Dominanz gegen Heimvorteil
Deutschland will das erste Gold im Skeleton – Der große Favorit ist aber China
(SID) - So gut wie bei diesen Winterspielen standen die Chancen noch nie. Mit Christopher Grotheer und Tina Hermann kommen die beiden Weltmeister aus Deutschland, auch die vier weiteren Starter haben realistische Medaillenchancen – da könnte es doch tatsächlich klappen mit dem so ersehnten Olympiasieg für die deutschen Skeletonis. Bundestrainer Christian Baude aber weiß: „Es wird sehr schwer.“
Der große Konkurrent heißt ziemlich überraschend: China. Wenn am Donnerstag die Männer und am Freitag die Frauen in den Wettkampf starten, zählt der Gastgeber im tückischen Eiskanal in Yanqing plötzlich zu den großen Favoriten. „Gold wird nur über die Chinesen gehen“, prognostiziert Baude, insbesondere mit Blick auf das Männer-Rennen.
Dabei war China nie eine Macht im Skeleton, im Gegenteil: Die Volksrepublik holte noch nie eine WM- oder Olympia-Medaille, im Weltcup spielt sie praktisch keine Rolle. Doch auf der neu errichteten und sündhaft teuren Bahn haben die Asiaten einen Heimvorteil (erkauft). Während alle weiteren Nationen sie nur bei einer Trainingswoche im Oktober kennenlernen durften, spulten die Chinesen, auch mit deutscher Schlittenexpertise von Ex-Weltmeister Willi Schneider, in den vergangenen Monaten eine Fahrt nach der anderen ab. „Die haben fast 2000 Läufe auf der Bahn gemacht, das ist ein immenser Vorteil“, sagt der Winterberger Alexander Gassner.
Ein Weltcuprennen gab es in China nicht – und so kam den Trainingsläufen in den vergangenen Tagen eine große Bedeutung zu. Dort bestätigten sich dann die Vermutungen: Yan Wengang bei den Männern und Fahnenträgerin Zhao Dan mischten das Feld auf – für beide eine neue Erfahrung. Yan hat in seiner Karriere immerhin einen
Weltcup gewonnen, Zhao ist dort überhaupt erst viermal gestartet und schaffte es gerade so in die Top 20. In diesen Tagen ist das aber nicht wichtig, denn in Yanqing sind sie schnell. „Skeleton ist der Sport, in dem die Chinesen ihre Chancen im Eiskanal am stärksten sehen“, erklärte Baude.
Für sein Team wäre in China jede Medaille ein großer Erfolg – für die Männer wäre es sogar eine olympische Premiere. Die deutschen „Kopf-voranRodler“wollen ihre Erfahrung ausspielen. Schließlich müssen die Chinesen, wie Tina Hermann sagt, „dem Wettkampfdruck erst mal standhalten“.