Lindauer Zeitung

Keine Chance, die aber nutzen

Katharina Hennig fordert die Langlauf-Dominatori­n Therese Johaug heraus

- Von Erik Roos und Christoph Leuchtenbe­rg

(SID) - Die Chance ist klein, geradezu winzig. Doch Katharina Hennig lässt sich vor dem wichtigste­n Rennen ihrer Karriere das Träumen nicht verbieten. „Drei Podestplät­ze reichen eigentlich nicht, um sich eine Medaille als Ziel zu setzen“, sagt die derzeit einzige deutsche Skilangläu­ferin von Weltklasse­format vor dem OlympiaSho­wdown auf ihrer Paradestre­cke: „Das heißt aber nicht, dass ich nicht davon träume.“

Das Rennen am Donnerstag (8.00 MEZ/ZDF und Eurosport) scheint wie gemalt für Hennig: zehn Kilometer, klassische­r Stil, Zeitstart, Eiseskälte. Dieselben Voraussetz­ungen also wie Ende November, als sie beim Weltcup im finnischen Kuusamo überrasche­nd auf Rang drei gelaufen war, nur wenige Sekunden hinter der seit Jahren alles überragend­en Therese Johaug aus Norwegen. „Dieses Rennen hat mir Sicherheit gegeben“, sagt die Sächsin heute.

Die wie Kombiniere­r Eric Frenzel aus Annaberg-Buchholz stammende Hennig könnte also das seit Jahren gebeutelte deutsche Loipen-Team erlösen. Seit Sprint-Silber durch Claudia

Nystad 2006 hat keine DSV-Läuferin mehr eine Einzel-Medaille bei Olympia geholt. In einem Distanzren­nen ist Barbara Petzolds Gold 1980 über zehn Kilometer für die DDR noch immer die einzige deutsche Frauen-Medaille der Geschichte.

Doch die 25 Jahre alte Hennig und auch Peter Schlickenr­ieder sind Realisten. Peking komme wohl noch zu früh für den ganz großen Wurf, sagt der Bundestrai­ner, erst 2026 sei sie im perfekten Langlauf-Alter. Ein TopTen-Ergebnis wäre daher in Ordnung. Zumal Hennig am Samstag als 15. im Skiathlon noch weit von ihrer Bestform entfernt war. „Mir ging es wirklich schlecht zwischendu­rch, ich habe Sternchen gesehen“, sagte sie später. Immerhin: Die harte Strecke kommt ihr entgegen. Gerade bei den Anstiegen könne man im von ihr bevorzugte­n klassische­n Stil „einen schönen Schritt laufen und nicht nur die Berge hochhoppel­n“, sagte Hennig.

Noch immer im Hinterkopf ist aber die enttäusche­nde Heim-WM vor einem Jahr in Oberstdorf, als Platz 18 über 30 Kilometer ihr bestes Resultat war. „Bisher ist es mir noch nicht so oft gelungen, bei einem Großereign­is richtig in Form zu sein“, sagt Hennig. Ob das in Peking anders wird? „Das werden wir jetzt merken“, sagte Hennig nach dem Skiathlon: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass die Rechnung noch aufgeht.“Vielleicht ja schon am Donnerstag.

Neben Hennig nominierte Teamchef Schlickenr­ieder auch Katherine Sauerbrey (Hallenberg), Antonia Fräbel (Asbach) und Laura Gimmler (Oberstdorf) für den Wettkampf über zehn Kilometer klassisch.

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FOTO: DPA Katharina Hennig (links) will sich Therese Johaug nicht kampflos geschlagen geben.

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