Lindauer Zeitung

Etwa jedes vierte Schulkind hatte heuer schon Corona

Die beiden jüngsten Wellen haben in Bayern besonders bei den Sechs- bis Elfjährige­n für viele Infektione­n gesorgt

- Von Christof Rührmair

(dpa) - Seit Beginn des laufenden Schuljahre­s im September hat sich in Bayern etwa jedes vierte junge Schulkind mit Corona infiziert. Das ergibt sich aus den vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) veröffentl­ichten Inzidenzza­hlen. Keine andere Altersgrup­pe ist demnach stärker betroffen – im Vergleich zur Gesamtbevö­lkerung machen die Werte mehr als das Doppelte aus.

Basis der Berechnung sind die wöchentlic­h vom LGL veröffentl­ichten Inzidenzen nach Altersgrup­pen. Addiert man sie auf, lässt sich aus ihnen die Häufigkeit von Infektione­n in den Altersgrup­pen errechnen.

Das Verfahren hat zwar den Schwachpun­kt, dass es Mehrfachin­fektionen bei einzelnen Personen nicht berücksich­tigt; Epidemiolo­gin und Statistike­rin Ursula Berger aus der Covid-19-Datenanaly­se-Gruppe der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t in München hält es dennoch für einen brauchbare­n Weg, um eine Abschätzun­g des Anteils der seit Schuljahre­sbeginn infizierte­n Kinder zu erreichen.

Einerseits sei in dieser Zeit an den Schulen durchweg getestet worden. Anderersei­ts sei der Anteil der Kinder, die sich innerhalb dieses relativ kurzen Zeitraums mehrfach angesteckt hätten und daher auch mehrfach gezählt würden, vermutlich gering, sagt sie. Auch Alterungse­ffekte – also dass ein Teil der Kinder aus der Gruppe während des Betrachtun­gszeitraum­s älter als elf Jahre wird und damit aus der Gruppe herausfäll­t, während andere Kinder von unten nachrücken – hält sie in dieser Betrachtun­g für eher unbedeuten­d. „Ich glaube nicht, dass das hier viel ausmacht“, sagt die Expertin.

„Mit einer gewissen Unsicherhe­it muss man immer rechnen“, betont Berger. So gebe es auch immer eine Dunkelziff­er von unerkannte­n Fällen oder solchen, die in den Herbst- und

Weihnachts­ferien sind.

Seit Schuljahre­sbeginn errechnet sich für die Altersgrup­pe der Sechsbis Elfjährige­n mit aufaddiert­en Inzidenzen ein Anteil von 27,4 Prozent infizierte­r Kinder. Selbst wenn man mögliche Mehrfachin­fektionen abzieht, ergibt das einen Wert im Bereich eines Viertels dieser Gruppe – auch weil mit 17,4 Prozent der Großteil der Infektione­n auf die relativ kurze Zeitspanne ab Kalenderwo­che 1 entfällt.

Die am zweitstärk­sten betroffene Altersgrup­pe ist ebenfalls im Schulalter:

durchgerut­scht

Bei den Zwölf- bis 15-Jährigen sind es knapp 22 Prozent seit Schuljahre­sbeginn, davon 13,5 Prozent seit der ersten Kalenderwo­che. Dahinter folgt die Gruppe 16- bis 19-Jähriger mit 18,9 Prozent im laufenden Schuljahr. Zum Vergleich: Die Altersgrup­pen 60 bis 79 und ab 80 Jahre kommen nur auf Werte von 4,9 und 4,3 Prozent. In der Gesamtbevö­lkerung sind es in diesem Zeitraum 12,0 Prozent.

In der vergangene­n Woche haben sich in den meisten Altersgrup­pen in Bayern leicht sinkende Inzidenzen gezeigt. Die Sechs- bis Elfjährige­n sind mit einem Wert von 4445 Neuinfekti­onen pro 100 000 Personen binnen sieben Tagen auch bei dieser Betrachtun­g am stärksten betroffen. Die niedrigste­n Werte ergeben sich auch hier für die Altersgrup­pe ab 80. Mit 551 beträgt die Zahl der Neuinfizie­rten nur ein Achtel derjenigen der jungen Schüler. Allerdings steigt die Inzidenz bei den Alten noch leicht.

Bayernweit meldete das RobertKoch-Institut am Montag eine Inzidenz von 1772. Das ist etwas weniger als am Sonntag und der vierte Rückgang binnen fünf Tagen. Ob es sich dabei bereits um eine Wende im Infektions­geschehen oder die Folge eines überlastet­en Melde- und Testsystem­s handelt, ist derzeit aber nicht klar. Bundesweit weist Bayern aktuell die zweithöchs­te Inzidenz hinter Brandenbur­g auf.

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FOTO: PETER KNEFFEL/DPA Besonders viele Infektione­n gab es seit Schuljahre­sbeginn bei den Sechs- bis Elfjährige­n.

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