Knappe Zeit und viel Erba-Schrott
Der aktuelle Planungsstand zur Landesgartenschau 2024 in Wangen
- Noch gut zwei Jahre bis zur Landesgartenschau 2024 und die Zeit drängt mächtig. Dieses (nicht ganz überraschende) Fazit kann man auch nach dem „digitalen Spaziergang“über das LGS-Gelände ziehen, den Chefplaner Axel Lohrer bei der jüngsten Wangener Gemeinderatssitzung unternahm. Die SZ hat einige Themen herausgepickt, die derzeit bei den Organisatoren oder in der Öffentlichkeit für Gesprächsstoff sorgen.
Mehr Natur durch erst einmal weniger Bäume?
Es sind Bilder, die in der Bürgerschaft teilweise für Empörung sorgen und schon für einige Leserbriefe gesorgt haben: großflächig abgeholzte Bereiche der Argen an den Stellen, wo der Fluss „renaturiert“, das Ufer also abgeflacht oder anderweitig umgestaltet wird. Nach dem Stadtgarten (Entenpark) im vergangenen Jahr rücken derzeit besonders die beiden Flussseiten auf Höhe der Argeninsel in den Blickpunkt. Aber auch beim früheren Landfahrerplatz oder zwischen Südring- und Eisenbahnbrücke wurden die meisten Bäume und Sträucher entfernt. Nachvollziehbar, dass beim Anblick von Baumstümpfen mit bis zu einen Meter Durchmesser manchem das Herz blutet. Die Klagen bekam bei einem Spaziergang entlang der Argen unlängst auch OB Michael Lang zu hören, wie er in der jüngsten Videositzung des Gemeinderats berichtete. Deshalb bat er den zugeschalteten Fachmann für die „Renaturierung“der Argen, Peter Geitz, ein weiteres Mal um einige erläuternde Sätze. Der war sich des Problems bewusst, dass man sich an das Gehölz an dem damals „künstlich angelegten Steilufer gewöhnt hat“. Aber, so Peter Geitz: „Ein Gewässer ist nur vital, wenn es sich verändern kann, und dazu braucht es Raum.“
Wenn man mehr Platz schaffen wolle, komme man deshalb nicht drumherum, Gehölz zu entfernen. „Das tut weh, aber wir müssen da in den sauren Apfel beißen.“Dafür werde die Argen naturnaher und erlebbarer. Auf der Argenwiese, hinter den Auwiesen, könne sich der Fluss sogar neu entwickeln, in eine Richtung, die die Argen früher hatte: mit neuen Kurven und Rückzugsräumen für Fische. Und: „Wir müssen hier in längeren Zeiträumen denken“, so der Experte für die „Renaturierung“.
Was passiert mit den Kleingärten an Kanal und Argen?
Von der „Renaturierung“der Argen sind auch die Klein- und Schrebergärten zwischen Bahn- und Südringbrücke betroffen. Dort wird das Ufer ebenfalls abgeflacht und besser zugänglich gemacht. Die Folge: Der Fuß- und Radweg muss wegen des größeren Platzbedarfs weiter landeinwärts verlegt werden. Deshalb werden einige Gärten auf der Ostseite aufgelöst, zudem werden vorgelagerte Gärten zurückgenommen. „Die vordere Spange kommt weg“, sagte Axel Lohrer. Bei den Erba-Werksgärten entlang des Kanals sollen die Konturen nur leicht angepasst werden. Dorthin wird bekanntlich auch der bisher beim Lindenhof beheimatete Boccia-Verein umgesiedelt.
Wie kriegt man die lästigen Krähen los?
Mit einer Vielzahl von Krähen zu kämpfen haben einige Kommunen in der weiten Region, so auch Wangen hinsichtlich der Gartenschau, wie in der Ratssitzung anklang. Nachdem Chefplaner Axel Lohrer die „Aufenthaltsqualität“unter der Platanenallee neben der neuen Kreissporthalle beschrieben hatte, fragte FDP-Rat Klaus Schliz, wie man denn unter den Bäumen sitzen solle, wenn man dauernd von den Krähen beschmutzt werde. Das laute, störende Geschrei der Vögel bezeichnete Hermann Schad (FW) zudem als „richtiges Problem, das man lösen muss“. Eine richtige Lösung scheint hier aber noch nicht gefunden. Es gebe die Idee, dass man die Krähen umsiedelt, „Richtung Bahndamm, aus der Stadt heraus“, sagte Katharina Bernt von der Landesgartenschau GmbH. Hierzu liefen Gespräche mit dem Landkreis, wo die zuständige Naturschutzbehörde sitzt. Allein im Wangener Stadtkern seien über 40 dieser besonders geschützten Saatkrähenpaare festgestellt worden, hatte Nabu-Experte und SPD-Rat Gerhard Lang bereits im vergangenen Sommer zur SZ gesagt. Ein Entfernen der Vögel müsse konform mit dem Artenschutz sein.
Ob dies vielleicht auch mit Falken möglich ist, für die wegen der Taubenplage vergangenes Jahr Nistkästen an den Stadttoren aufgestellt wurden? Zumindest in der Sitzung blieb das weitere Vorgehen unklar, Axel Lohrer sagte nur: „Bei den Krähen finden wir eine pragmatische Lösung.“
Alles Schrott in dem künftigen Erba-Park?
Neben einem Spielplatz und dem künftigen Standort für die Stadtgärtnerei soll im Erba-Park, dem Bereich zwischen L 320 und Kanal, auch ein sogenannter „Schrottgarten“Platz finden. Laut Lohrer werden dabei diverse Relikte der früheren Baumwollspinnerei „neu interpretiert“. Die Rede war von aufgeschnittenen Druckbehältern, einem Garten mit alten Fenstern aus der neuen Spinnerei, von aufgehängten Lüftungsturbinen, einem von früheren Spindeln gesäumten Weg oder von einer Loggia mit alten Motoren als Ausstellungsstücken.
Was soll alles in diesem und nächsten Jahr passieren?
Die Bauarbeiten im Stadtgarten und auf der Argeninsel, wo die Sportanlagen saniert und neu strukturiert werden, sind wieder angelaufen. Das erste Widerlager der geplanten Fußund Radbrücke über die Argen beim städtischen Pflegeheim am Klösterle ist gesetzt. Auch die sogenannte Renaturierung der Argen läuft weiter. Im März soll auf der Argenwiese der neue Flusslauf im Trockenen erstellt werden, im Mai gehen die Arbeiten auf Höhe der Argeninsel weiter, im Juni und Juli ist der Bereich bei der Bahn- und Südringbrücke an der Reihe. Im Oktober müsse man mit den Arbeiten wegen der Schonzeit der Fische fertig sein, so Peter Geitz. Die letzte größere Maßnahme an der Argen im Stadtgebiet wird zwischen Frühjahr und Herbst 2023 im Hinteren Ebnet sein.
Als erstes dürfte in diesem Jahr der Bereich des Stadtgartens fertig werden, es folgen die Argeninsel und der Eingang vom Festplatz aus, wo die neue Sporthalle bis Ende 2023 stehen soll. Die weiteren größeren Landesgartenschau-Bereiche wie der Ebnet-Sportpark, die Argenwiese oder der Erba-Park sollen teilweise ebenfalls noch dieses Jahr begonnen werden und bis spätestens 2023 fertig sein.
Reicht die Zeit bis zum Frühjahr 2024?
Diese Frage treibt auch manche Stadträte um, wie die jüngste Sitzung gezeigt hat. Und: „Sind die Kosten in der Finanzplanung enthalten?“, wie Mathias Bernhard (CDU) weiter wissen wollte. Die Antwort des Chefplaners war ein „Ja, aber“: „Jetzt bin ich noch überzeugt: Wir schaffen’s“, sagte Axel Lohrer. „Wird dürfen uns jedoch nichts mehr leisten.“Nur wenig konkreter wurde Michael Lang. Man müsse nun alle Maßnahmen zügig ausschreiben und umsetzen, so der Rathauschef.
Man habe aber bislang gute Ausschreibungsergebnisse erreicht und sei mit den Firmen bisher „sehr zufrieden“. Und: „Die Maßnahmen sind ganz überwiegend im Haushaltsplan dargestellt.“Noch nicht geplant sei aber beispielsweise die Sanierung des Hochkanals zwischen Südring und Erba. Unsicher ist außerdem, ob der ins Gespräch gebrachte Aussichtsturm über der Argenwiese kommt. Ein Fragezeichen scheint auch hinter der geplanten Brücke am Argenwuhr zu stehen, hier soll beim Einlauf des Kanals ein Steg zur Argeninsel führen. Das Thema komme laut Lang in den Rat.