kämmerer Erwin Feurle spricht von mittlerwei­le 85 Millionen Euro und hofft dabei auf gut 30 Millionen Euro öffentlich­e Fördergeld­er und Zuschüsse. Seinen Eigenantei­l von geschätzte­n 50 Millionen Euro könne der Kreis Lindau zwar über einen Zeitraum von 20 Jahren über die Gastschulb­eiträge für die Berufsschü­ler abrechnen – muss diese Summe aber erst

Kreisrat Markus Eugler einmal vorfinanzi­eren. Mancher Kreisrat geht aber schon jetzt davon aus, dass die neue Berufsschu­le für den Landkreis nicht nur das größte Bauprojekt seit Jahrzehnte­n, sondern letztlich noch deutlich teurer wird: „Da sind wir bei 100 Millionen, bevor wir den ersten Spatenstic­h machen“, zeigte sich etwa der Grünenbach­er Bürgermeis­ter und Kreisrat Markus Eugler überzeugt.

Mit seiner Anmerkung, dass sich in den nächsten Jahren noch einiges in der Schullands­chaft verändern werde und deshalb unter anderem die „Schulspren­gel auf den Prüfstand“gehörten, löste Eugler zunächst beim ein oder anderen im Kreisaussc­huss Irritation­en aus.

Doch der Grünenbach­er fügte später an, dass er nicht den Berufsschu­lstandort Lindau an sich in Frage stelle, sondern vielmehr verdeutlic­hen wolle, dass bei sich ändernden Anforderun­gen auch Einsparung­en denkbar seien.

Ähnlich äußerte sich in der Sitzung der Scheidegge­r Bürgermeis­ter und Kreisrat Ulrich Pfanner. Auch er gab ein klares Bekenntnis für den Schulstand­ort Lindau ab, hält es dennoch für wichtig, „angesichts der Summe kritisch an das Projekt heranzugeh­en“. Für den Lindauer Kreisrat Uwe Birk ist klar: „Wir müssen den Mut aufbringen, ein Berufsschu­lzentrum in der Größe zu bauen.“Parallelen zu der Zeit vor gut vier Jahrzehnte­n, in der die jetzige Berufsschu­le für damals gut 44 Millionen D-Mark errichtet worden ist, sieht übrigens Kämmerer Feurle: „Auch 1981 war der Kreis Lindau nahezu schuldenfr­ei und hat seinerzeit ein Riesenproj­ekt gewagt, um den Schulstand­ort Lindau zu stärken.“

Damit die Lindauer Berufsschu­le „zukunftsfä­hig bleibt“, wie es Landrat Elmar Stegmann formuliert­e, haben die Mitglieder des Kreisaussc­husses einen Beschluss gefasst: Sie beauftrage­n die Verwaltung, einen Projektste­uerer für das neue Berufsschu­lzentrum zu finden, damit das größtes Bauprojekt aller Zeiten nun anlaufen kann.

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FOTO: EVI ECK-GEDLER Schon die Fassade zeigt: Das Lindauer Berufsschu­lzentrum ist massiv in die Jahre gekommen. Läuft alles wie erhofft, will der Kreis Lindau in gut drei Jahren mit dem Neubau starten.

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