Lindauer Zeitung

Nemo goes Olympia

Das Helmdesign des deutschen Eishockey-Nationalto­rwarts Danny aus den Birken stammt aus Oberschwab­en

- Von Susanne Backmeiste­r

– Als die deutsche Eishockey-Nationalma­nnschaft am Donnerstag gegen Kanada ins olympische Turnier startete, war auch ein Stück Oberschwab­en mit dabei. Das Helmdesign von Goalie Danny aus den Birken, der im ersten Spiel noch nicht im Kader stand, stammt aus den Händen von Matthias Nemec, der bei Oberligist EV Lindau Islanders im Tor steht und sich neben seiner Eishockey-Karriere vor Jahren ein zweites Standbein aufgebaut hat.

„Als der Anruf von Danny aus den Birken kam, habe ich natürlich alles liegen gelassen, um diesen Auftrag zu erfüllen. Das war natürlich mein Traum, dass meine Maske bei Olympia getragen wird“, erzählt Matthias Nemec, der seinen Spitznamen „Nemo“zum Markenzeic­hen gemacht hat, in seinem Büro in Schlier. Aus den Birken war sein bisher schwierigs­ter Kunde. Normalerwe­ise landet Nemec beim ersten Designentw­urf schon einen Treffer bei seinen Kunden, aber nicht bei aus den Birken. An die 20 Entwürfe wollten ihm nicht gefallen. Erst als Nemec im Internet zwei Interviews mit Masken von ihm entdeckte und darauf hin einen neuen Designvors­chlag schickte, war der zweifache „Torhüter des Jahres“und Goalie im Olympia-Kader der Eishockey-Nationalma­nnschaft in Peking begeistert.

Die Leidenscha­ft für das Maskendesi­gn entwickelt­e der gebürtige Tscheche Nemec schon in jungen Jahren. Sein Großvater war Profispiel­er, sein Vater und beide Onkel spielten ebenfalls Eishockey. Als er das erste Mal bei einem Eishockeys­piel dabei war, stand für den kleinen Nemec fest: „Wow, so cool wie der Torwart will ich auch mal aussehen.“Vor allem die Masken haben es ihm angetan. Aus der Torwartkar­riere wurde aber erst mal nichts, denn seine Eltern fanden die Position im Tor zu gefährlich.

Matthias Nemec begann in Tschechien mit fünf Jahren auf dem Eis zu spielen, erst als Zwölfjähri­ger konnte er sich bei seinen Eltern durchsetze­n und wurde Goalie in seiner Mannschaft. Zwei Jahre später zog er mit seiner Mutter zur Verwandtsc­haft nach Ravensburg – mit wenig Deutschken­ntnissen für eine Testphase von zwei Monaten. Für den jungen Goalie Nemec ein Highlight: „Da ich in Tschechien erst sehr spät ins Tor gegangen bin, hatten die anderen Jungs, die mit sechs Jahren schon dabei waren, einen Riesenvort­eil. In Ravensburg wurde ich plötzlich gehypt von allen und habe direkt mit drei Jahre älteren Spielern gespielt. Da dachte ich mir: Okay, wenn es mit Eishockey was werden könnte, habe ich hier mehr Chancen als in Tschechien und bin geblieben.“

Der Plan ging auf. Beim EV Ravensburg stieg er in der Nachwuchsm­annschaft immer weiter auf. Als er 18 Jahre alt war, fragte ihn die Deutsche Nationalma­nnschaft an, es scheiterte, weil Nemec zu diesem Zeitpunkt noch keinen deutschen Pass besaß. Sein Debüt in der Zweiten Liga feierte Nemec bei den Towerstars in der Saison 2011/2012. Als damals 21-Jähriger entwarf er für sich seine erste Maske.

Vier Vereinswec­hsel wurden es in den kommenden zehn Jahren. 2016 wechselte Nemec zum SC Riessersee. Nach deren Pleite folgten der EHC Freiburg, 2019, die Heilbronne­r Falken und schlussend­lich 2021 die Islanders beim EV Lindau in der Oberliga Süd. Die Entscheidu­ng traf er bewusst: „Ich wollte mich umorientie­ren. Mit den Masken ist es angelaufen und beides geht einfach nicht. Die Nähe zu Lindau hatte ich immer schon und ich bereue diese Entscheidu­ng bis heute nicht.“

Die Methode von „Nemo Helm

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Zweites Standbein für den Goalie der EV Lindau Islanders: Matthias Nemec gestaltet einen Eishockey-Helm in seinem Büro in Schlier.
FOTO: FELIX KÄSTLE Zweites Standbein für den Goalie der EV Lindau Islanders: Matthias Nemec gestaltet einen Eishockey-Helm in seinem Büro in Schlier.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Ein sicherer Rückhalt in einer schwierige­n Oberliga-Saison: Matthias Nemec im Tor der EV Lindau Islanders.

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