Statt Tante Emma gibt es Tante Berta
Achberg hat zwar keinen Laden, dafür aber einen Automaten – Donnerstags wird er zum Treffpunkt
- Tante Emma kennt jeder. Aber wer beziehungsweise was ist Tante Berta? Zwei, die es wissen, sind Philipp Nardin und Marina Schorer. Das Paar hat in Achberg einen Automaten aufgestellt, an dem es zu jeder Tages- und Nachtzeit Ess- und Trinkbares gibt. Einkaufen völlig kontaktlos also. Damit das Ganze aber nicht komplett unpersönlich ist, haben sie den Automaten „Tante Berta“getauft.
Schick und modern kommt Tante Berta daher, wie sie da in ihrem hölzernen Gewand am Ortseingang von Achberg steht. Doch wie so oft, sind es die inneren Werte, die zählen. Und was die betrifft, so hat es Tante Berta buchstäblich in sich: Appetitanregende Würstchen neben frischen BioHühnern, verschiedene Käsesorten aus Vorarlberg, Wurst, Eier, Honig, Grillsaucen und Chutneys, Leberkäse, Kartoffeln, Schokolade und sogar Knödel gibt es hier gut gekühlt im großen Bauch von Tante Berta. Daneben, und natürlich ebenfalls schön kalt, stehen Kästen mit Bier in diversen Variationen und die angesagte Limo aus dem Ländle.
„Die Idee dazu ist eigentlich schon vor längerem entstanden“, sagt Philipp Nardin. Als die Familie eines Sonntags spontan Lust zum Grillen bekam und in Ermangelung der nötigen Zutaten auf einen Automaten
zurückgriff. „Aus Spaß“spannten sie den Gedanke, in Achberg auch so einen Automaten aufzustellen, weiter. Denn Philipp Nardin, der aus Warth stammt und zugleich im Außendienst einer Vorarlberger Brauerei arbeitet, sollte ohnehin immer wieder für Freunde Bier aus dem Ländle mitbringen und Käse aus dem Bregenzerwald. Es sollte eine Weile dauern, bis die Idee gereift, der Automat
gekauft und das Hüttle gebaut war. Wegen Lieferschwierigkeiten verzögerte sich der Start bis Mitte August vergangenen Jahres. Und obwohl die Grillsaison dann fast schon wieder vorbei war, lief das „Geschäft“, das der Außendienstler und die Krankenschwester nur „nebenher“betreiben, „sehr gut“an und wird auch heute noch bestens angenommen. Ein Erfolg, der das Paar jetzt sogar zur Expansion veranlasst: Aufgrund der starken Nachfrage wollen sie ihr Sortiment erweitern und dafür einen dritten Kühlschrank in Tante Berta einbauen.
Während einer der Kühlschränke speziell für Getränkekisten ausgelegt ist, ist das Einkaufssystem hochmodern. Auf einem Bildschirm sind die Waren samt Preisen abgebildet. Durch Antippen wählt der Kunde nicht nur aus, was er haben möchte, sondern er bekommt zu den Produkten auch noch Informationen. Bezahlt wird mit Bargeld, Karte oder mit Bezahlsystemen.
Allerdings kann der Automat eines noch nicht: Leergut zurücknehmen. Doch auch hierfür haben sich die beiden eine Lösung ausgedacht: Jeden Donnerstagnachmittag nehmen sie die leeren Kästen zurück und bieten, wo sie ja eh da sind, zusätzlich etwas Besonderes an. Aktuell sind es Orangen, Mandarinen und Zitronen frisch aus dem fernen Sizilien. „Wir überlegen uns immer was Neues fürs Dorf“, sagt der 30-Jährige. Gleichzeitig orientieren sie sich aber auch an dem, was die Achberger wollen und nachfragen. „Wir sind für alles offen.“Grundsätzlich jedoch, so betont Marina Schorer, „schauen wir schon, dass wir gute Produkte haben und dass es den Tieren gut geht“.
Warum sich die beiden, die auch noch einen kleinen Sohn haben, neben ihrer eigentlichen Arbeit auch noch zusätzliche Arbeit mit Tante Berta aufladen? „Es macht Spaß“, sagt Nardin und fügt hinzu: „Was mich persönlich freut ist, dass ich sehr viele Einheimische kennengelernt habe.“Die Donnerstagnachmittage hätten sich mittlerweile zu einem kleinen Treffpunkt entwickelt. Das macht auch Marina Schorer Spaß. Ihre Eltern haben hier früher einen Getränkemarkt betrieben. „Aber richtig mit Laden, wo man jeden Tag dastehen musste.“Da ist es mit Tante Berta schon einfacher. Für das junge Paar, aber auch für die Kunden, die an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr einkaufen können.